Berliner Erzbischof: Prostitution erfolgt selten freiwillig
Als Bischof des katholischen Osteuropa-Hilfswerkes Renovabis richtete Koch ein Grußwort an die Veranstaltung ?Die Würde der Frau ist (un)antastbar? Ein Gespräch über die aktuelle Situation der Prostitution in Deutschland". Die Pressestelle des Erzbistums verbreitete den Text. Der Gesprächs-Abend war ein zentraler Bestandteil der Eröffnungswoche der Renovabis-Pfingstaktion, die in diesem Jahr vom 21. bis 25. Mai unter dem Motto ?Voll der Würde“ im Erzbistum Berlin stattfindet.
Eindringlich wandte Erzbischof Koch sich hier gegen Prostitution: ?Da jedoch, wo ein Machtgefälle die Beziehung pervertiert, wo sich unter dem Vorzeichen von Unfreiwilligkeit, Zwang oder gar Gewalt die destruktive Kraft der Sexualität entfaltet, wird offensichtlich, wie fragil Würde sein kann. Die Menschenwürde ist dabei keine abstrakte Idee und für unsere Kirche alles andere als nur ein frommes oder philosophisches Konzept; sie ist eine sehr praktische Verpflichtung, uns im eigenen Handeln so zu verhalten, dass die erschreckend alltägliche Vernichtung der Würde von Menschen in unserer Gesellschaft ein Ende findet."
Renovabis kämpft auch gegen Menschenhandel
Koch erinnerte daran, dass Papst Franziskus Prostitution daher auch als ?Sklaventum“ bezeichnete, und den damit einhergehenden Menschenhandel ein ?Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ nannte. Dies zu erkennen, brauche es ?keine übernatürliche Offenbarung; es reichen menschliche Vernunft und Anstand", so Koch.
Da ein großer Teil der Betroffenen, die meisten davon Frauen, aus Osteuropa, kommt, ist auch Renovabis in diesem Bereich aktiv. Vielfach seien die auslösenden Faktoren Armut, Perspektivlosigkeit, familiäre Not, Krieg und/oder fehlende soziale Absicherung in den Herkunftsländern. Aus Bulgarien und Rumänien beispielsweise stamme ein erschreckend hoher Anteil der in Deutschland zur Prostitution gezwungenen Frauen. Strukturelle Armut und mangelnde Bildungschancen machten sie und ihre Familien zur leichten Beute für die falschen Versprechungen der Menschenhändler. ?Die Bekämpfung dieser Ursachen in ganz Ost- und Südosteuropa ist ein zentrales Anliegen unseres Hilfswerkes."
Schweden und Frankreich als Vorbild
Die katholische Kirche wende sich nicht gegen die Betroffenen, sondern ?gegen die gesellschaftlichen Faktoren, welche Menschen in der Prostitution halten oder sie in diese hineinzwingen." Renovabis wolle die Betroffenen – oft Minderjährige – beim Ausstieg unterstützen und Alternativen eröffnen. Erzbischof Koch rief dazu auf, ?kompromisslos eine Gesellschaft einzufordern, in der es keine Versklavung mehr gibt, egal ob sie subtil oder offen-brutal daherkommt. Wer nach Vorbildern sucht, mag diesbezüglich nach Schweden oder Frankreich blicken: Dort hat die Gesetzgebung deutlicher als hierzulande erkannt, dass schrankenloser Liberalismus nicht immer mit segensreichem Fortschritt einhergeht."
In Schweden und Frankreich machen sich nicht Prostituierte strafbar, jedoch all jene, die ihre Dienste nutzen.
Menschenwürde im Osten Europas
Die diesjährige Pfingstaktion des deutschen katholischen Osteuropa-Hilfswerks steht unter dem Motto , ?,Voll der Würde. Menschen stärken im Osten Europas". Sie wird bundesweit am Sonntag in Berlin mit einem Gottesdienst in der Sankt Hedwigs-Kathedrale eröffnet und endet mit der Pfingstkollekte in allen Pfarrgemeinden Deutschlands am 8. Juni. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch wird predigen.
(pm - sst)
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