Malawi: Mit Licht in eine bessere Zukunft
Anne Preckel - Vatikanstadt
Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt, über die Hälfte der Menschen lebt in Armut. Vor allem auf dem Land ist die Bevölkerung mangelernährt und hat kaum Strom. Das „“-Projekt, das mit katholischen Ordensfrauen kooperiert und auf Nachhaltigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe setzt, hat einen Wandel herbeigeführt. Die Idee ist einfach: wo Licht ist, ist Entwicklung.
Kleines Licht, große Wirkung
„Das Projekt hat das Leben der Menschen wirklich verbessert, es hat eine Entwicklung angestoßen“, berichtet Sr. Bernadette, Generaloberin der Kongregation der Schwestern vom Heiligen Rosenkranz (MSHR). Sie koordiniert 15 Ordensschwestern, die die Lokalbevölkerung in den ärmsten Gegenden Malawis im Rahmen der „Watts of love“-Initiative im Umgang mit Solarlampen schulen. „Das Wichtigste ist das Konzept des Sparens“, sagt die Ordensfrau. Das sei vielen Menschen in Malawi fremd. Durch die Lampen haben sie nun die Möglichkeit, Geld zurückzulegen, das sie sonst für Kerzen, Kerosin oder Batterien ausgaben. Das ist der erste Schritt.
Die Solarlampen, leicht bedienbar und vielfältig einsetzbar, sind klein - ihre ist jedoch groß: Sie bringen Licht in Gegenden ohne Strom, machen das Kochen, die Arbeit auf dem Feld, den Verkauf von Waren auch in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden möglich. Dank des Lichts gibt es weniger Unfälle mit Ungeziefer, und die neu gewonnene Unabhängigkeit vom Tageslicht eröffnet Menschen, die bislang von der Hand in den Mund lebten, neue Einnahmequellen.
„Die Lampe hat uns geholfen, einen Fischteich anzulegen“, berichtet eine Frau und deutet auf einen kleinen See mit braunem Wasser, der quadratisch in der Landschaft liegt. „Wir nutzen die Lampen auch, um aufzupassen, dass niemand nachts die Fische klaut.“ Eine andere Frau zeigt auf ihre Nähmaschine mit Fußbetrieb und berichtet, dass sie morgens früh jetzt immer Kleidung und Schuluniformen näht. Andere Dorfbewohner arbeiten nachts, wenn es weniger heiß ist, mit um die Stirn geschnallten Solarlampen auf dem Feld oder verrichten andere landwirtschaftlichen Arbeiten.
Vom Saatgut zur Wasserpumpe
Mit Licht allein ist der Weg in einer bessere Zukunft aber noch nicht beschritten. Sr. Bernadette erläutert den nennt: Fester Bestandteil des Programms ist Bildung, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Die Menschen lernen Sparen und unternehmerisches Denken: Was kannst du mit dem neuen Licht alles tun? Was wird dir damit möglich? Träumst du von einem eigenen Huhn, von Tomaten oder einer Schulbildung für dein Kind?
Dank solcher Schulungen, die Teil des Projektes sind, entwickeln die Menschen kleine „Business Pläne“. Nelson konnte sich zum Beispiel seit 2020 einen eigenen Viehbestand aufbauen. Vorher war seine Familie arm und besaß keine Tiere. Heute ist es anders: „Meine Ziege hat schon mehrere Male Junge bekommen“, berichtet der Familienvater. „Ich konnte einige Ziegen verkaufen und kann jetzt Schulgeld für meine Kinder zahlen. Und die Ziege hier, die bekommt bald wieder Junge.“
Ein anderer Dorfbewohner konnte dank der Solarlampe von Watts of Love 7.000 Kwacha sparen. Davon kaufte er Wassermelonen-Kerne. Vom Erlös aus der Ernte kaufte er sich später eine Wasserpumpe, um das Wassermelonenfeld zu bewässern. So etwas wäre für ihn vor dem Licht niemals möglich gewesen, sagt er zufrieden.
