Papst an Priester: ?Nicht fliehen vor Herausforderungen der Zeit“
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Leo empfing die Priester, Diakone und Seminaristen in der Audienzhalle und drückte ihnen gleich eingangs seine Wertschätzung aus. Er dankte ihnen insbesondere für ihre Großzügigkeit bei der Ausübung ihres Dienstes und ?für all das, was ihr in der Stille lebt und was manchmal von Leid oder Unverständnis begleitet ist“.
Die Herausforderungen für Priester in Rom sind vielfältig, fuhr Papst Leo fort. Tödliche Gewalt, Ungleichheit, Armut und soziale Ausgrenzung seien auch in dieser schönen und mit Kunstwerken gesättigten Stadt präsent. Das Kirchenoberhaupt nannte keine konkreten Beispiele, allerdings erschütterte erst vor wenigen Tagen der Mord an einer möglicherweise obdachlosen Frau und einem Baby in einem Park in Vatikan-Nähe die Öffentlichkeit. Rom sei ?von vielfältigen Formen der Armut und schweren Notlagen wie der Wohnungsnot geprägt“, so Papst Leo. ?Diese Herausforderungen sind wir gerufen zu umarmen, evangeliumsgemäß zu deuten und als Gelegenheiten des Zeugnisses zu leben. Fliehen wir nicht vor ihnen!“
Der Papst ermutigte die Priester, die Zeichen der Zeit nicht nur wahrzunehmen, sondern fruchtbar zu machen: ?Der pastorale Einsatz soll für alle eine Schule werden, um zu lernen, das Reich Gottes im Heute einer komplexen und anregenden Geschichte aufzubauen.“
Darüber hinaus lud der Papst seinen Klerus dazu ein, das priesterliche Leben aus einem Geist der Einheit und Freundschaft zu gestalten – und wies auf das besondere Profil der römischen Diözese hin: ?Unsere ist eine wirklich besondere Diözese, weil viele Priester aus verschiedenen Teilen der Welt kommen.“ Diese Universalität verlange auch wechselseitige Offenheit im Alltag. Mit Blick auf die priesterliche Gemeinschaft in Rom warnte er vor Isolierung und Erschöpfung und sprach von inneren Hindernissen für die Brüderlichkeit: ?Besonders dieses Gefühl von Müdigkeit, das aufkommt, weil wir besondere Mühen erlebt haben, weil wir uns unverstanden oder nicht gehört gefühlt haben.“
?Ich möchte euch helfen, mit euch mitgehen, damit jeder seine Gelassenheit im Dienst wiederfindet“, erklärte Leo seinen Priestern. Er empfahl ihnen aber auch ausdrücklich, die spirituelle Grundlage ihres Dienstes nicht zu vernachlässigen. Nur aus ihr könne echte Gemeinschaft entstehen.
Er rief die Geistlichen zudem auf, ihr Leben transparent und vorbildlich zu führen. Auch wenn niemand vor Schwächen gefeit sei, so gelte doch: ?Uns wurde eine außergewöhnliche Gnade zuteil, ein kostbarer Schatz wurde uns anvertraut, und wir sind seine Spender und Diener.“ Dem Diener sei immer auch Treue abverlangt, so der Papst, der seine Priester vor der Versuchung des Abgleitens in weltliche Versuchungen Roms warnte. Ein Priester müsse sich immer neu vom Ruf Christi berühren lassen – ?von jener ersten Liebe, die euch zu starken Entscheidungen und mutigen Verzichten geführt hat“.
Abschließend versicherte Leo dem römischen Klerus seine Verbundenheit und ermutigte, die priesterliche Berufung in der heutigen Zeit mit Einheit, Vorbildlichkeit und prophetischem Geist zu leben. Mit einem Zitat des heiligen Augustinus rief er zur Treue zur Kirche auf: ?Liebt diese Kirche, bleibt in dieser Kirche, seid diese Kirche.“
(vatican news)
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