Kardinal Koch über Leo XIV: Ein Papst für Dialog und Versöhnung
Mario Galgano - Vatikanstadt
Eine solche Reise wäre ein Meilenstein, der alle christlichen Konfessionen betreffe, sagte der Schweizer Kurienkardinal, Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, in einer Pressekonferenz in der Kaserne der Schweizergarde am Freitag.
„Das Konzil von Nizäa im Jahr 325 fand in einer Zeit statt, in der die Kirche noch unversehrt von Spaltungen war“, erklärte Koch. „Deshalb wäre es ein starkes Zeichen, wenn alle christlichen Gemeinschaften gemeinsam dieses Jubiläum begehen und ihren Glauben an Jesus Christus erneuern.“ Ein Besuch von Papst Leo XIV. an diesem historischen Ort – wie einst mit Papst Franziskus geplant – würde nach Ansicht Kochs nicht nur symbolisch wirken, sondern auch den Kern des petrinischen Dienstes unterstreichen: „Der Papst ist der Erste, der dem Evangelium Gehorsam schuldet – und die Kirche stets daran erinnern muss.“
Überrascht über den Papstnamen
Mit Blick auf die Wahl des Papstnamens zeigte sich der Kardinal positiv überrascht. „Ich dachte zuerst, er würde sich Augustinus nennen – immerhin ist er Augustiner. Umso erfreuter war ich über den Namen Leo“, sagte Koch. Er verwies auf Leo XIII., den Papst der Soziallehre, der Medien und der Marienfrömmigkeit: „Leo XIII. war der erste gefilmte Papst und ein großer marianischer Denker. Dass Leo XIV. seine Vorstellung mit einem gemeinsamen Ave Maria beendete, ist eine schöne Kontinuität.“
Noch bedeutender sei aber die Verbindung zum heiligen Leo dem Großen, der im 5. Jahrhundert den Christusglauben verteidigte – eine Referenz, die laut Koch „nicht zufällig“ gewählt wurde. „Leo heißt Löwe“, so der Kardinal, „und in einer Welt voller bedrohlicher Löwen ist es wohltuend, einen sanften, demütigen, bescheidenen Löwen zu haben, der zeigt, wie man als Christ Löwe sein kann.“
Offene Wunden heilen
Ein weiteres Thema der Pressekonferenz war auch die tiefgreifende Spaltung innerhalb der katholischen Kirche. Koch sprach von „offenen Wunden“, die geheilt werden müssten. In diesem Zusammenhang zeigte er sich hoffnungsvoll, dass Leo XIV. ein Brückenbauer sein könne. Sein bischöfliches Motto sei bereits vielsagend gewesen: „Wir sind viele – aber eins im Glauben an Jesus Christus.“ Das zeige, dass der neue Papst Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Reichtum begreife.
Koch zitierte den französischen Denker Blaise Pascal, um die Herausforderung zu beschreiben: „Einheit ohne Vielfalt ist Diktatur, Vielfalt ohne Einheit ist Anarchie.“ Die Kirche müsse Vorbild sein für das Zusammenleben von Unterschiedlichkeit in gemeinsamer Treue zum Glauben. Nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch in der Ökumene und der Gesellschaft sei dies heute entscheidender denn je.
Kein Übergangspapst
Dass Papst Leo XIV. mit 69 Jahren vergleichsweise jung sei, wertete Koch als Hinweis, dass das Konklave keinen Übergangspapst wollte: „Vielleicht steht uns ein Pontifikat wie das von Leo XIII. bevor – lang, prägend und dialogbereit.“ Die Kirche müsse sich, so Kochs Fazit, ihrer eigenen Berufung bewusst bleiben: als Modell für eine Welt, in der Einheit und Vielfalt kein Widerspruch, sondern ein gemeinsamer Weg sind.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.