Unabhängig vom Tageslicht
Mit den Watts of Love-Lampen habe sich das Leben der Menschen in Malawi vielerorts deutlich verbessert, berichtet Sr. Maria, die bereits in mehreren Dörfern Schulungen durchgeführt hat. „Es ist wirklich überraschend! Das Licht wurde wirklich zu einer Einnahmequelle. Nicht nur Einzelnen geht es besser, sondern ganzen Gemeinschaften.“
Dabei spiele auch eine Rolle, dass die Menschen voneinander lernten: Wenn es einer Familie besser gehe, machten andere es ihnen nach. So gebe es jetzt in Dörfern mehr zu essen, weniger Schlangen und Skorpione, Hütten mit Licht, und es gebe Kinder, die abends nach dem Essen noch studierten. Außerdem gebe es mehr Freiheit. Weil die Leute nämlich selbst entscheiden könnten, wann sie arbeiten wollen.
Wer in den Dörfern zuerst die Lampen erhält, wird im Dialog mit den Häuptlingen der Dorfgemeinschaften entschieden, ergänzt Sr. Bernadette: „Weil die Häuptlinge die Menschen kennen, helfen sie bei der Identifizierung der Bedürftigsten in ihren Gemeinden. Dann gehen die Schwestern los, verteilen die Lichter und schulen die Menschen im Umgang damit.“
Mitgefühl, Vertrauen, Effizienz
Dass gerade Ordensfrauen aus Malawi das Bindeglied zwischen der US-amerikanischen Non Profit-Organisation und den Einheimischen sind, ist kein Zufall. Die Schwestern seien eine Art Garantie, machen Watts of Love-Verantwortliche gegenüber Radio Vatikan deutlich: Sie seien auf Seite der Armen und hätten kein eigenes wirtschaftliches oder politisches Interesse. Ihre tiefe Verbindung mit Mitgliedern der Gemeinschaften garantiere, dass das Hilfsprogramm „mit Mitgefühl, Vertrauen und Effizienz“ angewendet werde, so die Watts of Love-Organisation, die die Ordensfrauen für die Hilfsarbeit schult.
Wie Sr. Bernadette berichtet, profitiert auch die Ordensgemeinschaft vom Heiligen Rosenkranz in Malawi von dieser Zusammenarbeit. Dank Watts of Love würden Dörfer erreicht, die vorher keine Hilfe erhielten, und neue Kontakte mit der lokalen Bevölkerung würden geknüpft.
Die Schwestern vom Heiligen Rosenkranz wirken in Malawi in den Diözesen Mzuzu, Karonga, Zomba und der Erzdiözese Lilongwe. Gegründet wurde die Kongregation 1951 vom Afrikamissionar Marcel Saint Denis („Weiße Väter“) im Norden Malawis.
Projekte in 55 Ländern weltweit
Dank der Kooperation der Kongregation mit Watts of Love konnten in Malawi schon mehr als 9.000 Haushalte mit Licht versorgt und die Lebensgrundlage der Familien spürbar verbessert werden. Watts of Love unterhält in insgesamt 55 Ländern weltweit ähnliche Projekte in Zusammenarbeit mit lokalen und kirchlichen Partnern. Laut Angaben der Organisation können dadurch pro Jahr über 23 Millionen Dollar und auch große Mengen an CO2 eingespart werden.
Watts of Love wurde 2009 von der US-Amerikanerin Nancy Economou . Als die Mutter von fünf Söhnen 2009 auf einer Reise auf die Philippinen ein Mädchen sah, dessen Gesicht vollständig durch ein Kerosinlicht verbrannt war, fasste sie sich ein Herz und entsann mit Watts of Love einen Ausweg aus dem Kreislauf von Elend und Not. „Licht ist der schnellste Weg aus der Armut“, ist Economou überzeugt. Die Organisation, die sich hautsächlich über Spenden finanziert, konnte seit 2009 ein weltweites Hilfsnetzwerk knüpfen und sucht dafür den Kontakt zu Ordensgemeinschaften.
Helfen durch Spenden
kann für das Projekt gespendet werden.
* Redaktioneller Hinweis: Dieser Beitrag entstand mit Audio- und Videomaterial von „Watts of Love“, das von der Organisation im Rahmen einer Reise nach Malawi im Frühjahr 2025 eingeholt wurde. Die Interviews wurden in Zusammenarbeit mit Radio Vatikan vorbereitet.
(vatican news – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.