Wortlaut: Meditation von Papst Leo XIV. über das Priesteramt
Liebe Mitbrüder im Priesteramt, ...
liebe Ausbildende, Seminaristen, Förderer von Berufungen, liebe Freunde im Herrn!
Es ist eine große Freude für mich, heute hier bei Ihnen zu sein. Mitten im Heiligen Jahr wollen wir gemeinsam bezeugen, dass es möglich ist, glückliche Priester zu sein, weil Christus uns gerufen und zu Seinen Freunden gemacht hat (vgl. Joh 15,15): eine Gnade, die wir mit Dankbarkeit und Verantwortung annehmen wollen.
Ich möchte Kardinal Lazarus und allen Mitarbeitenden des Dikasteriums für den Klerus für ihren großzügigen und kompetenten Dienst danken: eine umfangreiche und wertvolle Arbeit, die oft in aller Stille und Diskretion geleistet wird und die Früchte der Gemeinschaft, der Ausbildung und der Erneuerung hervorbringt. Mit diesem Moment des brüderlichen und internationalen Austauschs können wir das Erbe der bereits gereiften Erfahrungen anreichern und Kreativität, Mitverantwortung und Gemeinschaft in der Kirche fördern, damit das, was mit Hingabe und Großzügigkeit in so vielen Gemeinschaften gesät wird, zum Licht und zu einer Inspiration für alle wird.
Die Worte Jesu ?Ich habe euch Freunde genannt“ (Joh 15,15) sind nicht nur eine liebevolle Erklärung an die Jünger, sondern ein echter Schlüssel zum Verständnis des priesterlichen Dienstes. Der Priester ist tatsächlich ein Freund des Herrn – berufen, eine persönliche und vertrauensvolle Beziehung zu Ihm zu leben, die durch das Wort Gottes, die Feier der Sakramente und das tägliche Gebet genährt wird. Diese Freundschaft mit Christus ist das geistliche Fundament des geweihten Amtes, der Sinn unseres Zölibats und die Kraft des kirchlichen Dienstes, dem wir unser Leben widmen. Sie stützt uns in Zeiten der Prüfung und befähigt uns, das zu Beginn unserer Berufung ausgesprochene ?Ja“ jeden Tag zu erneuern.
Aus diesem Schlüsselwort, liebe Freunde, möchte ich insbesondere drei Implikationen für die Ausbildung zum priesterlichen Dienst ableiten.
Zunächst einmal ist die Ausbildung ein Weg der Beziehung. Freunde Christi zu werden, bedeutet, in einer Beziehung ausgebildet zu werden, nicht nur in bestimmten Fähigkeiten. Priesterausbildung kann also nicht auf das Aneignen von Begriffen reduziert werden, sondern ist ein Weg der Vertrautheit mit dem Herrn, der die ganze Person, das Herz, die Intelligenz, die Freiheit einbezieht und sie nach dem Bild des Guten Hirten formt. Nur wer in Freundschaft mit Christus lebt und von seinem Geist durchdrungen ist, kann mit Authentizität verkünden, mit Mitgefühl trösten und mit Weisheit führen. Dies erfordert tiefes Zuhören, Meditation und ein reiches und geordnetes Innenleben.
Zweitens ist die Geschwisterlichkeit ein wesentlicher Stil des priesterlichen Lebens. Freunde Christi zu werden bedeutet, geschwisterlich unter Priestern und Bischöfen zu leben, nicht als Konkurrenten oder Individualisten. Die Ausbildung muss dann dazu beitragen, feste Bindungen im Presbyterium als Ausdruck einer synodalen Kirche aufzubauen, in der wir zusammenwachsen, indem wir die Mühen und Freuden des Dienstes teilen. Wie können wir Priester denn lebendige Gemeinschaften aufbauen, wenn nicht zuallererst eine wirksame und aufrichtige Geschwisterlichkeit unter uns herrscht?
Priester auszubilden, die Freunde Christi sind, bedeutet auch, Menschen auszubilden, die fähig sind, gemeinsam zu lieben, zuzuhören, zu beten und zu dienen. Aus diesem Grund muss die Vorbereitung der Ausbilder mit aller Sorgfalt erfolgen, denn die Wirksamkeit ihrer Arbeit hängt in erster Linie vom Beispiel des Lebens und der Gemeinschaft untereinander ab. Schon die Einrichtung von Seminaren erinnert uns daran, dass die Ausbildung künftiger geweihter Amtsträger nicht isoliert erfolgen kann, sondern die Einbeziehung aller Freunde des Herrn erfordert, die als missionarische Jünger im Dienst des Gottesvolkes leben.
