Die Ansprache des Papstes an die Nizäa-Konferenzteilnehmer
Eminenzen,
Exzellenzen, verehrte Professoren,
liebe Brüder und Schwestern in Christus
herzlich heiße ich Sie alle willkommen, die Sie am Symposium „Nizäa und die Kirche des dritten Jahrtausends: Auf dem Weg zur katholisch-orthodoxen Einheit“ teilnehmen, das gemeinsam vom Å’³¦³Ü³¾±ð²Ô¾±³¦³Ü³¾ – dem Institut für Ökumenische Studien des Angelicum – und der Internationalen Orthodoxen Theologischen Vereinigung organisiert wurde. In besonderer Weise grüße ich die Vertreter der orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen, von denen viele mir die Ehre erwiesen haben, an der Messe zum Beginn meines Pontifikats teilzunehmen.
Ich freue mich, dass das Symposium entschlossen auf die Zukunft ausgerichtet ist. Das Konzil von Nizäa ist nicht nur ein Ereignis der Vergangenheit, sondern ein Kompass, der uns weiterhin zur vollen sichtbaren Einheit aller Christen führen muss. Das Erste Ökumenische Konzil ist grundlegend für den gemeinsamen Weg, den Katholiken und Orthodoxe seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zusammen beschreiten. Für die Ostkirchen, die seiner Feier in ihrem liturgischen Kalender gedenken, ist das Konzil von Nizäa nicht einfach ein Konzil unter anderen oder das erste einer Reihe, sondern das Konzil par excellence, das die Norm des christlichen Glaubens, das Glaubensbekenntnis der „318 Väter“ verkündet hat.
Glaube von Nizäa
Die drei Themen Ihres Symposiums sind für unseren ökumenischen Weg von besonderer Relevanz. Erstens: der Glaube von Nizäa. Wie die Internationale Theologische Kommission in ihrem jüngsten Dokument zum 1700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa festgestellt hat, ist das Jahr 2025 „eine einzigartige Gelegenheit, um zu betonen, dass das, was wir gemeinsam haben, quantitativ und qualitativ viel stärker ist als das, was uns trennt: Gemeinsam glauben wir an den dreieinigen Gott, an Christus, der wahrer Mensch und wahrer Gott ist, an das Heil in Jesus Christus, gemäß der Schrift, die in der Kirche und unter der Führung des Heiligen Geistes gelesen wird. Gemeinsam bekennen wir uns zur Kirche, zur Taufe, zur Auferstehung der Toten und zum ewigen Leben“ (Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser, Nr. 43). Ich bin überzeugt, dass wir durch die Rückkehr zum Konzil von Nizäa und durch das Schöpfen aus dieser gemeinsamen Quelle die Punkte, die uns noch trennen, in einem anderen Licht sehen können. Durch den theologischen Dialog und mit Gottes Hilfe werden wir das uns verbindende Geheimnis besser verstehen. Indem wir diesen Glauben von Nizäa gemeinsam feiern und verkünden, werden wir auch auf dem Weg zur Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft unter uns voranschreiten.
Synodalität
Das zweite Thema Ihres Symposiums ist die Synodalität. Das Konzil von Nizäa hat einen synodalen Weg für die Kirche eingeleitet, um theologische und kanonische Fragen auf universaler Ebene zu behandeln. Der Beitrag der brüderlichen Delegierten aus den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften des Ostens und des Westens zur jüngsten Synode über die Synodalität, die hier im Vatikan stattfand, war ein wertvoller Anstoß für eine vertiefte Reflexion über das Wesen und die Praxis der Synodalität. Das Schlussdokument der Synode stellte fest: „Der ökumenische Dialog ist von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung eines Verständnisses der Synodalität und der Einheit der Kirche.“ Es ermutigte sodann, „ökumenische synodale Praktiken zu entwickeln, einschließlich Formen der Konsultation und des Diskurses über Fragen von gemeinsamem und dringendem Interesse“ (Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung, Nr. 138). Ich hoffe, dass die Vorbereitung und die gemeinsame Feier des 1700-Jahr-Jubiläums des Konzils von Nizäa eine günstige Gelegenheit sein werden, um „unseren Glauben an Christus gemeinsam zu vertiefen, zu bekennen und Formen der Synodalität unter Christen aller Traditionen in die Praxis umzusetzen“ (vgl. ebd., Nr. 139).
Ostertermin
Das Symposium wird als drittes Thema den Ostertermin behandeln. Wie wir wissen, war eines der Ziele des Konzils von Nizäa die Festlegung eines gemeinsamen Ostertermins, um die Einheit der Kirche in der Oikoumene zum Ausdruck zu bringen. Leider erlauben es die unterschiedlichen Kalender den Christen nicht mehr, das wichtigste Fest des liturgischen Jahres gemeinsam zu begehen, was pastorale Probleme innerhalb der Gemeinschaften verursacht, Familien spaltet und die Glaubwürdigkeit unseres Zeugnisses für das Evangelium schwächt. Es wurden mehrere konkrete Lösungen vorgeschlagen, die es, unter Wahrung des Prinzips von Nizäa, den Christen ermöglichen würden, das „Fest der Feste“ gemeinsam zu feiern. In diesem Jahr, in dem alle Christen Ostern am selben Tag gefeiert haben, möchte ich die Offenheit der katholischen Kirche für die Suche nach einer ökumenischen Lösung bekräftigen, die eine gemeinsame Feier der Auferstehung des Herrn begünstigt und damit unserer Verkündigung „des Namens Jesu und des Heils, das aus dem Glauben an die rettende Wahrheit des Evangeliums hervorgeht“ (vgl. Ansprache an die Päpstlichen Missionswerke, 22. Mai 2025), größere missionarische Kraft verleiht.
Brüder und Schwestern, am Vorabend von Pfingsten wollen wir daran denken, dass die Einheit, nach der sich die Christen sehnen, nicht in erster Linie das Ergebnis unserer eigenen Bemühungen sein wird, noch wird sie nach vorher ausgedachten Modellen oder Blaupausen verwirklicht werden. Vielmehr wird die Einheit ein Geschenk sein, das „so, wie Christus es will, und durch die Mittel, die er will“ (Gebet um die Einheit von Pater Paul Couturier), durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen wird. Ich möchte Sie nun einladen, gemeinsam mit mir in einem Gebet der östlichen Tradition um die Gabe der Einheit durch den Heiligen Geist zu bitten:
„O himmlischer König, Tröster, Geist der Wahrheit,
der du überall bist und alles erfüllst,
Schatzkammer des Segens und Spender des Lebens,
komm und bleibe bei uns, reinige uns von aller Unreinheit
und rette unsere Seelen, o Gütiger.“
(vatican news - mg)
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