Papst an EU-Bischöfe: „Stellt Christus ins Zentrum – und begleitet die Jugend“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Besonders deutlich äußerte sich der Papst zur Gefahr wachsender gesellschaftlicher Ungleichheiten durch die globale Aufrüstung. Die Schwächsten seien es, die den Preis für Waffen zahlten, so das katholische Kirchenoberhaupt.
Sorge um Europas Zukunft
„Der Papst hat sich besorgt über die Aufrüstung geäußert“, berichtete der COMECE-Vorsitzende Mariano Crociata nach dem Treffen mit dem Papst vor Journalisten. Leo XIV. habe klargemacht, dass „es die schwächsten Teile der Gesellschaft sind, die den Preis für die Aufrüstung zahlen werden“. In einer Zeit globaler Unsicherheit – mit den Kriegen in der Ukraine, im Nahen Osten und Afrika – sei es zentral, für einen „gerechten Frieden“ einzutreten.
Zwei Themen rückten besonders ins Zentrum der Audienz: die komplexe geopolitische Lage Europas, insbesondere im Hinblick auf die neue US-Regierung, sowie die „wachsende Schwächung der Europäischen Union“, wie Crociata es formulierte. Populistische Strömungen, die EU-feindlich agierten, stellten die politischen wie ethischen Grundlagen Europas zunehmend infrage – auch in Fragen von Krieg und Verteidigung.
Kozon: Christus ins Zentrum – auch in pluralistischer Gesellschaft
Besonders eindrücklich schilderte der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz, Bischof CzesÅ‚aw Kozon, im Interview mit den vatikanischen Medien, was er aus dem Gespräch mit Papst Leo XIV. mitgenommen habe. „Der Heilige Vater hat gesagt, es geht darum, die Jugendlichen und Kinder zu begleiten und statt so formell eine Doktrin zu vermitteln, eher eine Begegnung mit Jesus zu ermöglichen“, so Kozon. Die Botschaft des Papstes sei klar: Europa müsse Christus wieder ins Zentrum stellen – nicht nur für die Jugend, sondern „überhaupt“.
Gerade in einer pluralistischen Gesellschaft gelte es, die eigenen christlichen Wurzeln nicht zu verleugnen: „Natürlich mit Respekt für andere Ansichten. Aber nie aufgeben“, betonte der dänische Bischof. Für Papst Leo XIV. sei das eine Frage der Identität – und der Zukunftsfähigkeit Europas.
Herausforderungen im Norden – und neue Aufmerksamkeit für die Kirche
Kozon berichtete auch von der schwierigen Lage für katholische Gemeinschaften in Nordeuropa. In Ländern wie Dänemark, wo die lutherische Staatskirche dominiert, seien gesetzliche Rahmenbedingungen zunehmend zu einem „Kontrollinstrument“ geworden, welches religiöse Minderheiten einschränke. Ein neues Gesetz zur Regulierung von Glaubensgemeinschaften habe statt Schutz vor allem staatliche Einmischung gebracht.
Dennoch sei mit der Wahl von Leo XIV. eine neue Aufmerksamkeit für die katholische Kirche entstanden – auch über konfessionelle Grenzen hinweg. „Sowohl die Person von Papst Franziskus als auch jetzt die Wahl von Papst Leo wurden positiv aufgenommen“, erklärte Kozon. Gerade in einer „Weltgesellschaft voller Unsicherheit“ brauche es die Stimme der Hoffnung. Papst Leo spreche von „Einheit, Liebe, vom Frieden Christi“ – und gewinne so Zugang zu den Herzen vieler.
Was ist die COMECE?
Die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) ist das Gremium, das die katholischen Bischofskonferenzen der EU-Mitgliedsstaaten auf europäischer Ebene zusammenführt. Sie versteht sich als Brücke zwischen Kirche und europäischer Politik und beobachtet die Entwicklungen innerhalb der Europäischen Union aus christlicher Perspektive. Der Vorsitzende der COMECE ist derzeit Bischof Mariano Crociata aus Italien.
(vatican news)
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