Papst Leo XIV. am Grab des Paulus – ein Besuch mit Symbolkraft
von Birgit Pottler - Vatikanstadt
Ein symbolischer Schritt: Paulus gilt als Völkerapostel. Er wandte sich jenen zu, die Jesus nicht kannten, die aus heidnischen Religionen kamen. Er predigte auf der Agora in Athen, schrieb Briefe an Gemeinden, wenn er nicht selbst anwesend sein konnte. Er war der Kommunikator für die Welt.
Papst Leo begab sich am heutigen Dienstagabend auf seine Spuren. Menschen aus aller Welt standen schon eine gute Stunde vor dem Besuchstermin vor Sankt Paul vor den Mauern, um den Papst zu begrüßen. Kurz zuvor war noch ein heftiger Regenschauer über der Ewigen Stadt hinunter gegangen. Die Basilika über dem Grab des Apostels Paulus ist jedenfalls Start- oder Endpunkt für viele Reisegruppen. Sie zieht Menschen an, die auf dem Weg sind.
„Wir sind hier, weil wir große Rom-Freunde sind, schon seit 50 Jahren. Den Anlass des Todes von Papst Franziskus und die Neueinführung von Papst Leo wollen wir gemeinsam begehen“, erzählt mir einer der deutschen Gäste kurz vor den Sicherheitskontrollen. Aus der Gruppe, die mit slowakischen Fahnen und Gitarre ganz vorne an der Abgrenzung steht, höre ich eine deutschsprachige Stimme. In dem Lied, das die anderen singen, geht es um Segen für alle sagt sie, und ergänzt: „Wir kommen aus der Slowakei, und wir sind den dritten Tag in Rom und es ist das dritte Mal, dass wir heute den Papst sehen. Das kann kein Zufall sein, Gott hat sich gewünscht, dass wir ihn treffen.“
Papst Leo XIV. beginnt hier seinen Weg als Papst für die Weltkirche und als Brückenbauer: Der erste offizielle Gottesdienst nach der Einführung ins Amt findet nicht in der Bischofskirche Roms, der Lateranbasilika, statt, sondern am Grab des Apostels Paulus. Ein Zeichen seines Auftrags für die Welt. Und fast ein Spiegelbild: Am Sonntag war die Welt zu Gast im Vatikan, jetzt geht der Papst hinaus.
„Ich hoffe, er schafft es endlich, den Krieg zu beenden, im Heiligen Land zum Beispiel“, sagt die Frau aus der Slowakei. Und dass der Papst auch an „die Kleinen“ denke, „an die, denen keiner zuhört. Das wäre auch schön für uns alle, dass er das macht.“
In seiner Predigt hat Papst Leo an den Apostel der Völker erinnert und an dessen Lebensgeschichte – vom Verfolger zum Verkünder.
Die Gläubigen in Sankt Paul wünschen sich von diesem Brückenbauer vor allem offene Augen, „dass er sich für die Gesellschaft weiterhin einsetzt, dass er nah am Menschen bleibt.“
Sankt Paul, eine von vier Papstbasiliken mit von weitem sichtbaren und strahlenden Mosaik an der Fassade, mit Zeugnissen aus den ersten Jahrhunderten des Christentums, ist ein Ort der Ökumene: Johannes XXIII. hat hier das Zweite Vatikanische Konzil angekündigt, am Gedenktag der Bekehrung des Apostels findet hier jährlich ein ökumenisches Gebet statt – als Höhepunkt der Gebetswoche für die Einheit der Christen.
Papst Leo XIV. hat am Sonntag am Petrusgrab gebetet – an diesem Dienstag am Paulusgrab. Dazwischen hat er Delegationen diverser Konfessionen und Religionen empfangen und eine Brücke geschlagen. Der Besuch hier datiert auf den Jahrestag des ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa. In Tagen und Riten voller Symbolik ist auch das ein Zeichen der Verbindung.
Sich als Papst in die Nachfolge des Petrus stellen – auch dafür bietet diese Basilika einen Rahmen. Von Petrus ab sind hier alle Päpste in den berühmten Mosaikmedaillons dargestellt. Das Bildnis des jeweils amtierenden Papstes ist beleuchtet.
Eine Frau aus Deutschland hatte mir am Eingang in die Basilika noch anvertraut, sie wollten „in Sankt Paul sehen wie viele Kreise noch frei sind. Es hat ja geheißen, wenn die Kreise alle voll sind, dann geht die Welt unter oder die Christenheit gibt es nicht mehr.“ Sie ist beruhigt: Es ist noch Platz für viele weitere Papstmedaillons. Noch sind es 266, bald wird Leo XIV. als 267. Papst ein Mosaik erhalten. Präsent ist er schon jetzt.
„Es ist eine Feier, ihm so nah zu sein, das berührt“, sagt eine Besucherin nach dem Gottesdienst - trotz aller Handys und Fotografen, betont sie ausdrücklich. Papst Leo steigt da vor der Basilika gerade wieder in den schwarzen Wagen. „Er war emotional bei sich. Es war ein Erlebnis.“
(vatican news)
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