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Papst zur Osternacht: „Christen sind Bauleute der Hoffnung“

Christen sollten Ostern in ihrem Leben Wirklichkeit werden lassen und Hoffnung in die Welt tragen. Das betonte Papst Franziskus in seiner Predigt zur Osternacht im Vatikan. Der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re, leitete diesen wichtigsten Gottesdienst im Kirchenjahr im Auftrag des Papstes. Zuvor hatte der Papst den schon im Dom versammelten Gläubigen einen kurzen Besuch abgestattet.

Birgit Pottler - Vatikanstadt

Die Osternacht – im Kirchenjahr die „Nacht der Nächte“, mit Ablauf und Texten, die nur in dieser Feier so vorkommen: eine Nacht, die den Durchgang vom Tod ins Leben feiert, zum Gedenken an die Auferstehung Christi. Die Osternacht ist eine Nachtwache, eine Vigil. Papst Franziskus, der dem Gottesdienst wegen seiner gesundheitlichen Verfassung nicht selbst vorstand, hatte die Predigt zu diesem Anlass verfasst:

„Die Osternacht erinnert uns daran, dass das Licht der Auferstehung den Weg Schritt für Schritt erhellt, ganz unspektakulär in die Dunkelheit der Geschichte einbricht und sanft in unseren Herzen erstrahlt“, so der Papst in seiner Homilie, die durch den Zelebranten Kardinal Re verlesen wurde.

Die schönsten Momente der Vigil im Video

„Kleine aufstrahlende Lichter“

Die Auferstehung sei jedoch kein Triumphzug, Jesus umgehe Golgota nicht, gibt Franziskus zu bedenken: â€žDie Auferstehung gleicht kleinen aufstrahlenden Lichtern, die sich nach und nach ihren Weg bahnen, ganz unscheinbar, manchmal noch bedroht von der Nacht und von einem Mangel an Glauben.“

Lob des Lichtes

Rund 5.000 Gläubige feierten diesen besonderen Gottesdienst im Petersdom und auf dem Petersplatz mit. Die Osternacht beginnt traditionell mit der Lichtfeier und der Segnung der Osterkerze, die für Christus als das Licht steht. In einer feierlichen Prozession wurde sie daher in den zu Beginn dunklen Petersdom getragen und mit dem dreifachen Ruf „Lumen Christi – Licht Christi“ angekündigt. Symbolisch wurde das Licht auch an mitfeiernde Kardinäle, Priester und alle Gläubigen weitergegeben, bevor der Petersdom nach dem dritten Ruf wieder vollständig erhellt wurde. 

Ein Moment der Liturgie
Ein Moment der Liturgie   (Vatican Media)

Im anschließenden großen Danklied, dem Exsultet, wurde der Liturgie gemäß die ganze Bedeutung der Osternacht zusammengefasst. Die Tradition des Gesangs geht auf die ersten Jahrhunderte des Christentums zurück. Sie schlägt einen Bogen von der Schöpfung, über die Nacht des Pascha-Lammes und den Auszug der Israeliten aus Ägypten, bis zu Tod und Auferstehung Christi, in die wir durch die Taufe mit hineingenommen sind. Das Exsultet besingt die Osterkerze: „Sie leuchte bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht, dein Sohn, unser Herr Jesus Christus.“  

Ein Moment der Liturgie
Ein Moment der Liturgie   (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Das Licht steht auch als zentrales Symbol in den Lesungen des Tages, etwa im Schöpfungsbericht im Buch Genesis, der Offenbarung Gottes dem Mose im brennenden Dornbusch oder im Auszug Israels aus Ägypten. Immer geht es darum, an Taten Gottes zu erinnern, die auch für Gegenwart und Zukunft des neuen Gottesvolkes eine Verheißung sind. Kardinal Re führte in der Osternacht im Petersdom jeweils in die Texte ein, die in verschiedenen Sprachen vorgetragen wurden. Eindrucksvoll wie schlicht die Psalmen zwischen den Lesungen - im Wechselgesang zwischen Gemeinde und Kantoren wie Kantorinnen.

