Sedisvakanz im Bistum Münster: Wie l?uft die Wahl des neuen Bischofs ab?
Münster hat aufgrund des 1929 mit dem Heiligen Stuhl geschlossenen ein besonderes Mitspracherecht bei der Wahl des eigenen Bischofs. So kann das Domkapitel dem Heiligen Stuhl eine Liste mit geeigneten Kandidaten vorlegen und anschließend aus einer durch den Vatikan erstellten Dreierliste auch den endgültigen Kandidaten wählen.
Das Kirchenrecht sieht vor, dass sich der künftige Bischof unter anderem durch Glaubensfestigkeit, einen guten Lebenswandel und Klugheit auszeichnen sollte, auch muss er über 35 Jahre alt und seit mindestens fünf Jahren Priester sein sowie möglichst über einen Doktortitel verfügen. ?Aber darüber hinaus muss es eine Person sein, die das Evangelium verkünden kann. Es muss jemand sein, der auf Menschen besonders zugehen, auf sie eingehen kann“, erklärt Dompropst Hans-Bernd Köppen, der erstmals an der Wahl des neuen Bischofs beteiligt ist.
Die Liste aus Münster wird durch das 16-köpfige Domkapitel erstellt, doch neben der schon früher üblichen Anhörung von Laienvertretern wird es diesmal eine Neuigkeit geben, erläutert Dompropst Köppen weiter:
?Wir haben uns jetzt dazu entschlossen, dass 16 Delegierte des Diözesanrates in die Beratung direkt mit einsteigen. Die werden allerdings am Ende nicht mitwählen können. Für die Liste ist noch folgendes wichtig: Wir können da einen Namen draufsetzen, drei oder fünf. Es ist aber am sinnvollsten, nicht zu viele Kandidaten auszuwählen. Denn Sie müssen bedenken, Bischöfe aus anderen Bistümern können auch Vorschläge machen, und das tun sie auch."
Auch andere Bischöfe haben Vorschlagsrecht
?Unter Würdigung“ der durch das Domkapitel und andere Bischöfe erarbeiteten Listen - also ohne daran gebunden zu sein - wird der Heilige Stuhl anschließend eine Dreierliste erstellen. Diese so genannte Terna, aus der das Domkapitel dann den neuen Bischof wählt, wird dem Bistum über den Nuntius zugestellt.
Der Unterscheidungsprozess, der auch in Rom zu möglichen Kandidaten stattfindet, ist komplex. Sollte der Kandidat noch kein Bischof sein, muss das zuständige Dikasterium erst prüfen, ob er dafür überhaupt in Frage kommt. Unter anderem werden auch vertraute Personen unter dem Siegel der Verschwiegenheit über die Eignung eines möglichen Kandidaten befragt. Erst nach diesen vorbereitenden Prüfungen kommt dann die Dreierliste, aus der das Domkapitel den neuen Bischof wählt, zurück ins Bistum:
?Im ersten und im zweiten Wahlgang benötigt der neue Bischof die absolute Mehrheit. Das heißt, er muss in unserem Fall mindestens neun Stimmen haben. Im dritten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit. Und wenn das der Fall ist, dann kann ich sofort den Gewählten anrufen und ihn fragen, ob er überhaupt bereit ist, die Kandidatur anzunehmen. Man muss dazu wissen, dass es durchaus heute häufiger vorkommt, dass der Kandidat ablehnt. Er weiß ja vorher nichts... Das Bischofsamt bietet natürlich viele Gestaltungsmöglichkeiten, es ist aber durchaus auch ein sehr konfliktreiches Amt, in dem man auch nicht nur die angenehmen Dinge bekommt. Und ich denke, es gibt viele, die zu Recht sagen: ,Ich weiß nicht, ob das richtig ist, das möchte ich nicht.' Das hätte zur Folge, dass die ganze Dreierliste wieder zurückgeht und wir eine neue bekommen. Wir können also nicht aus den verbleibenden Namen erneut wählen.“
Mancher Kandidat sagt nach der Wahl ab
Sollte der Kandidat die Wahl jedoch annehmen, fragt der Dompropst bei der Landesregierung an, ob ?Bedenken politischer Art“ gegen diesen bestünden. Ist dies nicht der Fall, kommuniziert das Domkapitel den betreffenden Namen über den Nuntius nach Rom. Anschließend kann die Ernennung des neuen Bischofs durch den Papst erfolgen. Momentan spüre er in seinem Bistum aber noch keine übermäßige Unruhe, so der Dompropst, der mit Blick auf andere Bistümer von einem Wahlprozess von etwa eineinhalb Jahren ausgeht.
?Also ich bekomme da keine große Spannung mit. Vielleicht auch, weil ich ja mittendrin bin in dem ganzen Geschehen. Aber es ist natürlich schon so, dass wir in dem Prozess jetzt immer mehr einsteigen zur Findung der Liste. Und ich glaube, so richtig Spannung wird aufkommen, wenn die Dreierliste irgendwann aus Rom zurückkommt.“
Die im Bistum angestoßenen Prozesse gingen unterdessen weiter, beaufsichtigt durch den ebenfalls durch das Domkapitel gewählten Diözesanadministrator Antonius Hamers und dessen Stellvertreter, den früheren Generalvikar unter Bischof Genn, Klaus Winterkamp. Doch wer in den Dom eintrete, werde durchaus einige durch die Sedisvakanz bedingte Änderungen wahrnehmen: ?An der Kathedra, dem Bischofsstuhl, hängt kein Wappen mehr, dort liegen keine Kissen mehr und der Stab des heiligen Liborius wurde entfernt. Der neue Bischof wird diesen Stab dann bekommen. Das ist eine alte Sitte in Münster“, erläutert Dompropst Hans-Bernd Köppen.
Für ihn ist es das erste Mal, dass er sich an einer Bischofswahl beteiligt. ?Ich habe Freude daran, dies tun zu dürfen“, sagt er. Wichtig sei es ihm vor allem, dass in den Diskussionen über die geeigneten Kandidaten eine konstruktive Atmosphäre herrsche: ?Mir liegt sehr daran, dass wir in ein gutes und offenes Diskussionsverhältnis einsteigen“, so der ?Hausherr“ des Münsteraner Doms im Bistums-Podcast ?“.
(pm/vatican news - cs)
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