ÐÓMAPµ¼º½

Rosenkranz und Rennrad: Ein besonderes Wochenende in den Vatikanischen Gärten

Es ist ein Wochenende zwischen Spiritualität und Sport im Vatikan: An diesem Samstagabend betet Papst Leo XIV. an der Lourdes-Grotte der Vatikanischen Gärten – zum feierlichen Abschluss des Marienmonats Mai. Am Sonntagvormittag feiert er mit Familien aus aller Welt im Rahmen der Sonderveranstaltungen zum Heiligen Jahr Gottesdienst auf dem Petersplatz, und nur wenige Stunden später verläuft eine Etappe des traditionsreichen Radrennens Giro d’Italia durch den Vatikan.

Alle Events können Sie live und mit deutschem Kommentar auf den Kanälen von Vatican News verfolgen. Im Vorfeld haben wir mit unserer Kollegin Birgit Pottler über die Verbindung von Glauben, Sport und Geschichte gesprochen – über einen Lebensretter auf dem Fahrrad und über die besondere Aufmerksamkeit, die an diesem Wochenende den Vatikanischen Gärten gilt.

Die Vatikanischen Gärten sind sonst eher verborgen An diesem Samstag und Sonntag stehen sie im Fokus. Was bedeutet diese Öffnung der Gärten?

Die Vatikanischen Gärten sind eher ein stiller Rückzugsort mitten im Zentrum der Weltkirche – nur selten öffentlich zugänglich, auch für Pilger ein verborgener Schatz. Sie liegen hinter der Petersbasilika und vereinen Gartenanlagen, kunstvolle Brunnen und spirituelle Orte wie die Lourdes-Grotte und Marienaltäre aus aller Welt. Für Interessentierte aus Deutschland besonders bemerkenswert: Auch ein Stück der Berliner Mauer steht dort.

In den Vatikanischen Gärten
In den Vatikanischen Gärten

Spiritualität und Sport im Vatikan

An diesem Wochenende stehen die Gärten gleich zweimal im Mittelpunkt – auf ganz unterschiedliche Weise. Am Samstagabend betet Papst Leo XIV. zum Abschluss einer Lichterprozession an der Lourdes-Grotte den Rosenkranz – zum Ende des Marienmonats Mai. Und am Sonntag rollen die Radprofis des Giro d’Italia auf einer ganz ähnlichen Route durch die Gärten: als symbolische Etappe auf dem „Marianischen Weg“ durch den Vatikan.

„Sport, Spiritualität und öffentlicher Raum können sich gegenseitig bereichern.“

Zwei sehr verschiedene Ereignisse – aber verbunden durch den Gedanken: Glaube, Natur und Gemeinschaft sind kein Gegensatz, sondern ein Weg nach vorn. Sport, Spiritualität und öffentlicher Raum schließen sich nicht aus, sondern können sich gegenseitig bereichern.

 

Das Kollegengespräch über Rosenkranz und Rennrad zum Nachhören

Das Gebet an der Lourdes-Grotte mit dem Papst: Leo XIV. reiht sich hier ein, in Frömmigkeitsform und Geschichte, richtig? Was sind die Hintergründe?

Die Lourdes-Grotte in den Vatikanischen Gärten ist eine Nachbildung der Erscheinungsgrotte im französischen Lourdes. Sie wurde 1902 im Vatikan errichtet – unter Papst Leo XIII. Auf ihn bezieht sich der jetzige Papst Leo ja in vielfacher Weise: etwa mit Blick auf die Sozialenzyklika, aber auch in der Marienfrömmigkeit gibt es Verbindungen.

Die Loures-Grotte in den Vatikanischen Gärten
Die Loures-Grotte in den Vatikanischen Gärten

Von Leo XIII. zu Leo XIV.

Die „Madonna del Buon Consiglio“, die Mutter Gottes vom Guten Rat, wurde von Leo XIII. auf verschiedene Weise geehrt, er erhob zum Beispiel die Wallfahrtskirche in Genazzano zur Basilika und fügte ihre Anrufung in die Lauretanische Litanei ein. Leo XIV. hat in den ersten Tagen seines Pontifikats in Genazzano gebetet und eine Kopie des Gnadenbildes stand sichtbar auf dem Petersplatz und bei der Amtseinführung.

Mit dem Rosenkranzgebet an der Grotte führt Papst Leo XIV. an diesem Samstag eine lange Tradition fort. Am Abend des 31. Mai, zum Abschluss des Marienmonats, findet hier in der Regel ein Rosenkranzgebet mit Lichterprozession statt, oft in Anwesenheit des Papstes.

Der Giro und der Vatikan – eine lange Beziehung

Der Giro 1946 im Vatikan
Der Giro 1946 im Vatikan

Am Sonntag dann der Giro d’Italia – eines der traditionsreichsten Radrennen der Welt. Welche Beziehung hat der Vatikan zu diesem Rennen?

