Requiem für Papst Franziskus
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Das Requiem wurde von Kardinal Giovanni Battista Re zelebriert, dem 91-jährigen Dekan des Kardinalskollegiums. Über Rom spannte sich ein herrlich blauer Himmel, doch herrschten rund um den Vatikan scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Wer bei der Totenmesse dabeisein wollte, der musste früh aufstehen und viele Kontrollen in Kauf nehmen. Liturgische Farbe auf dem Petersplatz war österliches Rot; auf der Fassade des Petersdoms war eine große Teppich-Darstellung des auferstandenen Christus angebracht. Mit Re konzelebrierten 224 Kardinäle, 750 Bischöfe und viele Priester.
Auf dem Sarg: das aufgeschlagene Evangelium
„Herr, gib ihm die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihm,“ sang die Schola, als der einfache doppelwandige Holzsarg des Papstes aus der Basilika auf den Vorplatz hinausgetragen wurde. Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. war vor zwei Jahren noch in drei ineinanderpassenden Särgen zu Grabe getragen worden, doch kurz darauf hatte Franziskus die rituellen Vorgaben vereinfacht.
Der Papst aus Argentinien ist am Ostermontag im Alter von 88 Jahren im Vatikan verstorben. An seinem offenen Sarg sind von Mittwoch bis Freitag im Petersdom eine Viertelmillion Menschen vorbeigezogen. Am Freitagabend wurde der Sarg geschlossen; während des Gottesdienstes vom Samstag war er auf einem Podest vor dem Hauptaltar platziert, darauf ein aufgeschlagenes Evangelium, schräg dahinter die Marienikone „Salus Populi Romani“, vor der Franziskus häufig gebetet hat.
Eine Fürbitte auf Deutsch
Die feierliche Totenmesse wurde von besonderen Gebeten und Gesängen geprägt; das Evangelium wurde auf Latein vorgesungen, und die Fürbitten gaben in ihrer Sprachenvielfalt einen Eindruck von der Universalität der Kirche. Eine der Fürbitten – die für alle verstorbenen Gläubigen – wurde auf Deutsch vorgetragen.
Delegationen aus etwa 130 Staaten, darunter zwölf gekrönte Häupter, waren auf der Piazza präsent. Die Liste der anwesenden 52 Staatschefs und zahlreichen Regierungschefs liest sich wie ein „Who is who“ der internationalen Politik, von Donald Trump (USA) über Javier Milei (aus der argentinischen Heimat des Verstorbenen) und Wolodymyr Selenskyj (Ukraine) bis zu Frank-Walter Steinmeier (Deutschland). Allerdings fehlten einige bekannte Namen, etwa der russische Präsident Wladimir Putin oder Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Kardinal Re: „Franziskus hat Geist und Herzen der Menschen berührt“
Vertreten waren aber auch die Führungspersönlichkeiten anderer Religionen und christlicher Kirchen, namentlich Patriarch Bartholomaios I., das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen. In seiner Predigt würdigte Kardinal Re den verstorbenen 266. Papst: Barmherzigkeit und Freude des Evangeliums seien zwei Schlüsselbegriffe seiner zwölfjährigen Amtszeit gewesen.
„Die überwältigende Zuneigung und Anteilnahme, die wir nach seinem Tod erlebt haben, zeigt uns, wie sehr das ereignisreiche Pontifikat von Papst Franziskus den Geist und die Herzen der Menschen berührt hat. Das letzte Bild von ihm, das wir weiterhin vor Augen und in unseren Herzen haben werden, ist das vom letzten Sonntag, dem Hochfest der Auferstehung des Herrn, als Papst Franziskus uns trotz seiner schweren gesundheitlichen Probleme vom Balkon des Petersdoms aus den Segen erteilen wollte…“
Trotz seiner Gebrechlichkeit habe sich der lateinamerikanische Pontifex für einen „Weg der Hingabe bis zum letzten Tag seines irdischen Lebens“ entschieden. Pastoral sei Franziskus gewesen, spontan, um Einfachheit bemüht, eine starke Persönlichkeit.
„Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte. Darüber hinaus war er ein Papst, der achtsam war für das Neue, das in der Gesellschaft aufkam, und für das, was der Heilige Geist in der Kirche weckte. Mit dem für ihn charakteristischen Vokabular und seiner an Bildern und Metaphern reichen Sprache hat er stets versucht, die Probleme unserer Zeit mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten…“
„Nun bitten wir dich: Bitte du für uns…“
Die Ängste, Leiden und Hoffnungen unserer Zeit habe der Verstorbene „wirklich geteilt“, rühmte Re in der mehrmals von Beifall unterbrochenen Predigt. Kennzeichnend für Franziskus‘ Wirken seien der Vorrang der Evangelisierung gewesen und „die Überzeugung, dass die Kirche ein Zuhause für alle ist; ein Haus mit stets offenen Türen“. „Unzählig“ seien seine Gesten und Ermahnungen zugunsten von Flüchtlingen und Vertriebenen gewesen. „Und auch in seinem Einsatz für die Armen war er unermüdlich.“ Die wohl wichtigste der 47 Auslandsreisen dieses Papstes sei die in den Irak gewesen; im Jahr 2021.
„In geistlicher Verbundenheit mit der ganzen Christenheit sind wir hier zahlreich versammelt, um für Papst Franziskus zu beten, auf dass Gott ihn in seine unendliche Liebe aufnehme. Papst Franziskus pflegte seine Ansprachen und persönlichen Begegnungen mit den Worten zu beenden: ‚Vergesst nicht, für mich zu beten‘. Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es letzten Sonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast, in einer letzten Umarmung mit dem ganzen Volk Gottes, aber auch im Geiste mit der gesamten Menschheit, die mit aufrichtigem Herzen nach der Wahrheit sucht und die Fackel der Hoffnung hochhält!“
Anrufung der heiligen Vorgänger
Am Ende des Requiems fand die Aussegnung und Verabschiedung vor dem Sarg statt. Dabei wurde Franziskus der Gnade Gottes empfohlen. Auf den Wechselgesang der „Allerheiligenlitanei“, in dem auch die Namen der heiligen Päpste vom 1. bis zum 21. Jahrhundert genannt wurden (zuletzt Johannes Paul II.), folgten Gebete der Ostkirchen auf Griechisch.
Nach einem stillen Moment der Andacht wurde der Sarg des Papstes noch einmal mit Weihwasser besprengt und Gott um die Aufnahme des Verstorbenen in sein ewiges Reich gebeten. Dazu erklang der Hymnus „In paradisum deducant te Angeli“: „Zum Paradies mögen Engel dich geleiten“.
(vatican news)
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