Leo XIV.: „Sich verschließen ist nie eine Lösung“
Als biblisches Beispiel verwies Leo auf die Erzählung von dem tauben, stotternden Mann, den Jesus heilt (Markus 7,31-37). Womöglich habe dieser Mann beschlossen, sich über den Weg seiner Beeinträchtigung aus der verwirrenden und ihn verletzenden Welt zurückzuziehen, erklärte der Papst zur Symbolik der biblischen Erzählung.
Bulimie der sozialen Medien
Eine ähnliche Versuchung stelle sich vielen Menschen heute, in einer Gesellschaft, die an einer „Bulimie“, einer Fress- und Brechsucht, der sozialen Medien erkrankt ist, wie Leo formulierte: „Wir sind hypervernetzt, werden mit Bildern bombardiert, manchmal auch falschen oder verzerrten Bildern. Wir werden von einer Vielzahl von Botschaften überwältigt, die in uns einen Sturm widersprüchlicher Emotionen auslösen.“ Weil man beim Sprechen auch noch leicht missverstanden werde, entstehe die Versuchung des kompletten Rückzugs: nichts mehr hören und nichts mehr sagen.
Leo XIV. warnte ausdrücklich vor dieser Versuchung. „Sich zu verschließen ist in der Tat nie eine Lösung“, erklärte der Papst. In der Tat habe Jesus den Mann mit dem Wort „effata“, „öffne dich“, geheilt. Er habe ihm damit empfohlen: „Öffne dich dieser Welt, die dir Angst macht! Öffne dich den Beziehungen, die dich enttäuscht haben!“
Gutes Reden üben
Leo lud die Gläubigen auch dazu ein, sich in einer guten Form des Redens zu üben und eine gewaltfreie Kommunikation zu pflegen: „Wir alle müssen den Herrn bitten, unsere Art zu kommunizieren zu heilen, nicht nur, um effektiver zu sein, sondern auch, um zu vermeiden, andere mit unseren Worten zu verletzen.“ Er bat um Gebet für jene, „die durch die Worte anderer verletzt wurden“.
Die Generalaudienz an diesem Mittwoch war die erste nach der Sommerpause für den Papst. Inhaltlich schloss Leo damit seine Reihe über verschiedene Stationen auf dem Weg durch das öffentliche Leben Jesu ab.
Am Montag und Dienstag fand in Rom das Heilig-Jahr-Treffen der katholischen Influencer statt – Fachleute für die auf allen Kanälen breit gestreute Kommunikation der Frohen Botschaft, viele von ihnen kamen auch zur der Generalaudienz. Bei einer Begegnung im Petersdom am Dienstag hatte Leo diesen meist jüngeren Digital-Missionaren aus aller Welt empfohlen, nicht einfach auf die Zahl der Follower zu schielen, sondern „neue Netze“ zu schaffen, die der Spaltung entgegenwirken: „Netze, die befreien, Netze die retten, Netze der Wahrheit.“
Noch bis Sonntag findet in Rom zudem das Jubiläum der Jugendlichen statt, bis zu einer Million junger Menschen werden dazu in der Ewigen Stadt erwartet. Am Samstag feiert Papst Leo mit ihnen eine Vigil, am Sonntag eine Heilige Messe.
(vatican news – gs)
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