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Papst beim Angelus: Der Wortlaut

Lesen Sie hier in amtlicher deutscher Übersetzung, was Papst Leo XIV. in seiner Katechese vor dem sonntäglichen Mittagsgebet gesagt hat. Alle Wortmeldungen der Päpste in amtlicher Übersetzung finden Sie auf der offiziellen Webseite des Heiligen Stuhls, vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Sonntag!

Das heutige Evangelium zeigt uns, wie Jesus seine Jünger das Vaterunser lehrt (vgl. Lk 11,1-13): Das Gebet, das alle Christen vereint. Darin lädt der Herr uns ein, Gott mit „Abba“, „Papa“ anzusprechen, wie Kinder, mit »Einfachheit […], kindliche[m] Vertrauen, […] Kühnheit und Gewissheit, geliebt zu sein» (Katechismus der Katholischen Kirche, 2778).

Der Katechismus der Katholischen Kirche sagt dazu in einer sehr schönen Formulierung: »Im Gebet des Herrn werden wir uns selbst geoffenbart, weil uns zugleich der Vater geoffenbart wird« (ebd., 2783). Und es stimmt: Je vertrauensvoller wir zum Vater im Himmel beten, desto mehr erkennen wir uns als geliebte Kinder und desto mehr erfahren wir die Größe seiner Liebe (vgl. Röm 8,14-17).

Das heutige Evangelium beschreibt ferner die Wesenszüge der Vaterschaft Gottes durch einige anschauliche Bilder: Dasjenige eines Mannes, der mitten in der Nacht aufsteht, um einem Freund zu helfen, einen unerwarteten Besucher zu empfangen; oder jenes eines Elternteils, das darauf achtet, seinen Kindern etwas Gutes zu geben.

Gott dreht uns nie den Rücken zu

Sie erinnern uns daran, dass Gott uns nie den Rücken zudreht, wenn wir uns an ihn wenden, auch dann nicht, wenn wir spät an seine Tür klopfen, etwa nach Fehlern, verpassten Gelegenheiten, Scheitern, auch dann nicht, wenn er seine im Haus schlafenden Kinder „aufwecken“ muss, um uns aufzunehmen (vgl. Lk 11,7). Im Gegenteil: In der großen Familie der Kirche zögert der Vater nicht, uns alle an den Gesten seiner Liebe teilhaben zu lassen.

Der Herr erhört uns immer, wenn wir zu ihm beten, und wenn er uns manchmal nach Zeitspannen und auf Weisen antwortet, die schwer zu verstehen sind, dann deshalb, weil er mit einer größeren Weisheit und Vorsehung handelt, die wir nicht begreifen können. Hören wir also auch in solchen Momenten nicht auf, mit Zuversicht zu beten: In ihm werden wir immer Licht und Kraft finden.

Wenn wir das Vaterunser beten, preisen wir nicht nur die Gnade der Gotteskindschaft, sondern bringen auch unsere Mühe zum Ausdruck, dieser Gabe zu entsprechen, indem wir uns gegenseitig als Brüder und Schwestern in Christus lieben. Einer der Kirchenväter hat darüber nachgedacht und geschrieben: »Wenn wir Gott unsern Vater nennen, müssen wir uns auch als Söhne Gottes verhalten« (Hl. CYPRIAN, De dominica Oratione, 11), und ein anderer ergänzt: »Ihr könnt euren Vater nicht den Gott alles Guten nennen, wenn ihr ein unmenschliches und grausames Herz behaltet. Denn in diesem Fall habt ihr nicht mehr das Kennzeichen der Güte des himmlischen Vaters in euch« (Hl. JOHANNES CHRYSOSTOMOS, De angusta porta et in Orationem dominicam, 3).

Sich von Gottes Güte verwandeln lassen

„Wir können nicht zu Gott als „Vater“ beten und dann anderen gegenüber hart und gefühllos sein.“

Wir können nicht zu Gott als „Vater“ beten und dann anderen gegenüber hart und gefühllos sein. Vielmehr ist es wichtig, dass wir uns von seiner Güte, seiner Geduld, seiner Barmherzigkeit verwandeln lassen, damit wir sein Antlitz in dem unseren wie ein Spiegel reflektieren.

Liebe Brüder und Schwestern, die heutige Liturgie lädt uns durch das Gebet und die Nächstenliebe ein, uns sowohl geliebt zu fühlen als auch selbst so zu lieben, wie Gott uns liebt: mit Verfügbarkeit, Feingefühl, gegenseitiger Fürsorge, ohne Berechnung. Bitten wir Maria, dass sie uns hilft, auf diesen Ruf zu antworten, damit wir die Güte des Antlitzes des Vaters offenbaren.

„Verfügbarkeit, Feingefühl, gegenseitiger Fürsorge, ohne Berechnung“

(vaticannews - skr)
 

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27. Juli 2025, 12:06