D: Fuldaer Bischof nimmt Stellung zu Missbrauchsbericht
Eine Woche nach der Präsentation eines Abschlussberichts über Missbrauchsfälle zwischen 1945 und 2024 äußerte sich am Donnerstag die Diözesanleitung in Fulda. Es gelte, strukturelle Schwächen zu erkennen, zu benennen und zu verändern; dies sei die Verantwortung der Diözese insgesamt und des Bischofs persönlich, so Gerber laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA). Gespräche mit der Aufarbeitungskommission, die den Bericht im Auftrag der Diözese erarbeitete, sollen zeigen, welche konkreten Maßnahmen getroffen werden können.
Demnach gab es seit 1945 mindestens 120 mutmaßlich Betroffene von sexuellem Missbrauch und 37 mutmaßliche Täter. Das Gremium hatte in den vergangenen vier Jahren systematisch 2.124 Personalakten gesichtet und ausgewertet. Bischof Gerber, der die Diözese Fulda seit 2019 leitet und auch stellvertretender Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist, wiederholte seine Bitte um Entschuldigung; wissend, dass Worte allein nicht genügten, so Gerber.
Sechs Priester aus Dienst entfernt
Er berichtete, dass er während seiner bisherigen Amtszeit bereits sechs Priester aus dem Dienst nehmen musste - darunter auch drei wegen sexualisierter Gewalt. In mindestens drei Fällen lagen bereits während der Ausbildung Hinweise vor, die nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Es sei jetzt entscheidend, wie die Diözese mit den Erkenntnissen aus dem Bericht umgehe.
„Wir werden an unserem Handeln in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren gemessen.“ Wer etwa Strukturen schaffe, die Überforderung reduzierten und Selbstwirksamkeit ermöglichten, schütze damit auch vor einem Missbrauch von Macht, so der Bischof. Er verwies auf die Einführung von Verwaltungsleitungen in Großpfarreien sowie die Förderung teamorientierter Leitungsmodelle.
Strukturen, Hilfe und Erwartungen
Pfarrer würden so von Bürokratie entlastet und Leitungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Die Möglichkeit der vorzeitigen Pensionierung kann laut Gerber helfen, die eigene Lebens- und Berufssituation realistisch und verantwortungsvoll zu gestalten. Auch die Kommission hat im Bericht Vorschläge zur Fortführung der Aufarbeitung festgehalten.
So bräuchten Betroffene niederschwellige Angebote mit klarer Kennzeichnung von Ansprechpersonen. Hilfsangebote dürften nicht standardisiert sein, sondern müssten mit den Wünschen und Forderungen der Betroffenen übereinstimmen, heißt es unter anderem.
Zudem legte das Gremium der Diözese nahe, die Fortsetzung der Aufarbeitung durch ein neues unabhängiges Gremium mit an den bisherigen Erkenntnissen aufbauendem Auftrag zu gewährleisten. Darüber werde nach Angaben der Diözese derzeit beraten.
(kap – pr)
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