Leo XIV.: ?Für jene beten, die Sorge für Umwelt nicht dringend finden"
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Auf die tödlichen Überschwemmungen in seiner US-amerikanischen Heimat ging der Papst nicht direkt ein, er sprach aber von einer Reihe von Naturkatastrophen, ?die wir noch immer fast täglich auf der Welt an so vielen Orten und in so vielen Ländern erleben“. Diese Ereignisse ?sind auch teilweise auf menschliche Exzesse und ihren Lebensstil zurückzuführen“, hielt der Papst fest und mahnte ?Umkehr“ an.
Leo feierte seine erste Messe nach dem neuen Formular ?zur Bewahrung der Schöpfung“. Ausdrücklich dankte der Papst für die Erarbeitung des neuen Messformulars, an dem verschiedene Kurienbehörden zusammengewirkt hatten, und für die Arbeit des Laudato Si-Zentrums. In diesem von Papst Franziskus eingerichteten Umwelt- und BIldungsort auf dem Gelände der päpstlichen Sommerresidenz fand die Messe unter freiem Himmel und in privater Form statt. Das Zentrum folge ?der wunderbaren Inspiration von Papst Franziskus“, unterstrich Leo, und es setze die wichtige Mission der vor zehn Jahren erschienenen Enzyklika ?Laudato si“ fort: ?die Notwendigkeit, die Schöpfung, unser gemeinsames Haus, zu bewahren.“
Das Evangelium (Mt 8, 23-27), das im neuen Messformular für die Feier an Werktagen vorgesehen ist, stellt die Szene am See Genezaret vor, als Jesus auf Bitten der verängstigten Jünger dem Sturm Einhalt gebietet - ein Bild für die tiefgreifenden Erschütterungen der Gegenwart. Zwar erlebe man den ?friedlichen Moment“ dieser Liturgie in den Gärten von Castel Gandolfo, doch ringsum ?eine Welt, die in Aufruhr ist, sowohl aufgrund der globalen Erwärmung als auch aufgrund bewaffneter Konflikte“, so Leo. Das sei aber nicht das Ende. ?Im Herzen des Jubiläums bekennen wir, und wir können das oft wiederholen: Es gibt Hoffnung! Wir haben sie in Jesus gefunden, dem Retter der Welt.“
In Anknüpfung an Franziskus, dessen Enzyklika Laudato si’ oft politisch gelesen wurde und die Politik auch erreichte, legte Leo den Akzent deutlicher auf die geistliche Tiefe ökologischer Umkehr. So verband der Papst in seiner Auslegung des Matthäus-Evangeliums das Handeln Jesu, der den Sturm stillte, mit der Auferstehungserfahrung: ?Die Zurechtweisung, die Jesus dem Wind und dem Meer entgegenruft, zeigt seine Kraft zum Leben und zur Rettung“ – stärker als jene Kräfte, ?angesichts derer die Geschöpfe sich verloren fühlen“. Diese Kraft des Lebens und der Rettung, so Leo, sei der Kirche anvertraut – auch in ihrer Aufgabe, die Schöpfung zu bewahren, den Schrei der Erde und den Schrei der Armen zu hören. Die Liturgie werde dabei zur Quelle und zum Ziel kirchlichen Handelns: ?Die Eucharistie, die wir feiern, gibt unserem Tun Sinn und Halt“, so der Papst vor der mitfeiernden Gemeinde aus dem ?Borgo Laudato Si“; einer der Konzelebranten bei der Messe war Kardinal Michael Czerny, der Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.
Im Einklang mit der Enzyklika seines Vorgängers und auch mit Aussagen Papst Benedikt XVI. erinnerte Leo daran, dass die ökologische Krise Ausdruck eines tiefer liegenden Zerwürfnisses sei – mit Gott, dem Nächsten und der Erde. Umkehr bedeute deshalb mehr als ökologisches Engagement. Es gehe um ein neues, versöhntes Verhältnis zur gesamten Schöpfung: ?Nur ein kontemplativer Blick kann unser Verhältnis zu den geschaffenen Dingen verändern und uns herausführen aus der ökologischen Krise“, stellte Leo klar.
Der Ort der Messe, das ?Borgo Laudato Si“, war von Papst Franziskus als Modellprojekt initiiert worden. Es versteht sich als Labor der Bildung und der Praxis für neue Wege im Umgang mit der Schöpfung. Mit dieser im Einklang zu sein, ?ist unsere Heilung und unsere Versöhnung“, so Papst Leo.
(vatican news – gs)
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