Geeignete Räume für Berufungen schaffen
In diesem Zusammenhang möchte ich auch ein Wort zu den Berufungen sagen. Trotz der Anzeichen einer Krise, was das Leben und die Sendung der Priester betrifft, ruft Gott weiterhin und bleibt seinen Verheißungen treu. Es muss geeignete Räume geben, um auf seine Stimme zu hören. Deshalb sind vom Evangelium durchdrungene Umgebungen und Formen der Jugendpastoral wichtig, in denen sich Berufungen zur Ganzhingabe zeigen und reifen können. Haben Sie den Mut zu starken und befreienden Vorschlägen! Im Blick auf die jungen Menschen, die in unserer Zeit ihr großzügiges ?Hier bin ich“ zum Herrn sagen, spüren wir alle die Notwendigkeit, unser ?Ja“ zu erneuern, die Schönheit des missionarischen Jüngerdaseins in der Nachfolge Christi, des Guten Hirten, neu zu entdecken.
Meine Lieben, wir feiern diese Begegnung am Vorabend des Hochfestes des Heiligsten Herzens Jesu: Aus diesem ?brennenden Dornbusch“ entspringt unsere Berufung; aus dieser Quelle der Gnade wollen wir uns verwandeln lassen. Die ist zwar ein wertvolles Geschenk für die ganze Kirche, aber besonders für uns Priester. Sie fordert uns stark heraus: Sie fordert uns auf, sowohl Mystik als auch soziales Engagement zu pflegen, Kontemplation und Aktion, Stille und Verkündigung. Unsere Zeit fordert uns heraus: Viele scheinen sich vom Glauben entfernt zu haben, doch tief im Inneren vieler Menschen, vor allem junger Menschen, gibt es einen Durst nach dem Unendlichen und nach Erlösung. Viele erleben so etwas wie eine Abwesenheit Gottes, doch jeder Mensch ist auf Ihn hin geschaffen, und der Plan des Vaters ist es, Christus zum Herzen der Welt zu machen.
Deshalb wollen wir gemeinsam den missionarischen Impetus neu entdecken. Für eine Mission, die mutig und liebevoll das Evangelium von Jesus verkündet. Durch unser pastorales Handeln ist es der Herr selbst, der sich um seine Herde kümmert, der die Zerstreuten sammelt, der sich über die Verwundeten beugt und die Entmutigten unterstützt. Indem wir das Beispiel des Meisters nachahmen, wachsen wir im Glauben und werden so zu glaubwürdigen Zeugen für die Berufung, die wir empfangen haben. Wenn jemand glaubt, dann sieht man ihm das an: Das Glück des Priesters spiegelt seine Begegnung mit Christus wider, die ihn in der Mission und in seinem Dienst stärkt.
Liebe Mitbrüder im Priesteramt, ich danke euch, die ihr von weither gekommen seid! Ich danke euch allen für euren täglichen Einsatz, vor allem an den Ausbildungsstätten, an den existenziellen Peripherien und an schwierigen, manchmal gefährlichen Orten. Erinnern wir uns an die Priester, die ihr Leben hingegeben haben, sogar bis zum Vergießen des Bluts, und erneuern wir heute unsere Bereitschaft, ohne Vorbehalt ein Apostolat der Barmherzigkeit und der Freude zu leben.
Danke für das, was Sie sind! Denn Sie erinnern alle daran, dass es gut ist, Priester zu sein, und dass jeder Ruf des Herrn vor allem ein Ruf zu Seiner Freude ist. Wir sind nicht perfekt, aber wir sind Freunde Christi, Brüder untereinander und Söhne seiner zärtlichen Mutter Maria, und das ist uns genug.
Wenden wir uns an den Herrn Jesus, an sein barmherziges Herz, das vor Liebe für jeden Menschen brennt. Bitten wir ihn um die Gnade, missionarische Jünger und Hirten nach Seinem Willen zu sein: die Verlorenen zu suchen, den Armen zu dienen, die uns Anvertrauten demütig zu führen. Möge Sein Herz unsere Pläne inspirieren, unsere Herzen verwandeln und uns in unserer Mission erneuern. Ich segne euch voller Zuneigung und bete für euch.
(vatican news – übersetzung sk)
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