Der Giro d’Italia und der Vatikan – das ist eine gewachsene Verbindung. Bereits 1946 empfing Pius XII. die Fahrer des Giro. Vom Balkon im Innenhof San Damaso sprach er sie als „tapfere Kämpfer des irdischen und des ewigen Laufs“ an. Diese Worte zeigen: Sport war für die Kirche nie bloß Unterhaltung. Schon Pius XII. sah darin einen Weg zu Mut, Disziplin und Gemeinschaft.

Gino Bartali: Ein Radfahrer rettet Leben

Pius XII. erinnerte auch an einen der bekanntesten Fahrer jener Zeit: Gino Bartali, der während des Zweiten Weltkriegs gefälschte Papiere in seinem Fahrradrahmen transportierte und so Hunderten Juden das Leben rettete. Heute ist er als „Gerechter unter den Völkern“ anerkannt.

1974 gab Paul VI. im Vatikan den offiziellen Startschuss zur Giro-Etappe. Und im Heiligen Jahr 2000 empfing Johannes Paul II. die Fahrer – und betonte dabei die Tugenden des Sports: Fairness, Solidarität, Altruismus.

Auch der aktuelle Durchzug des Giro durch den Vatikan geht auf ein päpstliches Anliegen zurück: Papst Franziskus griff einen Vorschlag des Präfekten des Dikasteriums für Kultur und Bildung auf. Gemeinsam mit dem Governatorat und Athletica Vaticana wurde das Projekt umgesetzt. Es bildet den Auftakt zu den Feiern des Heiligen Jahres des Sports Mitte Juni.

Pio XII. grüßt 1946 die Radfahrer
Pio XII. grüßt 1946 die Radfahrer

Die Botschaft: Glaube und Sport schließen einander nicht aus – im Gegenteil. Und Papst Leo XIV. führt diesen Weg mit persönlichem Engagement fort.

Robert Francis Prevost spielt selbst Tennis – und auch die ersten Wochen von Papst Leo XIV. hatten durchaus sportliche Akzente...

Ja, Papst Leo XIV. also Robert Francis Prevost, ist für seine Begeisterung für Bewegung und Sport bekannt. Tennis gehört zu seinen persönlichen Vorlieben. Nur wenige Tage nach seiner Wahl empfing er Tennisstar Jannik Sinner – und sprach mit ihm über Vorbildfunktion und Verantwortung im Sport.

„Wenn Sport zum Geschäft wird, droht er, seine Werte zu verlieren.“

Dabei verschweigt Leo XIV. nicht die Risiken – auch im Radsport ja immer wieder leidvolles Thema. In seiner Ansprache an die meist jungen Fußballer des italienischen Meisters SSC Neapel warnte er: „Wenn Sport zum Geschäft wird, droht er, seine Werte zu verlieren – er kann dann sogar desorientierend wirken.“

Sein Appell: Eltern, Trainer, Verbände – alle sollen auf die „moralische Qualität“ sportlicher Erfahrungen achten. Denn es geht nicht nur um Medaillen – sondern um das menschliche Wachstum junger Menschen.

Der Start des Radrennens 1974 im Vatikan
Der Start des Radrennens 1974 im Vatikan

Live durch den Vatikan

Die Strecke durch den Vatikan – live zus sehen auf den Kanälen von Vatican News. Was erwartet die Zuschauer, was werden die Radfahrer sehen?

Die Kameras zeigen ein seltenes Bild: Radprofis durchqueren den kleinsten Staat der Welt – vorbei an der Apsis des Petersdoms, am Vatikanbahnhof, durch ruhige Alleen und vorbei an Orangenbäumen und Rosenrabatten bis zur Lourdes-Grotte und dem Kloster Mater Ecclesiae, in dem Benedikt XVI. seine letzten Jahre verbrachte. Die Route führt am Hubschrauberlandeplatz vorbei und über eine Straße, die dem Sport gewidmet ist. An der Casa Santa Marta, Wohnort von Papst Franziskus von 2013 bis 2025, verlassen die Radfahrer wieder die Vatikanstadt.

„Eine Ehrenrunde im Heiligen Jahr – zu Ehren des Papstes und der Gemeinschaft“

Die Strecke ist etwa 3,5 Kilometer lang und wird neutralisiert gefahren – also ohne Zeitmessung. Die Radprofis fahren langsam hinter dem Führungsfahrzeug her. Eine Ehrenrunde im Heiligen Jahr – zu Ehren des Papstes und als Zeichen der Verbindung von Sport, Spiritualität und Weltkirche. Der eigentliche Start der letzten Etappe des Giro d’Italia erfolgt erst nach dem Verlassen des Vatikanstaats, dann durch die Haupstadt Italiens.

Was bleibt, ist ein einzigartiges Bild: Weltklasse-Radsport im kleinsten Staat der Welt – im Schatten des Petersdoms, unter dem Blick Mariens und des Papstes.

(vatican news - bp)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

31. Mai 2025, 13:45