Leo XIV.: Unterscheiden hilft, aber spalten niemals
Wegen der großen Hitze in Rom war die Audienz kurzfristig vom Petersplatz in den Petersdom verlegt worden, eine Maßnahme, die der Vatikan nur selten trifft. Leo XIV. setzte mit der Audienz eine Reihe von Jubiläumsbegegnungen fort, die bereits Papst Franziskus im Januar begonnen hatte. Jedes Treffen ist einer Facette christlicher Hoffnung gewidmet, diesmal stand das Thema ?Hoffen heißt verbinden“ im Zentrum.
Leo XIV. stellte den heiligen Irenäus als Vorbild christlicher Einheit vor. Der Theologe des 2. Jahrhunderts habe in einer Zeit innerkirchlicher Konflikte und äußerer Verfolgung nicht aufgegeben, sondern gelernt, tiefer auf Christus zu schauen. ?Jesus ist keine Mauer, die trennt, sondern eine Tür, die verbindet“, so der Papst. Irenäus habe verstanden, dass das Evangelium Gegensätze nicht verschärft, sondern sie überwindet.
Auch heute sei diese Haltung nötig. ?Ideen können verrückt spielen, Worte können töten“, warnte Leo XIV., ohne Beispiele zu nennen. Was aber alle Menschen ?mit der Erde und den anderen Geschöpfen“ verbinde, sei das Fleisch. Der Papst: ?Das Fleisch Jesu muss in jedem Bruder und jeder Schwester, in jedem Geschöpf willkommen geheißen und betrachtet werden. Hören wir auf den Schrei des Fleisches, hören wir auf den Schmerz der anderen, der uns beim Namen ruft. Das Gebot, das wir von Anfang an erhalten haben, ist das der gegenseitigen Liebe. Es ist uns ins Fleisch geschrieben, noch vor jedem Gesetz.“
Mit Blick auf die Migrationsbewegungen unserer Zeit erinnerte der Papst daran, dass das Evangelium seinerzeit ?von außen“ nach Europa gekommen sei – durch Wanderungen, wie sie auch Irenäus selbst unternommen habe. ?Das Evangelium wurde von außen gebracht. Auch heute sind es die Migrantengemeinden, die den Glauben in den Ländern, die sie aufnehmen, neu beleben.“
Christliche Hoffnung zeige sich darin, Brücken zu bauen, wo Mauern entstanden seien, Türen zu öffnen, wo Verschlossenheit herrsche. ?Kehren wir zurück, Brücken zu bauen, wo es heute Mauern gibt. Öffnen wir Türen, verbinden wir Welten, und es wird Hoffnung geben“, erklärte der Papst.
Zum Abschluss erinnerte Leo daran, dass die Hoffnung der Apostel keine vage Vorstellung gewesen sei, sondern eine konkret erfahrene Wirklichkeit: ?Die Apostel haben gesehen, wie in Jesus Himmel und Erde sich verbinden. Mit ihren Augen, Ohren, Händen haben sie das Wort des Lebens empfangen.“ Das Jubiläum, so Leo XIV., sei ein ?offenes Tor auf dieses Geheimnis hin“.
An der Audienz im Petersdom nahmen etwa 6.000 Menschen teil. Zum Schluss bekundete Papst Leo XIV. seine Sorge über die Attacken zwischen Israel und Iran. Eine ?sichere Welt ohne nukleare Bedrohung“ brauche respektvolle Begegnung und Dialog, und niemand solle ?jemals die Existenz des anderen bedrohen“, sagte der Papst. Es brauche jetzt ?Verantwortung und Vernunft", auch die internationale Staatengemeinschaft stehe in der Verantwortung.
(vatican news – gs)
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