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Darstellung des Herrn: Simeon und Hanna Darstellung des Herrn: Simeon und Hanna  (© BAV Vat.sir.559, f.48v )

Unser Sonntag: Gottsuchende Menschen

In dieser ersten Betrachtung von Veronika Seifert geht es um die Eigenschaften der vier Erwachsenen im Evangeliumstext: Maria, Josef, Hanna und Simeon - was sagen sie uns für unser Gebetsleben und unsere Beziehung zu Gott?

Fest Darstellung des Herrn

Wir feiern heute das Fest „Darstellung des Herrn“ oder, wie das Fest früher einmal hieß und immer noch gerne genannt wird, „Maria Lichtfest" beziehungsweise „Reinigung". Die unterschiedlichen Namen deuten natürlich auf die verschiedenen Festinhalte hin.

Hier zum Nachhören

Das Festgeheimnis stellt uns Maria und Josef vor Augen, wie sie das Jesuskind 40 Tage nach der Geburt in den Tempel tragen, um so das Gesetz zu erfüllen, das besagt, dass jede Erstgeburt Gott dargebracht werden soll. Diese Darbringung wird gleichzeitig auch als Heiligung verstanden. Im gleichen Abschnitt wird dann auch noch von der Reinigung Mariens berichtet. Nach dem jüdischen Gesetz galt die Frau nach der Geburt eines Jungen 40 Tage lang als unrein und musste am Ende dieser Zeit ein Reinigungsopfer im Tempel darbringen.

Die Betrachtung zum Sonntagsevangelium im Video

Unterschiedliche Riten im Tempel von Jerusalem

Damit berichtet der Hl. Evangelist Lukas in dieser Perikope von zwei unterschiedlichen Riten, die jeweils im Tempel stattfinden: die Heiligung des Jesuskindes und die Reinigung Mariens. Reinigung und Heiligung. Diese beiden Themen nehmen in diesem Festgeheimnis eine besondere Stellung ein, da wir diese Begriffe auch in den Lesungen wiederfinden. In der 1. Lesung, die aus dem Buch Maleáchi genommen ist, heißt es, der Herr kommt in seinen Tempel, um die seinen zu reinigen und zu läutern, damit sie fähig gemacht werden, die richtigen Opfer darzubringen (vgl. Mal 3,1-4) und in der 2. Lesung, aus dem Hebräerbrief, hören wir, dass Er, Jesus, heiligt und wir geheiligt werden (Hebr 2,11).

„Und im Tempel unseres Herzens möchte Gott einen jeden von uns reinigen und heiligen“

Die Reinigung und Heiligung findet im Tempel von Jerusalem statt. Der Heilige Paulus erklärt, dass wir alle, Sie und ich, Tempel Gottes sind (2 Kor 6.16). Und im Tempel unseres Herzens möchte Gott einen jeden von uns reinigen und heiligen – jeden auf ganz individuelle Art und Weise. Gott ist der eigentliche Protagonist unserer Heiligung, jedoch braucht er unsere freie Mitarbeit.
Das Tagesevangelium stellt uns nun vier verschiedene Personen vor, die genau diesen Weg der Reinigung und Heiligung gegangen sind. Schauen wir uns diese vier Heiligen mal aus dieser Perspektive an.

Die Eltern Jesu erfüllen das Gesetz - und wir?

Da sind zunächst die Eltern Jesu. Lukas erklärt in diesem Abschnitt fünfmal, dass die Eltern Jesu in den Tempel gekommen sind, um das Gesetz zu erfüllen. Ich frage mich, wie oft ich versucht bin, nach meinem Gutdünken zu leben und die Gebote Gottes und die Gesetze der Kirche als überholt und lästig aus meinem Alltag auszuklammern.

Was sagt mir Maria dazu: sie wurde vom Hl. Erzengel Gabriel als „voll der Gnaden“ und „der Herr ist mit dir“ begrüßt. Sie ist die Mutter Gottes geworden. Und trotzdem – vielmehr, gerade aufgrund ihrer Privilegien – befolgte sie die Gesetze des Alten Testaments mit Genauigkeit, denn Maria definiert sich im Magnifikat ganz klar als „Magd des Herrn“.

„Maria ist als Mutter des Erlösers privilegiert, doch erspart ihr diese Berufung in ihrem Leben nicht das Leid“

Maria ist als Mutter des Erlösers privilegiert, doch erspart ihr diese Berufung in ihrem Leben nicht das Leid. Und so hören wir in diesem Abschnitt, wie Simeon ihr verheißt, dass ein Schwert ihre Seele durchdingen wird. Das Kreuz gehört ganz klar zum Leben eines jeden Christen. Es ist, wenn wir es so wollen, die Lauge, in der Gott uns innerlich reinwäscht.

Und der Hl. Josef? Der Evangelist Matthäus stellt ihn uns als gerecht vor (Mt 1,19). Der Katechismus der Katholischen Kirche beschreibt die Kardinaltugend der Gerechtigkeit als „festen Willen, Gott und dem Nächsten zu geben, was ihm gebührt“ (Nr. 1807). Hier sehen wir also, warum der Nährvater Jesu so bedacht war, die Anordnungen Gottes und die Gesetze der Menschen zu erfüllen.

Josefs Gerechtigkeit

So befolgte er die Worte des Engels und nahm Maria als Frau an; zusammen mit Maria nahm er alle Unannehmlichkeiten auf sich: reiste zur Zeit der römischen Volkszählung nach Bethlehem, besuchte zu allen vorgeschriebenen Zeiten den Tempel und zog, als der Engel es ihm gebot, auch nach Ägypten, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Im letzten Jahr hat Papst Franziskus über die Tugend der Gerechtigkeit gesprochen. Einen Gedanken möchte ich aus der Mittwochskatechese herauspicken: Der gerechte Mensch – so sagte der Papst – wacht über das eigene Verhalten, damit er anderen nicht schadet (3.4.2024). Wache ich über mein Verhalten? Versuche ich, anderen nicht zu schaden?

