Papst Leo XIV. weiht 11 Priester: „Kein Besitz, sondern Befreiung“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Rund 5.500 Gläubige versammelten sich am Samstagvormittag im Petersdom, um einem Höhepunkt im Leben der Kirche beizuwohnen: der Priesterweihe von elf jungen Männern – sieben aus dem Päpstlichen Priesterseminar und vier aus dem Collegium Redemptoris Mater. Inmitten feierlicher Gesänge, symbolträchtiger Rituale und bewegender Worte des Papstes wurden sie in den Dienst des Volkes Gottes gestellt.
„Die Freude Gottes ist nicht laut“
„Der heutige Tag ist ein Tag großer Freude für die Kirche“, eröffnete Papst Leo XIV. seine Predigt. Diese Freude aber sei keine oberflächliche, sondern „steht in direktem Verhältnis zu den Bindungen, die zwischen Ihnen, den Weihekandidaten, und dem Volk, aus dem Sie kommen, bestehen“. Immer wieder verwies der Papst auf die untrennbare Verbindung von Priesteramt und dem Volk Gottes – eine zentrale Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils, das das gemeinsame Priestertum betont und die Kirche als „konstitutiv extrovertiert“ beschreibt.
Er warnte eindringlich vor der Gefahr, das empfangene Geschenk des Amtes als Privileg zu betrachten. „Papst Franziskus hat uns immer wieder davor gewarnt, denn die Selbstbezogenheit löscht das Feuer der Mission.“ Stattdessen gelte: „In jeder Eucharistie macht ihr euch seine Worte zu eigen: Er ist ‚für euch und für alle‘.“
Ein Glaube, der aus Bindungen lebt
In seinen theologischen Gedanken hob der Papst hervor, dass die Frohe Botschaft nicht als abstrakte Wahrheit überliefert wurde, sondern „durch Bindungen zu uns gekommen [ist], die die Welt zwar verschleißen, aber nicht zerstören kann“. Die Weihe ist für Leo XIV. kein Bruch mit der Welt, sondern eine tiefe Bindung an sie: „Von Gott zu sein – Diener Gottes, Volk Gottes – bindet uns an die Erde: nicht an eine ideale Welt, sondern an die reale.“
Besonders hob dies der Papst dann hervor, als er auf das persönliche Zeugnis einging: „Ihr wisst, wie ich in eurer Mitte war“ – ein Satz des Apostels Paulus, den Leo XIV. als Maßstab für priesterliche Authentizität deutete. „Es ist nicht wichtig, perfekt zu sein, aber es ist notwendig, glaubwürdig zu sein.“
Ein Ritus voller Symbolik
Die Liturgie spiegelte diese Botschaft in kraftvollen Gesten wider. Nach dem persönlichen Versprechen von Gehorsam und Respekt gegenüber dem Papst und seinen Nachfolgern warfen sich die Kandidaten zu Boden – eine Geste der Hingabe – während die versammelte Gemeinde die Allerheiligenlitanei sang.
Die neu Geweihten, zwischen 28 und 49 Jahre alt, sind Priester der Diözese Rom, dessen Bischof der Papst ist. Bei der Feier wurden sie unterstützt von vielen anderen Priestern der Diözese sowie von Kardinal Baldassare Reina, Generalvikar der Diözese des Papstes. Im Zentrum der Weihe stand die Handauflegung durch den Papst – ein Moment stiller, aber intensiver Sakralität. Die Salbung der Hände mit heiligem Chrisam, das Anlegen von Stola und Kasel, der Friedenskuss: all diese Zeichen machten deutlich, dass diese Männer nun mit einem Dienst betraut sind, der größer ist als sie selbst.
„Auch heute haucht er uns an“
Zum Abschluss erinnerte der Papst an die Sendung des Auferstandenen, der seine Jünger anhaucht und ihnen die Kraft des Geistes gibt. „Auch heute haucht er uns an“, so Leo XIV., und mache sie zu „Dienern der Hoffnung“.
Mit einem Appell schloss der Papst: „Es ist ein Besitz, der uns befreit und uns befähigt, niemanden zu besitzen. Befreien, nicht besitzen.“ So sei auch das Leben dieser neu geweihten Priester ein Zeichen für das größte aller Geschenke: dass Gott sich den Menschen anvertraut – und ihnen durch glaubwürdige Zeugen nahekommt.
Nach der Weihe feierten die elf Neupriester zusammen mit dem Papst zum ersten Mal die Eucharistie am Altar des Petersdoms. Zum Abschluss der fast zweistündigen Messe wurden die Neugeweihten mit einem großen Applaus der Menschen im Petersdom bedacht.
(vatican news)
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