D: Kardinal Marx mahnt zu Einheit nach Papstwahl
Die katholische Kirche blickt nach der Wahl von Papst Leo XIV. mit Hoffnung in die Zukunft, doch gleichzeitig stehen alte und neue Herausforderungen der Einheit im Raum. Genau diese Dynamik griff Kardinal Reinhard Marx am Sonntagabend, dem 25. Mai, im Münchner Liebfrauendom in einem feierlichen Dankgottesdienst auf. Er hob hervor, dass ?die Einheit der Kirche immer wieder errungen werden“ müsse – eine konstante Aufgabe, die die Geschichte des Christentums von ihren Anfängen an prägt.
Marx erinnerte an die Formulierung des Zweiten Vatikanischen Konzils, wonach der Papst ?das sichtbare Fundament der Einheit“ sei. Er präzisierte jedoch: ?Nicht der Einheitlichkeit, der Einheit.“ Dies unterstreicht die katholische Auffassung, dass Einheit Vielfalt nicht ausschließt, sondern in ihr bestehen kann.
Früher gab es auch heftige Diskussionen
Der Kardinal zog eine Parallele zu den ersten Jahrhunderten des Christentums und verwies auf Historiker, die belegen, dass auch damals unter Christen vor allem Uneinigkeit herrschte. ?Sie waren nicht eins. Sie mussten die Einheit immer wieder suchen und erringen“, so Marx. Er hob das sogenannte Apostelkonzil hervor, von dem die Apostelgeschichte berichtet. Dort sei ?mit vielen Diskussionen, die weit heftiger waren als das, was wir heute in der Kirche erleben“, ein entscheidender Durchbruch gelungen. Damals sei festgelegt worden, dass Menschen nicht erst Juden sein mussten, um Christen zu werden. Dies habe die ?Faszination des Christentums“ von Anfang an ausgemacht: ?Ihr seid alle eingeladen in die große Verheißung, dass Gott Menschen sammelt zu einem neuen Volk aus allen Nationen, Kulturen und Sprachen, aus Schichten.“ Die Apostelgeschichte sei ?eine Geschichte der Weitung des Herzens, der Offenheit, der neuen Wege – immer neue Wege, alle zu erreichen“. Marx zeigte sich überzeugt, dass dies das sei, ?was der Geist Gottes in uns bewegt“: ?Nicht kleiner werden, enger werden, ängstlich sein“, sondern ?unverzagt sein, froh sein, weit werden und nicht nur territorial bis an die Grenzen der Erde.“
Keine Einheit ohne Nachfolger des Petrus
Für alle katholischen Christen sei es klar, dass es ?keine Einheit ohne den Nachfolger des Petrus“ gebe. Die Einheit mit dem Papst gehöre ?zur Substanz des katholischen Glaubens“. Allerdings betonte Marx, dass die Wege, wie diese Einheit zustande komme, sich im Laufe der Geschichte stets neu entwickelt hätten, wobei Päpste, Bischöfe und Zeugen im Volk Gottes ?immer wieder neue Wege gegangen“ seien. Das synodale Prinzip sei dabei stets ein wichtiges Prinzip in der Kirche gewesen und werde es bleiben. Doch am Ende müsse auch eine ?Einheit da sein mit dem Nachfolger des Petrus“. Marx räumte ein, dass ?Manche denken, da gibt es in Deutschland unter den Katholiken Zweifel“, stellte aber klar, dass er dies weder hoffe noch glaube. Er sei sich sicher: ?Wir werden uns nicht vom Papst trennen“, doch dafür brauche es ?einen Prozess des gemeinschaftlichen Suchens und Ringens“.
Das Dienstamt der Einheit sei nach Einschätzung von Marx ?für diesen Papst Leo XIV. ein ganz wichtiger Punkt“. Dies belege auch sein Wappenwort: ?In diesem einen (Christus) sind wir eins.“ Kardinal Marx berichtete, er habe den neuen Papst als einen ?zuhörenden, geistlichen Menschen“ kennengelernt. ?Da dürfen wir hoffen, dass die Kirche einen guten Weg weitergeht“, zeigte sich Marx überzeugt. Gleichzeitig mahnte er die Gläubigen: ?Wir dürfen ihn nicht allein lassen. Es kommt nicht nur auf den Papst an. Es kommt auf jeden und jede von uns an, dass wir getauft und gefirmt unser Zeugnis einbringen in Einmütigkeit, im Ringen, auch in unterschiedlichen Meinungen. Aber am Ende stehen wir zusammen im Zeugnis für die Osterbotschaft, für die Auferstehung, für das Leben, für die Hoffnung.“
(pm - mg)
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