Singapur: Religi?ser Glaube gewinnt an Bedeutung
Singapurs Bevölkerung betrachtet religiöse oder spirituelle Ideen zunehmend als einen zentralen Aspekt ihrer Identität. Dies geht aus einer vor kurzem veröffentlichten Studie des Institute of Policy Studies (IPS) hervor. Die Untersuchung ergab, dass mehr als drei Viertel der Einwohner des Stadtstaates diese Ideen als bedeutsam für ihr Leben empfinden. Die Autoren der Studie, Mathew Mathews, Teo Kay Key, Izzul Haziq Murad und Melvin Tay, sehen darin einen ?signifikanten Anstieg“ im Vergleich zu früheren Umfragen aus den Jahren 2013 und 2018.
Obwohl die Nationalität weiterhin als wichtigster Bestandteil der singapurischen Identität gelte, habe die Religion für die 80 Prozent der Bevölkerung, die sich einer Religion zuordnen, an Bedeutung gewonnen. Besonders auffällig sei die Zunahme der Zustimmung zur Aussage: ?Das Leben wäre ohne Spiritualität sinnlos“. Im Jahr 2024 stimmten mehr als sechs von zehn Befragten dieser Aussage zu, verglichen mit der Hälfte im Jahr 2018.
Unterschiede
Unter den religiösen Gruppen gaben Muslime mit fast sechs von zehn am häufigsten an, dass Religion für ihre Identität zentral sei. Im Vergleich dazu lag der Anteil bei Christen bei 38,4 Prozent, bei Katholiken bei 32,9 Prozent und bei Hindus bei 32,8 Prozent. Auch Buddhisten und Taoisten gaben im Vergleich zu den Vorjahren häufiger an, dass Religion für ihre Identität von zentraler Bedeutung sei.
Parallel zur Stärkung der religiösen Identität habe sich die Art der Glaubensausübung verändert. Laut der Studie besuchen weniger Menschen täglich Gottesdienste oder beten dort. Stattdessen wenden sie sich vermehrt digitalen Medien wie Liedern und Videos oder persönlichen Praktiken wie Meditation und der Lektüre spiritueller Texte zu. Dieser Trend wurde durch die COVID-19-Pandemie beschleunigt, als Gemeinden digitale Plattformen entwickelten, um ihre Mitglieder zu erreichen. Die wachsende Beliebtheit der Meditation, auch in säkularen Kreisen, lasse die Grenze zwischen religiöser und persönlicher Praxis verschwimmen.
Vorsicht
Die Autoren der Studie warnen davor, dass ein stärkeres Identitäts- und Gemeinschaftsgefühl innerhalb religiöser Gruppen auch zu einem ?verstärkten Wettbewerb um Raum und Einfluss zwischen verschiedenen Gruppen“ führen könnte, was den konfessionellen Frieden beeinflussen könnte. Sie weisen darauf hin, dass religiöse Gruppen versuchen könnten, mehr Einfluss auf die staatliche Politik zu nehmen. Obwohl Singapurs bestehende Regulierungen diese Risiken mindern sollen, sehen die Forscher Verbesserungsbedarf, insbesondere bei der Verbreitung ausländischer religiöser Online-Inhalte, die nicht zum multikulturellen Kontext des Landes passen.
Die Studie basiert auf Daten, die zwischen April und August 2024 von 4.000 singapurischen Bürgern und Personen mit ständigem Wohnsitz über 18 Jahren erhoben wurden. Die Befragten beantworteten rund 350 Fragen zu Themen wie Rasse, Religion und Sprache. Diese Ergebnisse ergänzen eine im Februar veröffentlichte IPS-Studie, die eine Verbesserung der Wahrnehmung ethnischer und religiöser Harmonie in den letzten fünf Jahren feststellte.
(asianews - mg)
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