Kirchen-Expertin zu UN-Konferenz: „Aufgeben ist keine Option“
Die vierte UNO-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung ist am Donnerstag im spanischen Sevilla zu Ende gegangen. Die Abschlusserklärung „Compromiso de Sevilla“ sei in vielen Bereichen „enttäuschend“, so Hannah Angerbauer von der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung (KOO).
Fehlende Transparenz und keine echten Lösungen
Kritik übte Angerbauer nicht nur an dem Mangel „echter Lösungen“ , sondern auch an der fehlenden Transparenz der Verhandlungsprozesse, die bereits zwei Wochen zuvor in New York stattgefunden hatten. Besonders verurteilte sie den Ausschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen sowohl in New York als auch in Sevilla. So sei selbst das Tragen von T-Shirts oder Bannern mit Kampagnenslogans untersagt gewesen.
Inhaltliche Schwächen und blockierte Fortschritte
Auch inhaltlich übt Angerbauer erhebliche Kritik: So soll die EU gemeinsam mit anderen wohlhabenden Staaten zentrale Punkte des Abschlusstexts abgeschwächt und einen Schlüsselparagrafen zur Schuldenfrage blockiert haben. Statt konkreter Fortschritte gibt es nun lediglich einen jährlichen Dialog zur Weiterentwicklung der internationalen Schuldenarchitektur.
Besonders problematisch sei auch, dass die EU zusammen mit Österreich verhindert habe, dass Länder des Globalen Südens bei der Reform der Schuldenregelungen mitbestimmen können.
Zudem lasse die Abschlusserklärung zentrale Probleme wie den weltweiten Anstieg von Konflikten und Militarisierung, die eskalierende Klimakrise sowie die jüngste Auflösung der US-Entwicklungshilfebehörde USAID durch Ex-Präsident Trump ungelöst.
Ein riesiges Finanzloch bedroht Entwicklungsziele
Laut einem aktuellen Bericht der OECD droht der weltweiten Entwicklungshilfe im Jahr 2025 mit einem Rückgang von bis zu 17 Prozent der größte Einbruch aller Zeiten. Konkret geht es um ein wachsendes Finanzloch in Höhe von rund vier Billionen US-Dollar, das zur Umsetzung globaler Entwicklungsziele dringend gedeckt werden müsste, wie UN-Generalsekretär António Guterres betonte.
Die drastischen Kürzungen der US-amerikanischen Fördermittel– welche bisher mit Abstand den größten Anteil ausmachten– verschärfen die Lage zusätzlich. Einer aktuellen Studie der Fachzeitschrift The Lancet zufolge könnte der Rückzug der USA bis 2030 mehr als 14 Millionen Menschen das Leben kosten, darunter über 4,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren.
Nicht aufgeben
Nichtsdestotrotz appellierte Angerbauer dafür, nicht aufzugeben. Viemehr ginge es jetzt darum, eine auf Menschen ausgerichtete Agenda für die kommenden Monate und Jahre zu entwickeln.
(kap - rva)
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