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?Die wenigsten Frauen in der Prostitution sind freiwillig da“

Frauenrechtsorganisationen haben scharfe Kritik an der Evaluierung des Prostituiertenschutzgesetzes geübt. Maria Decker, Vorsitzende des Vereins SOLWODI, spricht im Interview mit Radio Horeb über die Realit?t im Milieu, über massive Schutzlücken – und über das nordische Modell als Ausweg.

Das deutsche Prostituiertenschutzgesetz ist seit 2017 in Kraft und soll Frauen im Gewerbe besser schützen. Doch eine kürzlich veröffentlichte Evaluierung zu seiner Wirksamkeit stößt bei Frauenrechtsvereinen auf massiven Widerspruch. ?Die Realität vieler Frauen in der Prostitution spiegelt sich in der Auswertung nicht wider“, sagt Maria Decker, Vorsitzende des Frauenrechtsvereins SOLWODI (Solidarity with Women in Distress), im Interview mit Radio Horeb.

?Viele Frauen sehen keinen anderen Ausweg“

Wie viele Prostituierte es in Deutschland tatsächlich gibt, ist unklar. ?Es gibt keine belastbaren Daten“, so Decker. Häufig wird die Zahl von 250.000 genannt – eine Schätzung, die sie für plausibel hält. Der Alltag vieler Frauen im Milieu sei von Zwängen geprägt: ?Wir treffen Frauen in Armutsprostitution, in der Beschaffungsprostitution oder unter dem Einfluss von emotionalem Zwang, etwa durch sogenannte Loverboys“, erklärt Decker. Freiwilligkeit sei in den wenigsten Fällen gegeben. Viele Frauen prostituierten sich aus wirtschaftlicher Not oder weil sie keine Alternative sähen.

Zweifel an der Evaluierung

Besonders kritisch sieht SOLWODI die Methodik der Evaluierung. Die Onlinebefragung erfasse nur eine sehr selektive Gruppe von Frauen – etwa mit hohem Bildungsniveau und deutscher Herkunft. ?Das entspricht nicht der Realität, die wir in der aufsuchenden Arbeit erleben“, sagt Decker. Auch die Tatsache, dass Aussagen von Freiern und Bordellbetreibern ohne kritische Einordnung in die Auswertung eingeflossen seien, hält sie für problematisch.

Forderung nach dem nordischen Modell

SOLWODI fordert stattdessen eine grundlegende Neuausrichtung der Gesetzgebung. Konkret: das sogenannte nordische Modell, das in Schweden seit über 25 Jahren praktiziert wird. Dieses sieht vor, dass Frauen in der Prostitution entkriminalisiert, Freier und andere Profiteure hingegen strafrechtlich verfolgt werden. Begleitend brauche es flächendeckende Ausstiegsprogramme und gesellschaftliche Aufklärung. ?In Schweden hat sich die Zahl der Prostituierten deutlich reduziert, und die Gewalt gegen Frauen ist zurückgegangen“, so Decker.

Politische Bewegung vorhanden

Ob das Modell in Deutschland realisierbar ist? Decker sieht erste politische Bewegung: ?Die CDU-Fraktion hat sich im vergangenen Jahr klar dafür ausgesprochen. Auch in anderen Parteien gibt es Befürworter.“ Doch sie betont: Es gehe nicht nur um politische Interessen, sondern um konkrete Lebensrealitäten von Frauen. ?Wir als Gesellschaft sind es ihnen schuldig, hinzusehen und zu handeln.“

Abschließend hält Decker fest: ?Die Vorstellung, dass Prostitution in Deutschland ein selbstbestimmter Beruf ist, geht an der Lebenswirklichkeit vieler Frauen vorbei. Die Gesetzgebung muss sich an deren Schutz ausrichten – nicht an der Nachfrage.“

(radio horeb - mg)

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09. Juli 2025, 10:29