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Heilig-Jahr-Feier der Sportler: Die Predigt im Wortlaut

Radio Vatikan/Vatican News dokumentiert an dieser Stelle in offizieller deutscher ?bersetzung die Predigt, die Papst Leo XIV. aus Anlass der Heilig-Jahr-Feier des Sports gehalten hat. Alle Wortmeldungen der P?pste in amtlicher ?bersetzung finden Sie auf der Homepage des Vatikans, vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern,

in der Ersten Lesung haben wir folgende Worte gehört: ?So spricht die Weisheit Gottes: Der Herr hat mich geschaffen als Anfang seines Weges, vor seinen Werken in der Urzeit. Als er den Himmel baute, war ich dabei, (..) da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit. Ich spielte auf seinem Erdenrund und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein..“ (vg. Spr. 8,22ff)

Für den heiligen Augustinus sind die Dreifaltigkeit und die Weisheit untrennbar miteinander verbunden. Die göttliche Weisheit offenbart sich in der heiligsten Dreifaltigkeit, und sie führt uns immer zur Wahrheit.

Und heute, während wir den Dreifaltigkeitssonntag feiern, begehen wir die Heiligjahrfeier des Sports. Diese beiden Worte Dreifaltigkeit und Sport verwendet man selten zusammen, und doch ist diese Kombination nicht abwegig. In jeder guten menschlichen Tätigkeit scheint etwas von der Schönheit Gottes auf und der Sport gehört sicherlich dazu. Außerdem ist Gott nicht statisch, in sich geschlossen. Er ist Gemeinschaft, lebendige Beziehung zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, die sich der Menschheit und der Welt öffnet. Die Theologie nennt diese Wirklichkeit Perichorese, also ?Tanz“: ein Tanz wechselseitiger Liebe.

Dieser göttlichen Dynamik entspringt das Leben. Wir sind von einem Gott geschaffen worden, dem es gefällt und der sich daran erfreut, seine Geschöpfe ins Sein zu rufen, der ?spielt“, wie uns die erste Lesung in Erinnerung gerufen hat (vgl. Spr 8,30-31). Einige Kirchenväter sprechen sogar kühn von einem Deus ludens, einem Gott, der sich vergnügt (vgl. HL. SALONIUS VON GENF, In Parabolas Salomonis expositio mystica; HL. GREGOR VON NAZIANZ, Carmina, I, 2, 589). Deshalb also kann uns der Sport helfen, dem dreifaltigen Gott zu begegnen: weil er eine gewiss äußere, aber auch und vor allem innere Bewegung des Ich auf den Anderen hin erfordert. Ohne diese ist er nichts anderes als ein steriler Wettkampf von Egoismen.

Denken wir an einen Ausdruck, der in der italienischen Sprache häufig verwendet wird, um Sportler bei Wettkämpfen anzufeuern. Die Zuschauer rufen: »Dai!«. Vielleicht bemerken wir es nicht, aber es ist ein sehr schöner Imperativ – der Imperativ des Verbs ?dare“, ?geben“. Und das kann uns zum Nachdenken anregen. Es geht nicht nur darum, eine – vielleicht sogar außergewöhnliche – körperliche Leistung zu bringen, sondern darum, sich selbst zu geben, ?alles einzusetzen“. Es geht um Hingabe für andere – für das eigene Wachstum, für die Unterstützer, für die Angehörigen, für die Trainer, für die Mitarbeiter, für das Publikum, auch für die Gegner – und wenn man wirklich ein Sportler ist, gilt dies über das bloße Ergebnis hinaus. Der heilige Johannes Paul II. – selbst ein Sportler, wie wir wissen – drückte es so aus: »Sport ist Lebensfreude, Spiel, Fest und in diesem Sinne sollte er wertgeschätzt werden […] durch die Rückgewinnung seiner Unentgeltlichkeit und seiner Fähigkeit, Freundschaften zu schmieden, den Dialog und die Offenheit füreinander zu fördern, […] und zwar jenseits der rauen Gesetze von Produktion und Konsum und jeder anderen rein utilitaristischen und hedonistischen Lebensauffassung« (Predigt zur Heiligjahrfeier der Sportler, 12. April 1984).

In dieser Hinsicht möchte ich insbesondere drei Aspekte erwähnen, die den Sport heute zu einem wertvollen Mittel menschlicher und christlicher Bildung machen.

