Libori 2025: Ein Fest der Weltkirche
Julian Kendziora - Paderborn
Mit weit über einer Million Besucherinnen und Besuchern wurde deutlich: Libori ist kein rein regionales Ereignis. Es will ein Fest der Weltkirche sein – ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Die spirituelle und gesellschaftliche Bedeutung reicht weit über die Grenzen Westfalens hinaus.
Weltkirche in Paderborn vereint
Das internationale Gesicht des Libori-Festes zeigte sich besonders in der Teilnahme zahlreicher Bischöfe aus aller Welt. Unter den Gästen waren Jean-Pierre Vuillemin (Le?Mans, Frankreich); George Desmond Tambala OCD (Lilongwe, Malawi); Shane Mackinlay (ernannter Erzbischof von Brisbane, Australien); Peter Paul Angkyier (Damango, Ghana); Ambrose Puthenveettil (Kottapuram, Indien); Noel Rucastle (Oudtshoorn, Südafrika); David Tencer OFMCap (Reykjavík, Island) sowie mehrere emeritierte Bischöfe aus Deutschland und Europa.
Während eines Austauschs betonte der künftige Bischof aus Brisbane, dass die Herausforderungen in seiner Heimat – etwa Säkularisierung, Vertrauensverlust und gesellschaftlicher Wandel – vergleichbar mit denen in Europa seien. Der internationale Dialog wurde von den Teilnehmenden als wertvoll und notwendig empfunden.
?Vertrauen ins Morgen“ – ein Motto mit geistlicher Tiefe
Das diesjährige Leitwort ?Vertrauen ins Morgen“ wurde mehrfach in den kirchlichen Veranstaltungen aufgenommen. Michael Bredeck, Generalvikar des Erzbistums Paderborn, verwies auf die gesellschaftliche Lage in Deutschland und die Notwendigkeit, dem wachsenden Misstrauen und der Polarisierung eine andere Haltung entgegenzusetzen: Offenheit, Dialogbereitschaft und gegenseitiges Vertrauen.
Auch Pater Marc Isnard aus Le Mans, Vikar und Vorsitzender der Liborius-Fraternität, unterstrich die historische Dimension der deutsch-französischen Freundschaft. Trotz Kriegen sei die Verbindung zwischen beiden Städten über Jahrhunderte hinweg lebendig geblieben – und könne heute als Zeichen der Hoffnung verstanden werden, gerade angesichts der aktuellen Kriege in Europa.
Aufbruch in eine gemeinsame Zukunft
In seiner Predigt beim Pontifikalamt am Sonntag griff Erzbischof Udo Markus Bentz die Frage nach der Zukunft der Kirche auf. Er machte deutlich, dass Veränderungen notwendig seien – auch wenn sie mit dem Abschied von Gewohntem verbunden seien. Kirche könne aber gerade dadurch lebendig bleiben. Es brauche Mut, Vertrauen und das Bewusstsein, dass dieser Weg nur gemeinsam gegangen werden könne. Dabei gehe es nicht um Rückzug, sondern um Aufbruch und Zukunft.
In einem anschließenden Empfang bezeichnete der Erzbischof den heiligen Liborius als einen Brückenbauer. ?Konsens statt Konflikt, Dialog statt Konfrontation - das ist der Weg, der Zukunft hat und Vertrauen stiftet.“ Zuvor waren Reliquien des heiligen Liborius im vergoldeten Libori-Schrein durch die Paderborner Innenstadt getragen worden.
Großes Volksfest mit internationalem Charakter
Libori findet noch bis 3. August statt. Stadt und Erzdiözese feiern immer Ende Juli mit Jahrmarkt, Gottesdiensten, Prozessionen und weiteren Veranstaltungen den heiligen Liborius (348-397), den Diözesanpatron. Zu den Feiern kommen regelmäßig mehr als eine Million Besucher. Das Fest hat seinen Ursprung im Jahr 836. Damals wurden die Gebeine des Heiligen, der Bischof im französischen Le Mans war, nach Paderborn überführt. So entstand eine der ältesten Städtepartnerschaften.
Neben fröhlichen Feiern gibt es laut Programm in diesem Jahr zu Libori auch ernste Töne. Bis 1. August ist im Alten Kapitelsaal des Doms die Ausstellung ?Betroffene zeigen Gesicht“ zu kirchlichem Missbrauch zu sehen. Mit Porträts und persönlichen Erzählungen soll nach Angaben der Erzdiözese sexualisierte Gewalt in der Kirche sichtbar gemacht werden.
Das Libori-Fest wollte in diesem Jahr erneut ein klares Signal senden: Die Kirche nimmt die Zeichen der Zeit wahr – und antwortet darauf mit Solidarität, Freundschaft und dem Mut, Kirche für morgen zu gestalten.
(vatican news/kap - cs)
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