Unveröffentlichtes Video: Franziskus über Petrus, Priester und Martyrium
Mario Galgano - Vatikanstadt
Papst Franziskus hat in einem Interview aus dem Jahr 2021, das an diesem Freitag erstmals vom katholischen Sender ESNE – El Sembrador Nueva Evangelización ausgestrahlt wird, über zentrale Aspekte seines Glaubens und seines Amtes gesprochen. Im Zentrum steht dabei die Gestalt des Apostels Petrus – sein Berufung, seine Schwächen, sein Amt als Fels der Kirche.
„Jesus hat den Petrus inmitten des Volkes berufen“, hebt der verstorbene Papst in dem bislang unveröffentlichten Video hervor. Das sei der Ausgangspunkt jeder echten Berufung: ein Ruf aus dem Volk heraus, ohne Abgrenzung oder Elitebildung. Hätte Petrus seine Herkunft vergessen, so der Papst, hätte er Jesu Plan verraten. Ein Hirte müsse bei seinen Schafen sein. „Deshalb ist er Hirte.“
Wunder des Fischfangs
Er erinnert außerdem an das Wunder des Fischfangs, das Jesus wirkte, um Vertrauen zu schaffen – und an die Reaktion des Petrus: „Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein Sünder!“ Dieser Moment tiefer Demut sei entscheidend gewesen. „Gerade weil du ein Sünder bist, werde ich dich zum Menschenfischer machen“, so die Interpretation von Franziskus. Jesus habe Petrus nicht ausgewählt, um Macht auszuüben oder Politik zu machen, sondern um ein Hirte zu sein.
Auch auf seine eigene Berufung ging der Papst ein. „Ich spüre, dass der Herr mich begleitet“, sagte er. „Er hat diese Geschichte begonnen – auch mit mir –, und trotz meiner Untreue lässt er mich nicht allein.“
Im Gespräch mit Noel Díaz wird die Szene aufgegriffen, in der Jesus seine Jünger fragt, für wen die Menschen ihn halten. Petrus antwortet mutig: „Du bist der Messias.“ Franziskus betont die Radikalität dieser Aussage. In einer Welt, die so etwas nicht akzeptiere, sei das ein völliges Sich-Ausliefern an Jesus gewesen. Und Jesus antwortet mit einer Bestätigung: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“
Scharfe Zurechtweisung
Doch es folgt auch die schärfste Zurechtweisung Jesu, als Petrus sich gegen das Kreuz wendet: „Tritt hinter mich, Satan!“ Für den Papst war das eine bleibende Mahnung – auch an seine eigene Person. „Wenn wir uns vom Weg Jesu entfernen, sagt er auch zu uns Päpsten: ‚Das ist nicht mein Weg.‘“
Franziskus betont, dass nicht weltliche Sicherheit, nicht Geld, sondern allein die Offenbarung des Vaters das Fundament der Kirche sei. „Die Hölle wird die Kirche nicht überwinden – aber nur, wenn sie auf diesem Fundament steht“, so Franziskus. Wer auf Reichtum oder Einfluss hoffe, der baue auf Sand.
Im Weiteren sprach Franziskus über die berühmte Szene aus dem Johannesevangelium, in der Jesus Petrus dreimal fragt: „Liebst du mich?“ – und ihn jedes Mal neu in seinen Dienst einsetzt. Eine Erinnerung an seine dreifache Verleugnung, aber auch ein Zeichen der Vergebung und Bestätigung. „Jesus verspricht ihm nicht Macht oder Ruhm“, sagt Franziskus, „sondern kündigt ihm das Kreuz an – dass er dorthin gehen wird, wohin er nicht will.“
Auch eine Schwäche des Petrus wird thematisiert: Als Jesus ihn zur Nachfolge auffordert, fragt er sogleich nach dem Schicksal des Jüngers Johannes. „Das ist der Klatsch-Petrus“, sagt Franziskus schmunzelnd. Doch Jesus gehe auch mit diesen Schwächen barmherzig um.
Mehr Märtyrer als früher
Besonders eindringlich wird der verstorbene Papst in dem Interview aus dem Jahr 2021, als er über das Martyrium spricht. „Es gibt heute mehr Märtyrer als in den ersten Jahrhunderten der Kirche“, erklärt er. Christen, die allein wegen ihres Glaubens getötet oder eingesperrt werden, seien das wahre Fundament der Kirche. Aber auch das alltägliche Zeugnis von Vätern und Müttern, die ihre Kinder im Glauben erziehen, sei eine Form von Martyrium. „Märtyrer“ bedeute nichts anderes als „Zeuge“. Die Kirche der Märtyrer sei die wahre triumphierende Kirche, nicht die Kirche mit gut gefüllten Bankkonten.
Am Ende der Begegnung spendet Franziskus einen doppelten Segen: einmal für alle Zuschauer, und dann auf Bitten von Noel Díaz besonders für Migranten. „Ich denke an jene, die ihre Heimat verlassen mussten“, sagt er. „An jene, die fern ihrer Freunde und Familien leben, die Heimweh haben und auf der Flucht sind.“ Für sie bittet er um den Segen Gottes und schließt mit den Worten: „Betet für mich.“ An diese von Franziskus häufig geäußerte Bitte hat Kardinaldekan Giovanni Battista Re am Samstag letzter Woche erinnert - in seiner Predigt bei der Totenmesse für Papst Franziskus.
(vatican news)
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