Erstens: In einer Gesellschaft, die von Einsamkeit geprägt ist und in der ein extremer Individualismus den Schwerpunkt vom ?Wir“ zum ?Ich“ verlagert hat und schlussendlich den anderen ignoriert, lehrt der Sport – insbesondere der Mannschaftssport – den Wert der Zusammenarbeit, des gemeinsamen Unterwegsseins, des Teilens, das, wie wir gesagt haben, den Wesenskern des Lebens Gottes ausmacht (vgl. Joh 16,14-15). So kann der Sport zu einem wichtigen Instrument der Wiederannäherung und Begegnung werden: zwischen den Völkern, in den Gemeinschaften, im schulischen Bereich und am Arbeitsplatz, in den Familien!
Zweitens: In einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft, in der die Technik, auch wenn sie weit entfernte Menschen zusammenbringt, die Nahestehenden oft in die Ferne rückt, kommt im Sport der Wert des konkreten Miteinanders, das Bewusstsein für den Körper, für den Raum, für die Mühe und für die echte Zeit zur Geltung. So hilft er, der Versuchung, sich in virtuelle Welten zu flüchten, entgegenzuwirken und einen gesunden Kontakt zur Natur und zum konkreten Leben zu bewahren, dem einzigen Ort, wo sich die Liebe vollzieht (vgl. 1 Joh 3,18).

Drittens: In einer wettbewerbsorientierten Gesellschaft, in der scheinbar nur die Starken und die Sieger zu leben verdienen, lehrt der Sport auch, zu verlieren, indem er den Menschen in der Kunst der Niederlage mit einer der tiefsten Wahrheiten seines Daseins konfrontiert: mit der Zerbrechlichkeit, der Begrenztheit, der Unvollkommenheit. Das ist wichtig, denn aus der Erfahrung dieser Zerbrechlichkeit heraus öffnen wir uns für die Hoffnung. Es gibt keinen Sportler, der nie Fehler macht, der nie verliert. Die Großen im Sport sind keine unfehlbaren Maschinen, sondern Männer und Frauen, die, auch wenn sie fallen, den Mut finden, wieder aufzustehen. Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang noch einmal an die Worte des heiligen Johannes Paul II., der sagte, dass Jesus ?der wahre Athlet Gottes“ ist, weil er die Welt nicht mit Gewalt, sondern mit der Treue der Liebe besiegt hat (vgl. Predigt zur Heiligjahrfeier der Sportler, 29. Oktober 2000).

Es ist kein Zufall, dass der Sport im Leben vieler Heiliger unserer Zeit eine bedeutende Rolle gespielt hat, sowohl als persönliche Praxis wie auch als Weg der Evangelisierung. Denken wir an den seligen Pier Giorgio Frassati, den Schutzpatron der Sportler, der am 7. September heiliggesprochen werden wird. Sein einfaches und leuchtendes Leben erinnert uns daran, dass niemand als Champion geboren wird, so wie niemand als Heiliger geboren wird. Es ist das tägliche Training der Liebe, das uns dem endgültigen Sieg näherbringt (vgl. Röm 5,3-5) und das uns dazu befähigt, am Aufbau einer neuen Welt mitzuwirken. Das sagte auch der heilige Paul VI. zwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als er die Mitglieder eines katholischen Sportvereins daran erinnerte, wie sehr der Sport dazu beigetragen hatte, Frieden und Hoffnung in eine von den Folgen des Krieges zerrüttete Gesellschaft zurückzubringen (vgl. Ansprache an die Mitglieder des C.S.I., 20. März 1965). Er sagte: »Euer Bemühen gilt der Bildung einer neuen Gesellschaft: [...] in dem Bewusstsein, dass der Sport mit den gesunden Erziehungselementen, die er fördert, ein äußerst nützliches Instrument für die geistige Erhebung des Menschen sein kann, welche die erste und unverzichtbare Voraussetzung für eine geordnete, friedliche und konstruktive Gesellschaft ist« (ebd.).

Liebe Sportlerinnen und Sportler, die Kirche vertraut euch eine wunderschöne Aufgabe an: dass ihr in euren Aktivitäten ein Widerschein der Liebe des dreifaltigen Gottes seid – zu eurem eigenen Wohl und zum Wohl eurer Brüder und Schwestern. Lasst euch mit Begeisterung auf diese Mission ein: als Athleten, als Trainer, als Vereine, als Gruppen, als Familien. Papst Franziskus betonte gerne, dass Maria im Evangelium als aktiv, in Bewegung, sogar als ?eilig“ beschrieben wird (vgl. Lk 1,39), stets bereit, wie es Müttern eigen ist, auf einen Wink Gottes hin ihren Kindern zu Hilfe zu eilen (vgl. Ansprache an die freiwilligen Helfer des WJT, 6. August 2023). Bitten wir sie, unsere Mühen und unser Engagement zu begleiten und diese immer auf das Beste auszurichten, bis zum wichtigsten Sieg: jenem der Ewigkeit, dem ?unendlichen Spielfeld”, auf dem das Spiel kein Ende haben und die Freude vollkommen sein wird (vgl. 1 Kor 9,24-25; 2 Tim 4,7-8).

(vaticannews - skr)
 

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15. Juni 2025, 11:02