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Kardinal Christoph Schönborn auf dem Weg zu einer Kardinalsversammlung im Vatikan Kardinal Christoph Schönborn auf dem Weg zu einer Kardinalsversammlung im Vatikan  (ANSA)

Schönborn: Dynamik im Konklave „entsteht in sehr kurzer Zeit“

Kardinal Christoph Schönborn hat bei den beiden Papstwahlen von 2005 und 2013 in der Sixtinischen Kapelle eine außerordentlich rasche geistliche Dynamik unter den Kardinälen wahrgenommen. „Als würde Gott hinzeigen, der ist es - den will ich“, schilderte der emeritierte Erzbischof von Wien seine Erfahrung im Gespräch mit uns.

Schönborn, der im Januar 2025 das 80. Lebensjahr vollendet hat, nimmt am Konklave von 2025 nicht mehr als Wähler teil. Gudrun Sailer fragte den Kardinal nach der Stimmung bei einer Papstwahl.

Kardinal Schönborn: Das kann ich Ihnen schwer sagen. Die beiden Konklave, an denen ich teilgenommen habe, waren so kurz. Die haben beide nur 24 Stunden gedauert. Da hat man gar nicht Zeit, in eine Konklave-Spannung hineinzukommen. Das ist beides mal so schnell gegangen. Bei Benedikt im 4. Wahlgang, bei Franziskus im 5. Wahlgang. Und schon war es geschehen. Diese Mystifizierung des Konklaves ist vielleicht interessant für Filmemacher. Die Erfahrung, die ich beim 2013er Konklave als prägend empfunden habe, ist, wie eine Dynamik entsteht in so kurzer Zeit. Als würde Gott hinzeigen, der ist es. Den will ich.

Hier zum Hören:

„Was erwarte ich vom nächsten Papst? Dass er ein Mann des Evangeliums ist“

Sie selbst, Herr Kardinal, sind der Mühe und der Verantwortung der nächsten Papstwahl enthoben. Sie kennen aber die Weltkirche so gut wie vermutlich wenig andere Kardinäle. Was braucht die Kirche, was braucht die Welt in den nächsten zehn Jahren, wer immer der neue Papst wird?

Kardinal Schönborn: Evangelium, Evangelium, wirklich Orientierung am Evangelium. Wir brauchen keine politikwissenschaftliche Strategie. Natürlich, das sind Hilfsinstrumente, die sind wichtig: ordentliche Finanzgebarung, gutes Management im Vatikan, guter Umgang mit den neuen Medien und auch mit den alten. Alle diese Dinge sind wichtig. Aber wenn es nicht von innen her getragen ist, von der Leidenschaft für das Evangelium, von der Freude am Evangelium, Evangelii Gaudium, die Grundschrift vom Papst Franziskus her, dann ist es alles vergebliche Liebesmühe. Also was erwarte ich vom nächsten Papst? Dass er ein Mann des Evangeliums ist. Vir Evangelicus, ein Mann des Evangeliums, so wie es Franziskus war und der heilige Franziskus, sein Vorbild: Menschen des Evangeliums zu sein.

(vatican news – gs)

 

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06. Mai 2025, 11:10