?Heiliger Vater, wir versinken“
Joseph Tulloch und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Guam ist eine Insel im westlichen Pazifischen Ozean südlich von Japan und gehört als nichtinkorporiertes Außengebiet zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Jimenez war einer von 54 Metropolitan-Erzbischöfen, die am 29. Juni vom Papst das Pallium erhielten. Kurz darauf empfing Papst Leo ihn in Audienz und tauschte sich 25 Minuten lang mit ihm aus. ?Heute, kurz vor meiner Audienz beim Heiligen Vater, schrieb mir jemand aus Tuvalu: Bitte sag dem Papst, dass wir versinken. Das habe ich dann auch getan“, sagte uns der Erzbischof.
Steigender Meeresspiegel zwingt Menschen in Migration
Drei der fünf vom steigenden Meeresspiegel am stärksten bedrohten Inselstaaten – die Marshallinseln, Kiribati und Tuvalu – gehören zur Bischofskonferenz des Pazifikraums. In zwei davon war Jimenez bereits selbst vor Ort. ?Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie der Klimawandel und der steigende Meeresspiegel das Leben der Menschen verändern. Viele müssen auswandern – obwohl sie eigentlich bleiben wollen, weil es ihre Heimat ist.“
Diese Heimat zu verlassen sei für viele traumatisch, erklärt Jimenez. Wer in Australien neu beginne, trage oft eine tiefe Sehnsucht in sich und die Frage: Warum mussten wir gehen? ?Der Begriff von Heimat verändert sich. Und das ist nicht nur eine politische, sondern auch eine geistliche Herausforderung“, sagt der Erzbischof.
Thema bei Bischofskonferenz
Auch bei der nächsten Vollversammlung der Bischofskonferenz des Pazifik im August werde es um das existenzbedrohende Thema Klimawandel und Auswanderung gehen, so der Erzbischof. 17 Bischöfe und Ordinariatsleiter aus der Region wollen teilnehmen. Für viele sei es jedoch bereits ein finanzieller Kraftakt, überhaupt anreisen zu können. Die Vollversammlung der Bischofskonferenz finde aus diesem Grund nur alle zwei Jahre statt.
?Anfangs fragte ich mich: Warum kommt dieser Mitbruder nicht? Dann erfuhr ich, dass er sich das Flugticket nicht leisten konnte. Die Distanzen sind riesig, und die Flüge sehr teuer“, so Jimenez. Auch das habe er dem Papst gesagt – der das Problem aus erster Hand kenne, weil er selbst als Bischof in Peru ähnliche Erfahrungen gemacht habe.
Einheit der Kirche ein hohes Gut
Ebenfalls als Herausforderung sieht der Erzbischof von Agaña die Lage des einzigen regionalen Priesterseminars. Es fehlten Dozenten und finanzielle Mittel. Im Gespräch mit dem Papst ging es auch um Spannungen rund um den Neokatechumenalen Weg, die Jimenez von seinen beiden Vorgängern geerbt hat, wie er sagte. Papst Leo XIV. habe dabei für Einheit plädiert. ?Wir haben unterschiedliche Charismen. Aber am Ende sind wir eine Kirche. Und wir sollten alles tun, um nicht Spaltung, sondern Einheit zu fördern.“
Doch trotz allem erlebt Jimenez in der Region eine lebendige Kirche. Besonders in Kiribati, wo viele Gläubige vom Fischfang leben, hätten ihn die Liturgien tief beeindruckt. ?Die Gottesdienste dauern zwar länger – wegen der vielen Gesänge – aber der Glaube ist lebendig, farbenfroh und fröhlich. Danach wird gemeinsam gefeiert, mit echtem Miteinander.“
Als Papst spielte Leo erst zwei Mal Tennis
Auch ganz persönliche Themen kamen bei der Audienz mit Leo XIV. zur Sprache, verriet der Erzbischof aus dem Westpazifik. Jimenez ist begeisterter Tennisspieler – und sprach den Papst, der ebenfalls spielt, darauf an. Leo habe ihm lächelnd geantwortet, er sei erst zweimal zum Spielen gekommen, seit er Papst ist.
Zum Abschluss bat Jimenez Papst Leo, mehrere Rosenkränze für Diakonatskandidaten in Guam zu segnen. ?Ich sagte: Ich weiß, jeder Priester kann segnen, aber wäre es möglich, dass Sie das tun? Und darf ich ein Video machen – als Beweis? Der Papst hat gelächelt und gesagt: Natürlich.“ Auch ein Selfie mit Papst für die Jugendlichen der Erzdiözese durfte nicht fehlen.
Jimenez sprach von einem bewegenden Erlebnis – und von einem bleibenden Zuspruch, den er mit nach Hause nimmt. Bei der Verleihung des Palliums habe ihm Papst Leo gesagt: ?Sie stehen in Ihrer Erzdiözese vor vielen Herausforderungen, aber Sie sollen wissen, dass Gott mit Ihnen ist.“ Genau daran müsse man sich ständig selbst erinnern, so der Erzbischof: ?Denk daran: Gott ist mit dir.“
Das Interview mit Erzbischof Jimenez führte Joseph Tulloch
(vatican news – gs)
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