Theologe Tück: Gott nicht politisch instrumentalisieren
Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und das iranische Oberhaupt Ali Chamenei hatten sich in ihren Statements zum US-Militärschlag gegen iranische Atomanlagen auf Gott berufen. Dies sei ein unzulässiger Übergriff: ?Wer Gewalt in seinem Namen [im Namen Gottes, Anm.] rechtfertigt, tastet die Heiligkeit seines Namens an und begeht Blasphemie“, schreibt Tück in einem aktuellen Beitrag auf dem Portal ?communio.de“.
Keine Instrumentalisierung von Gott
Gott dürfe nicht für kriegstreiberische Aktivitäten instrumentalisiert werden: ?Im Kontext kriegerischer Auseinandersetzungen die politischen Interessen religiös aufzuladen und das Freund-Feind-Denken zu untermauern, verschlimmert die Lage und erschwert diplomatische Verhandlungen“, so Tück. Der Frieden werde nur möglich, ?wenn eine Perspektiverweiterung stattfindet, wenn jede Seite nicht nur das eigene, sondern auch das Leiden der anderen sieht.“ Dies würde eine ?Politik im Zeichen der Compassion“ bedeuten, ?die nicht nur die eigenen Opfer erinnert, um Gewalt zu legitimieren, sondern auch die Leidensgeschichten der anderen wahrzunehmen bereit ist“.
Eine solche gleichsam utopische Perspektive sei bereits einmal - beim berühmten Handschlag zwischen PLO-Führer Jassir Arafat und dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin 1993 in Camp David - fast wahr geworden und habe einen Weg aus der ?Spirale der Gewalt“ aufgezeigt. Daran müsse angesichts der aktuellen Eskalation auch der Worte erinnert werden, so Tück. Schließlich würden sich alle drei Politiker - Trump, Netanjahu und Chamenei - einer ?usurpatorischen Theologie“ bedienen, ?die Gott für ihre Zwecke vereinnahmt“. - Dabei würden gerade die monotheistischen Religionen eine ?Differenz zwischen Gott und Mensch“ einklagen und sich so einer Instrumentalisierung sperren.
Trump, Netanjahu, Ali Chamenei
Tück bezog sich in seinem Appell auf Äußerungen von US-Präsident Trump, der nach dem amerikanischen Bombardement von iranischen Atomanlagen meinte: ?Ich möchte allen danken. Besonders Gott. Ich will sagen: Wir lieben dich, Gott. Und wir lieben unsere großartigen Streitkräfte. Schütze sie. Gott segne den Nahen Osten. Gott segne Israel und Gott segne Amerika!“ - Eines ähnlichen Sprachspiels bediente sich auch Netanjahu, der seiner Freude über den amerikanischen Luftschlag mit den Worten Ausdruck verlieh: ?Gott segne Amerika, Gott segne Israel, und möge Gott unser unerschütterliches Bündnis, unseren unerschütterlichen Glauben segnen.“ - Ali Chamenei antwortete seinerseits darauf mit der Parole: ?Der Allmächtige Gott wird der iranischen Nation, der Wahrheit und der Seite, die im Recht ist, ganz sicher den Sieg schenken - so Gott will.“
(kap – pr)
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