Friedensgebet: ?Auch im Heiligen Land k?nnen sich Herzen ?ndern“
Francesca Sabatinelli – Vatikanstadt *
?Wir sind dankbar für die Aufmerksamkeit, die der Papst dem Thema Frieden widmet. Es ist ein Thema, das er bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufgreift.“ Das sagte Kardinal Pierbattista Pizzaballa in einem Interview mit den vatikanischen Medien.
?Es ist ein sehr sensibles Thema, das uns sehr am Herzen liegt. Zugleich ist es nicht das erste Mal, dass wir Gebets- und Fastentage durchführen; wir haben dies bereits in der Vergangenheit mehrfach getan, und es ist ja auch das Einzige, was wir in dieser Zeit tun können: Beten und Fasten, um uns ganz auf Gott auszurichten. Mehr können wir derzeit nicht tun, um die Herzen der Menschen zu verändern.“
Leo XIV. ist vor gut hundert Tagen schon mit dem Ruf nach einem ?entwaffneten und entwaffnenden Frieden“ in sein Pontifikat gestartet. Seinen Gebetstag um Frieden hat er bewusst auf den 22. August gelegt, das Fest Maria Königin. Bei der Generalaudienz am Mittwoch, bei der Leo den Gebets- und Fastentag um Frieden ankündigte, erwähnte er ausdrücklich die Konflikte im Heiligen Land und in der Ukraine.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem betont jedoch, dass Christen sich nicht auf das Gebet verlassen sollten, als wäre es ?eine Zauberformel, die alle Probleme löst“.
?So funktioniert das nicht; wenn man die Sache so angehen würde, dann könnte das nur mit Frustration enden. Nein, das Gebet zielt auf die Veränderung des Herzens! Es dient dazu, die Herzen in einem Kontext des Hasses und der Ablehnung anderer zu öffnen. Das Herz muss offen werden für Vertrauen, für den Wunsch, Gutes zu tun und Gutes zu bewirken. Und darin liegt die Kraft des Gebets, insbesondere im Heiligen Land, wo es derzeit fast unmöglich ist, andere anzuerkennen.“
Jeder eingebunkert in den eigenen Schmerz
Das sagt der Kardinal mit einem etwas bitteren Lachen. Dass jede der Gemeinschaften im Heiligen Land – Juden, Muslime, Christen verschiedener Couleur – in diesen schwierigen Zeiten oft nur an die eigenen Sorgen denkt und keine Kraft mehr dazu aufbringt, die Wünsche und Probleme der anderen auch nur wahrzunehmen, gehört aus seiner Sicht zum Verhängnisvollsten der derzeitigen Lage. Studien haben in diesen Tagen ergeben, dass in der israelischen Öffentlichkeit das Trauma des 7. Oktober vor zwei Jahren, als die Hamas-Terroristen den Süden Israels überfielen, vieles andere überlagert; israelische Medien berichten daher erst seit kurzem und eher zögerlich über das Drama der Palästinenser in Gaza, speziell über den Hunger dort. Jede Gruppe ist in ihren eigenen Schmerz eingebunkert.
Woher die belagerte katholische Pfarrei in Gaza die Kraft zum Durchhalten nimmt
Auch am Fasten- und Gebetstag um Frieden richten sich die Blicke vor allem auf Gaza. In der dortigen katholischen Pfarrei, der einzigen im ganzen Gazastreifen, harren seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 Hunderte von Menschen aus. Was aus ihnen werden soll, ist ungewiss, denn Israel hat vor ein paar Tagen angekündigt, dass seine Armee Gaza-Stadt besetzen will. Das Gelände der Pfarrei liegt in al-Zeitoun, dem alten Teil von Gaza-Stadt. Am 17. Juli ist die Pfarrei (ob aus Versehen oder nicht, konnte nicht geklärt werden) ins Fadenkreuz der Armee geraten; mehrere Menschen starben, viele wurden verletzt, darunter der Pfarrer. Unmittelbar darauf besuchte Kardinal Pizzaballa Gaza, an seiner Seite den orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Theophilus III.
?Da ich die Gemeinde kenne, kann ich sagen, dass ihre Kraft gerade aus dem Gebet kommt, aus dem Wunsch, in dieser schrecklichen Situation Widerstand zu leisten. Wir stehen kurz vor der Besatzung (von Gaza-Stadt durch die israelische Armee) und wissen nicht, was mit uns, unseren Nachbarn, was mit allen passieren wird. Aber ihre Kraft zum Widerstehen, ihr Versuch, trotz allem allen zu helfen, Lebensmittel zu organisieren, Medikamente zu verteilen – diese Kraft kommt gerade aus dem Gebet und aus ihrem Zusammenhalt, den nur das Gebet geben kann.“
Verwirrende Informationen aus Gaza-Stadt
An vielen Orten im Heiligen Land sind an diesem Freitag Friedensgebete geplant, wohl auch in der belagerten katholischen Pfarrei von Gaza. Sorgen muss man sich, wie Kardinal Pizzaballa bekräftigt, trotzdem machen, was die Zukunft der Menschen in Gaza-Stadt betrifft.
?Die Informationen, die wir von dort erhalten, sind verwirrend. Es gibt keinen direkten Evakuierungsbefehl, aber die Kämpfe rücken immer näher an unsere Gegend heran; die Nachbargebiete sind evakuiert worden; also hängen wir in der Luft und versuchen zu verstehen, was wir tun sollen.“
Zuletzt hat der im April verstorbene Papst Franziskus einen Tag des Fastens und Betens um Frieden durchgeführt, und zwar im Oktober letzten Jahres. Das Datum legte er nicht zufällig auf den 7. Oktober, also den ersten Jahrestag der Hamas-Massaker an Juden im Süden Israels. Mit den Teilnehmern der damals tagenden Vollversammlung der Weltsynode betete Franziskus einen Rosenkranz für den Frieden in der römischen Basilika Maria Maggiore.
* Der Text (Original: italienisch) wurde von Stefan v. Kempis bearbeitet und ergänzt
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.