Großes Orgelspiel und Läuten der Kirchenglocken nach den Lesungen des Alten Testaments und der feierliche Gesang des Glorias stellen weitere Fixpunkte der nächtlichen Feier dar. Es ist das erste Mal seit dem Gloria am Gründonnerstag, dass die Kirchenglocken läuten und die Orgel spielt. Erst danach folgen die Lesungen des neuen Testaments und das Osterevangelium. So auch im zur Osternacht ganz in gelb und weiß festlich geschmückten Petersdom. Die Glocken läuteten dazu Ostern im Vatikan und Rom ein.

„Es ist ganz anders“

Die Auferstehung Christi löse jedoch nicht alle Probleme auf magische Weise, betont Papst Franziskus in seinem Predigttext zu diesem Osterfest 2025 weiter: „Es ist ganz anders: Wir können Ostern nicht feiern ohne uns weiterhin mit den Nächten auseinanderzusetzen, die wir in unseren Herzen tragen, und mit den Todesschatten, die oft schwer über der Welt liegen.“ Die Vollendung der Macht der Auferstehung sei uns Menschen anvertraut, „wie ein kleines aufstrahlendes Licht, damit wir es hüten und immer stärker werden lassen“.

Zahlreiche Gläubige nahmen teil
Zahlreiche Gläubige nahmen teil   (Vatican Media)

Bauleute der Hoffnung

Im Heiligen Jahr, als „Pilger der Hoffnung“, sollte „die österliche Hoffnung in unserem Leben und in der Welt aufkeimen“, so der Wunsch des Papstes. „Im auferstandenen Jesus haben wir nämlich die Gewissheit, dass unsere persönliche Geschichte und der Weg der Menschheit in Gottes Händen liegen, auch wenn sie jetzt noch von einer Dunkelheit umgeben sind, in der die Lichter nur schwach leuchten.“ Christen sollten Ostern im Leben Wirklichkeit werden lassen und zu „Bauleuten der Hoffnung“ werden, unterstreicht Franziskus weiter. Das Leben eines jeden einzelnen könne hier Zeichen der Hoffnung sein – mit kleinen alltäglichen Gesten, mit vom Evangelium inspirierten Entscheidungen.

„Jedem die Hoffnung bringen“

„Das (Zeichen der Hoffnung, Anm.) wollen wir für diejenigen sein, denen der Glaube an den Herrn fehlt, für diejenigen, die sich auf ihrem Weg verirrt haben, für diejenigen, die aufgegeben haben oder niedergedrückt werden von der Last des Lebens; für diejenigen, die allein sind oder sich in ihrem Schmerz einschließen; für alle Armen und Unterdrückten der Erde; für die gedemütigten und getöteten Frauen; für die ungeborenen und für die misshandelten Kinder; für die Opfer des Krieges. Jedem einzelnen und allen wollen wir die Hoffnung von Ostern bringen!“

„Endgültiger Wendepunkt in der Geschichte“

Für Papst Franziskus ist klar: „Der auferstandene Christus ist der endgültige Wendepunkt der menschlichen Geschichte. Er ist die Hoffnung, die nicht untergeht.“ Der Auftrag für alle Gläubigen in seiner Predigt lautet daher: „Geben wir dem Licht des Auferstandenen Raum! Und wir werden zu Bauleuten der Hoffnung für die Welt.“

Die Erwachsenentaufe
Die Erwachsenentaufe   (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Taufe und Sendung

Zum Ablauf der Osternacht gehört die Erwachsenentaufe. Kardinal Re spendete im Petersdom dieses Jahr drei Erwachsenen die Taufe, zwei kamen aus Italien und ein Täufling aus Albanien. Die Kirche empfängt auf diese Weise in der Osternacht neue Mitglieder – also neue Boten und Bauleute der Hoffnung. Die mitfeiernden Gläubigen im Petersdom erneuerten in der Liturgie auch ihr eigenes Taufversprechen. Dieses Glaubensbekenntnis mündet dem Ritus entsprechend in die Eucharistiefeier. Die Liturgien von Gründonnerstag bis zur Osternacht bilden symbolisch einen einzigen großen Gottesdienst und zeichnen den Weg vom Tod bis zur Auferstehung nach. Erst die Osternacht endet daher wieder mit dem feierlichen Schlusssegen der Messfeier und der eigentlichen Entlassung. Das abschließende Regina Coeli wird dann bis Pfingsten anstelle des Angelus gebetet.

(vatican news)

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19. April 2025, 21:21