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Bolivien: Genug von Messiassen

Am vergangenen Sonntag haben in Bolivien sowohl Pr?sidentschafts- wie auch Parlamentswahlen stattgefunden.

Brigitte Schmitt

In den letzten 20 Jahren hat die MAS, die Partei ?Bewegung zum Sozialismus“, diese Wahlen immer bereits im ersten Wahlgang gewonnen und daher die Regierung gestellt. Doch am 17. August trat eine Kehrtwende ein, denn der Kandidat der Regierungspartei erhielt nur 8 Prozent der Stimmen. Deshalb kommt es am 19. Oktober zu einer Stichwahl.

Thomas Wieland ist Länderreferent bei der deutschen bischöflichen Aktion Adveniat. Für ihn hat dieser Urnengang gezeigt, ?dass die Bolivianerinnen und Bolivianer zunächst einmal genug haben von sogenannten Messiassen“. ?So eine herausragende Person wie Evo Morales, der lange das Geschick des Landes gelenkt hatte, so eine Persönlichkeit, die glaubt, alles lösen zu können, tut dem Land nicht gut.“

Im Wahlskampf
Im Wahlskampf
Bolivien hat die Wahl - Ein Bericht von Radio Vatikan

Dramatische Wirtschaftskrise

Was verbirgt sich hinter dem Wählerurteil? ?Bolivien befindet sich in einer extremen Wirtschaftskrise. Unsere Projektpartner berichten, dass die Preise für Reis, für Hähnchen oder Bohnen immens steigen: sich verdreifachen, sich vervierfachen. Gleichzeitig aber stagniert das Einkommen der Bevölkerung, deren Großteil im informellen Sektor arbeitet. Wir haben es mit einer dramatischen Situation zu tun. Erst vor einem Monat warnten die Vereinten Nationen, dass in Bolivien Hunger droht."

Wegen der verfassungsmäßig festgeschriebenen Subvention von Benzin und Diesel ist der Staat pleite. Die Regierung reagierte mit dem Einfrieren des Wechselkurses. Das hatte gravierende Folgen. Viele Bolivianer leben von den Dollar-Rücküberweisungen ihrer Verwandten im Ausland. Doch jetzt bekommen sie noch weniger in Bolivianos ausgezahlt.

?Dazu kommt, dass sich die Regierungspartei gespalten hat. Und der ehemalige Präsident Evo Morales keine Minute vergehen ließ, um nicht populistisch zu agieren, die Regierung zu diskreditieren, Straßenblockaden zu inszenieren…“

  (AFP or licensors)

Annäherung an Washington?

Angesichts der ökonomischen Krise fragt man sich, mit wem die Kandidaten aus dem eher rechten politischen Spektrum Allianzen schließen werden. Die Gewinner des Urnengangs waren Senator Rodrigo Paz Pereira, dessen Vater von 1989 bis1993 eine links gerichtete Regierung führte. Der Zweitplatzierte ist Jorge Quiroga, der nach Hugo Banzer von 2001 bis 2002 als Präsident regierte. Paz Pereira will dezentralisieren und die Wirtschaft durch erleichterten Zugang zu Krediten und Steuersenkungen ankurbeln. Auch hat er der Korruption den Kampf angesagt.

Wieland meint zu einer Annäherung an Washington: ?Herr Paz lehnt das bisher ab, während es Quiroga eher positiv sieht. Und der Drittplatzierte steht auch näher zu den USA. Im Wahlkampf haben die USA aber als Schreckgespenst eine große Rolle gespielt. Doch die USA unter Präsident Trump haben derzeit andere Interessen.“

Der Länderexperte meint damit Washingtons aggressive Migrationspolitik gegen alle Illegalen, allen voran aus Mexiko und Mittelamerika. Wegweisend ist dagegen, so Wieland, ?dass Bolivien erst kürzlich einen Vertrag mit einer russischen Firma unterzeichnet hat über die Lieferung von Lithium. Bolivien hat nach China weltweit die zweitgrößten Lithiumvorkommen. Angesichts der Nachfrage nach Batterien und Elektromobilität ein wichtiges Exportgut.“

  (ANSA)

Kirche fast überall präsent

In der Vergangenheit spielte die Kirche gerade im sozialen Bereich eine wichtige Rolle, doch hat sich hier einiges verbessert, meint Thomas Wieland: "Es gibt mehr staatliche Initiativen im sozialen Bereich, wir merken, dass der Staat als Co-Finanzier bei Projekten auftritt. Was fehlt, sind einkommenschaffende Maßnahmen. Und da engagiert sich Adveniat, damit die Jugend eine Ausbildung bekommt, dass die schulische Ausbildung passt und dass sie dann in den Arbeitsmarkt kommen oder selbst ein kleines Unternehmen gründen, damit sie für sich und ihre Angehörigen sorgen können."

Bolivien ist vielfältig. Es umfasst das Andenhochland wie Teile des Amazonas. Hier ist das Thema Umweltschutz ständig präsent. Die brennenden Wälder, wo die Brandrodung für die Viehzucht oft Ursache ist, sind mahnendes Beispiel. Die Adveniat-Partner lernen alternative Anbaumethoden an die Folgen des Klimawandels angepasste. Zudem ist das Hilfswerk an den schwimmenden Krankenhäusern auf dem Amazonas beteiligt – eines davon ist nach Papst Franziskus benannt. Von früheren Reibungen zwischen Kirche und der linken Regierung spricht Thomas Wieland nicht. Vielmehr lobt er: ?Für uns ist es ein großes Geschenk, dass die Kirche fast überall präsent ist. Ordensfrauen, Pfarreien, Sozialarbeiter, man trifft sie an den entlegensten Orten , und wenn etwas andocken soll an die Bevölkerung, wenn Projekte funktionieren sollen, ist es wichtig, wenn jemand vor Ort ist, den die Menschen kennen, dem sie vertrauen.“

?Adveniat“ wurde 1961 von der Deutschen Bischofskonferenz als Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland ins Leben gerufen. Adveniat unterstützt vor allem Projekte für Menschen ?an den Rändern der Gesellschaft“ in Lateinamerika und der Karibik.

(vatican news)
 

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21. August 2025, 09:49