Simeons Frömmigkeit

Bei der Darstellung Jesu im Tempel begegnen Maria und Josef zwei alten Menschen, die ihr ganzes Leben auf Gott ausgerichtet hatten. Wir hören zunächst von Simeon, von dem es heißt, er habe den Trost Israels, also Gott, erwartet. Als Antwort auf sein Sehnen gab Gott ihm zu verstehen, er werde nicht sterben, bevor er nicht den Messias gesehen habe. Der Greis wurde nun durch den Geist Gottes, der auf ihm ruhte, genau in diesem Moment in den Tempel geführt, er erkannte in Jesus den verheißenen Christus und nahm das göttliche Kind in seine Arme. Lukas schreibt Simeon zwei Tugenden zu. Es heißt er sei „gerecht und fromm“. Als wir über den Hl. Josef sprachen, haben wir schon von der Tugend der Gerechtigkeit gehört, die Gott und dem Nächsten das gibt, was ihnen gebührt. Schauen wir deshalb auf die Tugend der Frömmigkeit.

„Papst Franziskus: Frömmigkeit als innere Bindung zu Gott, als eine mit dem Herzen gelebte Beziehung, die dem ganzen Leben Sinn schenkt und Standhaftigkeit in allen Situationen gibt“

Sie ist eine der sieben Gaben des Heiligen Geistes, die (4.6.2014). Er bezeichnete die Frömmigkeit als innere Beziehnung zu Gott, als eine mit dem Herzen gelebte Beziehung, die dem ganzen Leben Sinn schenkt und Standhaftigkeit in allen Situationen gibt. Die Frömmigkeit, so der Papst, sei die von Gott geschenkte Freundschaft mit ihm, die unser Leben verändert, es mit Freude erfüllt und Lob und Dank hervorbringen lässt. Und wirklich: auch der Heilige Simeon preist Gott und hinterlässt uns seinen Lobpreis Nunc dimittis.

„Gehören nicht Beten und Fasten zum Alltag des Christen?“

Schauen wir nun auch auf die vierte Person, Hanna. Lukas bietet uns von ihr ganz konkrete biographische Daten. Sie muss damals also eine bekannte Person gewesen sein. Sie war eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher, und galt als Prophetin. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet, wurde jedoch nach nur sieben Jahren Ehe schon Witwe. In diesem Moment war sie 84 Jahre alt. Von ihr heißt es, dass sie sich ständig im Tempel aufhielt und dort Gott Tag und Nacht mit Beten und Fasten diente. Die Worte „Beten und Fasten“ bringt man gerne mit der Fastenzeit in Verbindung. Doch sind sie nur in der Zeit der Buße zu leben oder gehören sie nicht vielmehr zum Alltag eines jeden Christen?

Beten heißt mit Gott sprechen

Beten heißt mit Gott sprechen, mit ihm in einen liebenden Dialog treten: mit Ihm alle Sorgen, Ängste und Freuden teilen. Bei Gott Antworten auf die vielen Lebensfragen suchen. Doch gibt Gott Antworten? Der Heilige Hieronymus erklärte einer jungen römischen Frau: wenn wir beten, dann sprechen wir zu Gott und wenn wir die Heilige Schrift lesen, dann spricht Gott zu uns. Lasse ich es zu, dass Gott durch die Heilige Schrift zu mir spricht?

„Das tägliche Gebet besitzt viele Facetten – je nach Lebenssituation oder Tageszeit ist es ein Rufen, ein Singen, ein Jubeln und Danken oder auch ein Klagen und Weinen“

Das tägliche Gebet besitzt viele Facetten – je nach Lebenssituation oder Tageszeit ist es ein Rufen, ein Singen, ein Jubeln und Danken oder auch ein Klagen und Weinen. Ja, auch in der Nacht kann man beten. Der Prophet David hat Gott auf dem Nachtlager alle Probleme anvertraut, tue ich das oder lasse ich mich von meinen grübelnden Gedanken aufzehren? Von Hanna heißt es weiterhin, sie habe Tag und Nacht gefastet. Wir erfahren nicht, wie sie gefastet hat, doch kann man auf viele Arten fasten: so kann man zum Beispiel auf negative Gedanken, lieblose Worte oder böse Blicke verzichten oder einfach mal nicht seine Meinung oder Wünsche durchsetzen.

Gottsuchende Menschen

Maria, Josef Simeon und Hanna sind gottsuchende Menschen. Er ist der Mittelpunkt ihres Lebens. Das heutige Fest ist ein Herrenfest. Bis jetzt haben wir gesehen, wie diese Heiligen Jesus suchten. Hören wir zum Schluss dieser Betrachtung auch noch, wer Jesus für sie ist:

Jesus wird als Heil für alle Völker vorgestellt, als Licht, das die Heiden erleuchtet – da klingen uns im Ohr die Worte Jesu „ich bin das Licht der Welt!“ wieder und schließlich wird uns Jesus als Herrlichkeit für Israel und als Erlöser aufgezeigt.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir Jesus immer mehr mit jeder Phase unseres Herzens ersehnen, damit er unser Heil, unser Licht, unser Erlöser und unsere Herrlichkeit sein kann – schon heute.

(vatican news - claudia kaminski)

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01. Februar 2025, 09:34