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Kardinal Re bei seiner Predigt Kardinal Re bei seiner Predigt

Messe vor Konklave: Papst zum „Wohl der Kirche und Menschheit“

Zum Auftakt der Papstwahl haben die Kardinäle am Mittwochmorgen im voll besetzten Petersdom die Messe „Pro eligendo Romano Pontifice“ gefeiert. Dabei wurde das Bild einer Kirche beschworen, die in komplexen Zeiten Schule der Gemeinschaft und der Einheit in Vielfalt sein soll.

Anne Preckel - Vatikanstadt

„Pro eligendo Romano Pontifice“ - „Für die Wahl des römischen Papstes“: unter diesem Titel stand die feierliche Messe am Grab des Apostels Petrus, die am ersten Tag des Konklaves alle Kardinäle und weitere Gläubige im Petersdom versammelte. Die traditionelle Messe vor der Wahl eines Papstes war eine geistliche Einstimmung auf das Konklave, das am Nachmittag mit dem Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle startet, wo bereits am frühen Abend ein erster Wahlgang vorgenommen werden soll.

„Wir sind hier, um den Beistand des Heiligen Geistes zu erbitten, um sein Licht und seine Kraft zu erflehen, damit der Papst gewählt wird, den die Kirche und die Menschheit an diesem schwierigen, komplexen und qualvollen Wendepunkt der Geschichte brauchen.“

Apostel Petrus, der zurückkehrt

„Die Wahl des neuen Papstes ist nicht nur ein einfacher Wechsel von Personen. Die Wahl des neuen Papstes ist stets der Apostel Petrus, der zurückkehrt“, stimmte Kardinaldekan Giovanni Battista Re in seiner Predigt auf die Bedeutung der Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle ein. Das Konklave findet unter Michelangelos Fresko des „Jüngsten Gerichtes“ statt – einem Ort, wo „alles dazu beiträgt, das Bewusstsein der Gegenwart Gottes zu fördern“, zitierte Re aus der Apostolischen Konstitution „“, die die Papstwahl regelt.

Die schönsten Momente der Messe im Video

Die einzig richtige Haltung, um einen neuen Papst zu bestimmen, sei Gebet, schärfte er ein: „Es ist eine menschliche Handlung, bei der alle persönlichen Erwägungen zurückgestellt werden müssen und bei der man nur den Gott Jesu Christi sowie das Wohl der Kirche und der Menschheit im Sinn und im Herzen haben darf.“

Die Kardinäle bei der feierlichen Messe
Die Kardinäle bei der feierlichen Messe   (@Vatican Media)

Verbunden mit dem gesamten Volk Gottes

Die Papstwähler erlebten sich „verbunden mit dem gesamten Volk Gottes, mit seinem Glauben, seiner Liebe zum Papst und seiner vertrauensvollen Erwartung“, betonte Kardinal Re. Er verwies auf die Apostelgeschichte, die vom einmütigen Gebet der christlichen Urgemeinde nach der Himmelfahrt Christi und in Erwartung des Pfingstfestes berichtet (vgl. Apg 1,14). Für die Papstwahl erbäten die Kardinäle „den Beistand des Heiligen Geistes“, „damit der Papst gewählt wird, den die Kirche und die Menschheit an diesem schwierigen, komplexen und qualvollen Wendepunkt der Geschichte benötigen.“

Ausgehend von Jesu Gebot der Nächstenliebe (Joh 15,13) skizzierte der Kardinaldekan in seiner Predigt den Auftrag eines Papstes. Das Johannesevangelium, in dem von diesem Vermächtnis Jesu die Rede ist, ist fester Bestandteil der Messe „Pro eligendo Romano Pontifice“. Grundlegende Eigenschaft der Hirten sei „Liebe bis zur völligen Selbsthingabe“, erinnerte Kardinaldekan Re. Daraus ergehe eine Aufforderung zu Geschwisterlichkeit in Kirche und Menschheit. Der Papst sei Garant dieser Gemeinschaft.

Kardinal Re bei seiner Predigt
Kardinal Re bei seiner Predigt   (@Vatican Media)
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Gemeinschaft festigen

„Zu den Aufgaben eines jeden Nachfolgers Petri gehört es, die Gemeinschaft zu festigen: die Gemeinschaft aller Christen mit Christus, die Gemeinschaft der Bischöfe mit dem Papst; die Gemeinschaft der Bischöfe untereinander. Keine selbstbezogene Gemeinschaft, sondern eine, die ganz auf die Gemeinschaft zwischen Menschen, Völkern und Kulturen ausgerichtet ist und der es am Herzen liegt, dass die Kirche stets ,eine Wohnstatt und eine Schule der Gemeinschaft‘ ist.“

Christi Aufruf zur Wahrung der Einheit meine keine Gleichförmigkeit, sondern Einheit in Vielfalt, betonte der Kardinaldekan, „eine feste und tiefe Gemeinschaft in der Verschiedenheit, solange man dem Evangelium ganz treu bleibt“, so Kardinal Re, der selbst aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht am Konklave teilnehmen wird.  

Viele Gläubige nahmen teil
Viele Gläubige nahmen teil   (@Vatican Media)

Appell an die Gewissen

Die Welt erwarte heute viel von der Kirche, fügte er an, „im Hinblick auf die Bewahrung jener grundlegenden menschlichen und geistlichen Werte, ohne die das Zusammenleben der Menschen weder besser noch für künftige Generationen zuträglich sein wird.“ Der Kardinaldekan rief zum Gebet für die Papstwahl auf, damit „der Heilige Geist uns zum Wohl der Kirche und der Menschheit einen neuen Papst nach dem Herzen Gottes schenken möge“. Es brauche einen Papst, der in der modernen Gesellschaft an die Gewissen appelliere und moralische und spirituelle Kräfte zu wecken möge, so Kardinal Re. Diese Gesellschaft sei „von großem technologischen Fortschritt geprägt“, neige aber dazu, „Gott zu vergessen“.

„Die selige Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, trete mit ihrer mütterlichen Fürsprache für uns ein, auf dass der Heilige Geist den Verstand der wählenden Kardinäle erleuchte und sie einmütig den zum Papst wählen lasse, den unsere Zeit braucht“, schloss Re seine Predigt.

Feierliche Messe zu historischem Anlass

Anlässlich des historischen Anlasses war die Messe überaus feierlich. Zu Beginn zogen die Kardinäle, in rot-goldene Gewänder gekleidet, in einer langen Prozession in den Petersdom ein. Tausende Gläubige begleiteten den historischen Akt. Die Lesungen und Fürbitten wurden bei der Messe auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Swahili, Deutsch und anderen Sprachen verlesen. Für den Zelebranten, Kardinaldekan Giovanni Battista Re, war der ansonsten auf Latein gehaltene Gottesdienst letzter Akt in der Phase ohne Kirchenoberhaupt.

Am Mittwochnachmittag ist der Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle vorgesehen, um beim Konklave - abgeschirmt von der Außenwelt - ein neues Kirchenoberhaupt zu wählen. Gegen 19 Uhr wird der erste Rauch aus dem Schornstein der Sixtina erwartet. In den nächsten Tagen sind jeweils zwei Wahlgänge am Vor- und am Nachmittag angesetzt, Radio Vatikan überträgt live.

(vatican news -pr)
 

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07. Mai 2025, 11:00