Papst an Seminaristen: „Werft euch ohne Angst in die Arme Gottes“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Im Rahmen eines Jubiläumspilgerwegs empfing Papst Leo XIV. im Vatikan Seminaristen und ihre Ausbilder aus den Diözesen des Triveneto. In seiner Ansprache erinnerte der Papst an die christlichen Wurzeln dieser norditalienischen Region, die bis zur antiken Kirche von Aquileia zurückreichen. Die Erinnerung an Märtyrer und heilige Hirten wie den Bischof Chromatius, Hieronymus, Rufinus sowie die seligen Missionare Tullio Maruzzo und Giovanni Schiavo sei ein geistlicher Schatz, den es zu bewahren gelte.
An die jungen Männer im Priesterseminar gerichtet, sagte der Papst: „Heute liegt es an euch, dieses Werk leidenschaftlich weiterzuführen.“ Er ermutigte sie, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn der Weg mühsam werde, und zitierte den seligen Papst Johannes Paul I., der das geistliche Leben als einen „langen, nicht einfachen, aber kontinuierlichen Aufstieg“ beschrieben habe – wie bei den Engeln, die im Traum Jakobs nicht flogen, sondern Stufe für Stufe aufstiegen.
Zweifel und Versuchungen
Zugleich verwies Leo XIV. auf eine Schlüsselszene aus den Confessiones des heiligen Augustinus, in der sich dieser von Zweifeln und Versuchungen geplagt fühlte. In einem Moment tiefster innerer Unruhe erschien ihm im Garten die personifizierte Tugend der Enthaltsamkeit, die zu ihm sprach: „Warum stützt du dich auf dich selbst – und hältst dich nicht? Wirf dich ohne Angst in Gott. Er wird sich nicht zurückziehen, um dich fallen zu lassen. Wirf dich ruhig – er wird dich aufnehmen und heilen.“
„Diese Worte wiederhole ich euch wie ein Vater“, sagte der Papst. Sie seien nicht nur auf das Charisma des Zölibats zu beziehen, sondern könnten den ganzen Weg der Berufung und Formung prägen. Er rief die Seminaristen dazu auf, „eine grenzenlose Zuversicht in den Herrn“ zu entwickeln – gerade in Zeiten der Trockenheit oder der Sünde. Entscheidend sei, zu lernen, sich in jedem Moment der Treue Gottes zu überlassen: „Ich verlasse mich auf die Treue Gottes – jetzt und für immer.“
Ebenso unterstrich Leo XIV. die Bedeutung der kirchlichen Gemeinschaft im Seminar. Zwar sei jeder Seminarist „Hauptakteur der eigenen Ausbildung“, doch bedeute dies nicht, ein Einzelkämpfer zu sein. Vertrauen in die Mitbrüder und Offenheit gegenüber den Ausbildern seien wesentliche Elemente des gemeinsamen Wegs. An die Ausbilder appellierte er, mit Demut und Glaubwürdigkeit zu begleiten.
Blick auf Jesus richten
„Das Wichtigste aber“, so der Papst zum Schluss, „ist, den Blick fest auf Jesus zu richten und die Freundschaft mit ihm zu pflegen.“ Hier zitierte er den englischen Konvertiten Robert Hugh Benson, der einst schrieb: „Das Geheimnis der Heiligen ist ganz einfach: das Bewusstsein der Freundschaft Jesu Christi.“ Diese Freundschaft schenke nicht nur Kraft und Freude, sondern befähige dazu, das Evangelium allen Menschen mitzuteilen.
Mit einem Gebet, seinem Segen und dem Wunsch für einen guten Weg des Glaubens schloss Papst Leo XIV. seine Ansprache an die künftigen Priester.
(vatican news)
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