Afrikanische Theologin: ?Zukunft der Kirche liegt auch in den H?nden der Frauen“
Camille Mukoso, SJ – Nairobi / Mario Galgano - Vatikanstadt
Eine der wichtigsten Stimmen Afrikas in dieser Debatte ist die kongolesische Theologin Sr. Josée Ngalula, SSA, die bei einer Konferenz am Hekima University College in Nairobi über die Verantwortung afrikanischer Frauen im post-synodalen Kontext sprach.
Synodalität als gemeinsamer Weg
Ngalula betonte, dass Synodalität weit mehr sei als ein kirchliches Organisationsmodell. ?Sie ist kein Nebeneinander isolierter Individuen, sondern ein gemeinsamer Weg, in dem jeder Getaufte aufgrund seiner Taufwürde berufen ist, mitzuwirken.“ Synodalität sei zutiefst missionarisch – nicht Selbstzweck, sondern Pilgerweg hin zum Reich Gottes. Diese Ausrichtung verpflichte die Kirche, kulturelle Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Reichtum zu begreifen. ?Die Beteiligung von Frauen ist dabei keine Konzession an den Zeitgeist, sondern eine innere Notwendigkeit des synodalen Weges“, so die Theologin.
Kreativität statt Angst – eine Lesung der Talente-Parabel
Besonders eindringlich deutete Ngalula die Parabel von den Talenten (Mt 25,14–30). Während zwei Diener ihre Gaben mutig investieren und vermehren, lässt sich ein dritter von Angst lähmen und vergräbt sein Talent. ?Christus steht auf der Seite der Kreativität, nicht der Furcht“, erklärte sie. Übertragen auf die afrikanische Kirche heiße das: Frauen sollten sich nicht in Klage oder Resignation zurückziehen, sondern mutig neue Wege gehen, Theologie entwickeln und pastorale Verantwortung übernehmen.
?Auto-Sorge“ der Frauen – Bildung als Schlüssel
Ein Schwerpunkt der Konferenz lag auf der ?auto-soin ecclésiologique“, der Selbstverantwortung der Frauen in der Kirche. Kompetenz, so Ngalula, sei nicht angeboren, sondern Frucht solider Ausbildung. ?Das Priestertum ist nicht Ausdruck einer männlichen Essenz, sondern das Ergebnis spezifischer Bildung. Genauso müssen auch Frauen ihr Recht auf theologische und kirchenrechtliche Ausbildung einfordern.“ Nur so könnten sie auf Augenhöhe mit dem Lehramt dialogieren, kirchliche Debatten mitgestalten und Antworten auf die Herausforderungen Afrikas geben.
Neue Narrative für die Kirche
Ein weiterer zentraler Punkt war der Appell, die kirchlichen Narrative zu verändern. Frauen seien in der Geschichte oft auf stereotype Bilder reduziert worden – als ?Evas“ der Schuld oder ?Marias“ der stillen Hingabe. ?Wir brauchen neue Geschichten“, forderte Ngalula, ?Geschichten von weiblichem Leadership, pastoralen Diensten und theologischer Kreativität.“ Diese hermeneutische Erneuerung sei untrennbar mit der Synodalität verbunden: Eine Kirche, die wirklich gemeinsam unterwegs sein wolle, müsse auch fragen, wohin sie gehe und welche Geschichten sie prägen.
Verantwortung für die Zukunft
Für Ngalula ergibt sich daraus ein dreifacher Auftrag an die Frauen Afrikas: in ihrer Ausbildung zu investieren, die kirchlichen Narrative neu zu schreiben und aktiv in die Mission einzutreten. Gleichzeitig sei es Aufgabe der ganzen Kirche, diese Kreativität ernst zu nehmen und in ihre Strukturen zu integrieren. ?Die Synodalität wird nur gelingen, wenn die Stimmen der Frauen nicht Beiwerk bleiben, sondern als unverzichtbare Ressource anerkannt werden.“
Wer ist Sr. Josée Ngalula?
Die 1960 in Kinshasa geborene Ordensfrau der Kongregation der Schwestern vom heiligen Andreas ist die erste Afrikanerin in der Päpstlichen Theologischen Kommission, in die sie 2021 von Papst Franziskus berufen wurde. Sie lehrt Dogmatik und Systematische Theologie in Kinshasa, engagiert sich seit 2004 in der Begleitung von Missbrauchsopfern und setzt sich für die Stärkung afrikanischer Frauen ein. Ngalula gilt als eine der profiliertesten Theologinnen Afrikas, die ihre Reflexion aus einer afrikanischen wie feministischen Perspektive in den weltkirchlichen Diskurs einbringt.
Ein Signal aus Afrika
Die Konferenz in Nairobi zeigt, dass Afrikas Theologinnen nicht länger nur Zuhörerinnen sein wollen, sondern selbst entscheidende Akteurinnen der Synodalität. Ngalulas Botschaft ist klar: ?Die Zukunft der Kirche liegt auch in den Händen der Frauen – nicht als stille Teilhaberinnen, sondern als kreative Gestalterinnen.“
(vatican news)
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