UN-Bericht: Die Zahl der Hungernden sinkt - aber nicht überall
Der mittlere Schätzwert von 673 Millionen chronisch Unterernährten liegt global betrachtet 15 Millionen niedriger als im Vorjahr.
Regional große Unterschiede
Im Gegensatz zu einer positiven Entwicklung in Regionen wie Südasien und Lateinamerika stiegen die Zahlen jedoch in Afrika und Westasien. Während die Quote der Unterernährten in Asien auf 6,7 Prozent und in Lateinamerika auf 5,1 Prozent sank, hungerte in Afrika im vergangenen Jahr jeder Fünfte - insgesamt 307 Millionen Menschen. In Europa und Nordamerika wird die Unterernährung mit unter 2,5 Prozent angegeben. Im globalen Schnitt beträgt sie 8,2 Prozent.
Hilfsorganisationen in Deutschland hatten vergangene Woche eigene Jahresberichte veröffentlicht und dabei auf Grundlage älterer Daten höhere Schätzungen für die Gesamtzahl der Hungernden genannt.
Ernüchternde Aussichten
Der Bericht zeichnet ernüchternde Aussichten für das Ziel der Staatengemeinschaft, den Hunger bis 2030 weltweit zu beenden. Nach der aktuellen Projektion würden dann noch immer 512 Millionen Menschen hungern, davon allein 300 Millionen in Afrika.
Keine Fortschritte sind auch beim Kampf gegen Übergewichtigkeit oder Auszehrung von Kindern erkennbar. Als eine wesentliche Ursache für den Hunger nennt der Bericht eine seit der Corona-Pandemie überproportional hohe Inflation bei Lebensmittelpreisen, besonders in Entwicklungsländern.
Er empfiehlt steuer- und geldmarktpolitische Gegenmaßnahmen im Verbund mit Sozialprogrammen und Investitionen in Agrarforschung, Transport- und Produktionsinfrastruktur sowie Marktinformationssysteme.
Frauen und Landbevölkerung betroffen
Zu Einzelaspekten des Berichts gehört, dass die größte Verteuerung bei Grundnahrungsmitteln zu verzeichnen war, die die Haupternährungsquelle für arme Bevölkerungsgruppen darstellen, etwa in Mexiko, Nigeria oder Pakistan. Auch soziale Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts oder starker Einkommensunterschiede wirkten sich auf die Ernährungssicherheit aus.
In ländlichen Regionen lag der Anteil der Hungernden deutlich höher als in Städten. Die höchsten Kosten für eine gesunde Ernährung müssen Menschen in Ostasien, Südamerika und Nordafrika zahlen. Am billigsten ist sie in Westeuropa.
Hintergrund
Der Ernährungsbericht der Vereinten Nationen erscheint jährlich im Juli. Herausgegeben wird er von der UN-Ernährungsorganisation FAO, dem Internationalen Agrar-Entwicklungsfonds IFAD, dem Kinderhilfswerk Unicef und dem Welternährungsprogramm WFP sowie der Weltgesundheitsorganisation WHO.
(kna - rva)
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