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Serie mit Franziskus: „Die Reichen haben nur Adjektive“

Im sechzehnten Teil der Serie „Gesichter der Evangelien“, die Vatican News im Osterfestkreis zeigt, spricht Papst Franziskus über die biblische Figur des reichen Epulone. Seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Bettler Lazarus wird zur existenziellen Leere: Er verliert seinen Namen – während nur der Arme erinnert wird. Es handelt sich um Archivtöne aus dem vergangenen Pontifikat.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Zwei Männer. Einer zufrieden mit seinem Leben, der andere namens Lazarus, der um Almosen bat.“ Mit diesen Worten beginnt Papst Franziskus seine Betrachtung zur biblischen Gestalt des reichen Prassers – im sechzehnten von insgesamt achtzehn Episoden der Serie „Gesichter der Evangelien“, die am Ostersonntag 2022 zur Hauptsendezeit auf Rai Uno ausgestrahlt wurde. Das mediale Projekt entstand auf Initiative des Dikasteriums für Kommunikation in Zusammenarbeit mit der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek, den Vatikanischen Museen und Rai Cultura. Die Autoren sind Andrea Tornielli und Lucio Brunelli, Regie und Kamera stammen von Renato Cerisola, die Originalmusik von Michelangelo Palmacci.

Im Zentrum der Episode steht diesmal das Gleichnis Jesu vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lk 16,19–31). Papst Franziskus interpretiert die Geschichte als scharfe Anklage gegen soziale Gleichgültigkeit. Der Reiche, so erklärt er, war gut gekleidet, lebte in Wohlstand, nahm womöglich Medikamente gegen das Cholesterin – und ignorierte dabei den Armen an seiner Tür. „Er wusste, dass da ein Armer war, aber es schien ihm natürlich: Ich genieße mein Leben – und der andere soll sehen, wie er zurechtkommt.“

Ohne Namen

Während Lazzarus nach dem Tod in den Schoß Abrahams aufgenommen wird, erfährt man vom reichen Mann nur, dass er beerdigt wurde – ohne Namen. „Der Reiche wusste, wie der Arme hieß â€“ er bittet im Jenseits Abraham sogar, Lazarus zu ihm zu schicken. Doch das Evangelium nennt nie seinen eigenen Namen“, betont der Papst.

Diese Auslassung ist für Franziskus mehr als ein literarisches Detail: Sie sei eine Warnung. „Die Gleichgültigkeit führt genau dazu – dazu, seinen Namen zu verlieren. Wir sind dann nur noch ‚die Reichen‘, wir sind dieses oder jenes… Wir sind Adjektive.“

Die Aussage trifft einen zentralen Nerv der christlichen Soziallehre: Nicht Besitz an sich wird verdammt, sondern die Entmenschlichung durch egoistische Selbstgenügsamkeit. Indem Papst Franziskus das Augenmerk auf den Namen lenkt, erinnert er daran, dass Würde und Erinnerung denjenigen gehören, die gesehen, angesprochen und anerkannt werden – und dass es gefährlich ist, nur in Kategorien von „mehr“ und „weniger“ zu denken.

(vatican news)'

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29. Mai 2025, 12:23