Papst: Sport als Weg des Glaubens
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Mehr als 3.500 Sportler und Sportbegeisterte waren der Einladung der Kirche gefolgt, mit der ihnen gewidmeten Heilig-Jahr-Feier einen Aspekt des menschlichen Lebens zu feiern, der auch dem selbst sportbegeisterten Papst Leo am Herzen liegt.
Wegen der hochsommerlichen Temperaturen in Rom musste die Messfeier zwar in den Petersdom verlegt werden. Die Rompilger erwartete an diesem Wochenende aber dennoch ein buntes Programm: am Samstagvormittag hatten sie bei einer Konferenz zum Thema ?Sport und Hoffnung“ die Gelegenheit, Spitzensportler, Vertreter internationaler Sportorganisationen, Sportwissenschaftler und Sportseelsorger zu treffen – und an der zusätzlichen Generalaudienz teilnehmen, zu der Papst Leo die Heilig-Jahr-Pilger in den Petersdom geladen hatte.
Auf der zum ?Sportler-Dorf“ umfunktionierten historischen ?Piazza del Popolo“ waren dann am Nachmittag Informationsstände und verschiedene Aktivitäten geboten – und ab 17 Uhr ging es mit Fackeln und Pilgerkreuz zum Petersplatz, wo die Pilger die Heilige Pforte am Petersdom durchschreiten konnten. Der Samstag klang unter dem römischen Abendhimmel im malerischen Stadtviertel Trastevere aus, wo der Oscar-prämierte Film ?Chariots of Fire” – zu Deutsch: Die Stunde des Siegers – gezeigt wurde.
Den Abschluss und Höhepunkt der Heilig-Jahr-Feier bildete die Messfeier mit Leo XIV. am Sonntagmorgen im Petersdom.
In seiner Predigt erinnerte der selbst sportbegeisterte Papst daran, dass es beim Sport nicht nur darum ginge, ?eine vielleicht sogar außergewöhnliche körperliche Leistung zu bringen“, sondern ?um Hingabe für andere und für das eigene Wachstum.“
Sport als Heilmittel einer individualistischen, digitalisierten und wettbewerbsorientierten Gesellschaft
In unserer von Einsamkeit und Individualismus geprägten Gesellschaft könne der Sport ?zu einem wichtigen Instrument der Wiederannäherung und Begegnung werden: zwischen den Völkern, in den Gemeinschaften, im schulischen Bereich und am Arbeitsplatz, in den Familien!“, erklärte Papst Leo und empfahl den Sport auch als wirksames Mittel gegen die ?Versuchung, sich in virtuelle Welten zu flüchten“, sowie als Hilfe ?einen gesunden Kontakt zur Natur und zum konkreten Leben zu bewahren.“
?In einer wettbewerbsorientierten Gesellschaft, in der scheinbar nur die Starken und die Sieger zu leben verdienen, lehrt der Sport auch, zu verlieren, indem er den Menschen in der Kunst der Niederlage mit einer der tiefsten Wahrheiten seines Daseins konfrontiert: mit der Zerbrechlichkeit, der Begrenztheit, der Unvollkommenheit. Das ist wichtig, denn aus der Erfahrung dieser Zerbrechlichkeit heraus öffnen wir uns für die Hoffnung,“ stellte Papst Leo einen weiteren wichtigen Aspekt der sportlichen Betätigung heraus.
Dass der Sport nicht nur den Körper, sondern auch die Seele formt, erklärte das Kirchenoberhaupt am Beispiel des Jugendvorbilds Pier Giorgio Frassati: Der junge Italiener hatte es verstanden, seine Leidenschaft fürs Bergsteigen mit einem zutiefst gelebten christlichen Glauben zu verbinden und war so zu einem leuchtenden Vorbild für die Verbindung von körperlicher Aktivität und innerem Wachstum geworden.
Wörtlich sagte der Papst:
?Es ist kein Zufall, dass der Sport im Leben vieler Heiliger unserer Zeit eine bedeutende Rolle gespielt hat, sowohl als persönliche Praxis wie auch als Weg der Evangelisierung. Denken wir an den seligen Pier Giorgio Frassati, den Schutzpatron der Sportler, der am 7. September heiliggesprochen werden wird. Sein einfaches und leuchtendes Leben erinnert uns daran, dass niemand als Champion geboren wird, so wie niemand als Heiliger geboren wird.“
Heiligkeit sei also ebenso wie sportliche Leistung nicht angeboren, sondern das Ergebnis eines ?täglichen Trainings der Liebe, das uns dem endgültigen Sieg näherbringt und uns dazu befähigt, am Aufbau einer neuen Welt mitzuwirken.“
Seine Vorgänger Papst Franziskus, Johannes Paul II. und Paul VI. zitierend, würdigte Papst Leo den Sport als Ort der Erziehung, Gemeinschaft und Evangelisierung, ?der ein äußerst nützliches Instrument für die geistige Erhebung des Menschen sein kann, welche die erste und unverzichtbare Voraussetzung für eine geordnete, friedliche und konstruktive Gesellschaft ist“ (Hl. Paul VI., 20. März 1965).
Den Auftrag, der sich aus dieser Vision des Sports als Schule des Lebens und Werkstatt des Friedens ergibt, beschrieb der Pontifex am Ende seiner Predigt wie folgt:
?Liebe Sportlerinnen und Sportler, die Kirche vertraut euch eine wunderschöne Aufgabe an: dass ihr in euren Aktivitäten ein Widerschein der Liebe des dreifaltigen Gottes seid – zu eurem eigenen Wohl und zum Wohl eurer Brüder und Schwestern. Lasst euch mit Begeisterung auf diese Mission ein: als Athleten, als Trainer, als Vereine, als Gruppen, als Familien.“
Abschließend formulierte der Papst noch folgende Bitte an die Muttergottes:
?Bitten wir sie, unsere Mühen und unser Engagement zu begleiten und diese immer auf das Beste auszurichten, bis zum wichtigsten Sieg: jenem der Ewigkeit, dem ?unendlichen Spielfeld”, auf dem das Spiel kein Ende haben und die Freude vollkommen sein wird.“
(vaticannews – skr)
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