Libanon: ?Es fehlt an allem“
Er schilderte seine Eindrücke in der aktuellen Ausgabe des ?Rupertusblattes“ nach einem Besuch im langjährigen Schwerpunktland der katholischen Hilfsorganisation. Im Libanon leben auf einer Fläche kleiner als Tirol sechs Millionen Menschen, darunter eineinhalb Millionen Geflüchtete vor allem aus Syrien. 90 Prozent der Flüchtlinge im Zedernstaat und die Hälfte der libanesischen Bevölkerung leben laut Sonneck unter der Armutsgrenze. Eine Million Menschen leiden täglich Hunger.
Die Caritas Salzburg unterstützt bereits seit Jahrzehnten mithilfe von Spenden Projekte im Libanon zusammen mit Partnerorganisationen. In diesem Zeitraum erschütterten das Land ein Bürgerkrieg (1975 bis 1990), die schwere Wirtschaftskrise des Jahres 2019 und die Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020. Zuletzt gab es Kämpfe zwischen Israel und der islamistischen Hisbollah-Miliz im Süden. Und: Der Libanon hat in Relation zur Gesamtbevölkerung die meisten Flüchtlinge weltweit aufgenommen.
?Überall im Land ist mittlerweile die Armut sichtbar“, erklärte Sonneck. ?Es fehlt an Trinkwasser, es fehlt an Nahrungsmitteln, es fehlt an medizinischer Versorgung, psychologischer Begleitung, aber auch an Bildungschancen für junge Menschen.“
Langfristige Hilfe durch Bildung
Den Jungen gilt besonderes Augenmerk der Caritas: Mit ihrer Partnerorganisation Seenaryo nimmt sie sich den teils schweren Traumatisierungen von Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien an. Beim Theaterspielen gehe es um Themen, ?über die sie sich sonst nicht zu sprechen trauen“, erzählte der Caritas-Direktor. Workshops mit Pädagoginnen und Tänzerinnen bildeten einen sicheren Raum inmitten des instabilen und mühsamen Alltags.
Die Caritas unterstützt Bildungsprojekte in einem Land, in dem ?Bildung zum Luxus, eine Mahlzeit zur Überlebensfrage“ werde. Schulen im Libanon seien längst nicht mehr nur Orte des Lernens, sagte Sonneck, ?sie sind Zufluchtsorte im Ausnahmezustand“. Für tausende Kinder sei der Unterricht die einzige Möglichkeit, dem Elend daheim für einige Stunden zu entkommen. Viele bekämen dort das einzige warme Essen am Tag. ?Am wichtigsten ist jedoch: Bildung ist die Basis für eine bessere Zukunft, für den Weg aus der Armut“, betonte Sonneck.
Besonders berührt habe ihn der Besuch einer Schule in Fghal in der Bekaa-Ebene. ?Es war sofort zu spüren, nicht die Noten stehen im Vordergrund. Hier geht es um Vertrauen, Zuwendung und echte Fürsorge“, berichtete der Caritas-Direktor. ?Wenn man den Kindern in die Augen sieht, denkt man unweigerlich: Das könnten auch meine Kinder sein. Dieser Gedanke rührt zutiefst und macht einem bewusst, wie viel Sicherheit und Stabilität wir oft als selbstverständlich hinnehmen.“
In den Einrichtungen der Caritas könnten längst nicht alle Kinder und Jugendlichen im Land unterrichtet werden. Sonneck: ?Ich bin aber überzeugt, man muss auf jeden Einzelnen schauen. Jede Hilfe für und jede Begleitung von einem Menschen, egal ob jung oder alt, hinterlässt Spuren in seiner Biografie.“
Die Caritas leistet auch Unterstützung für ältere Menschen, etwa in einem Gesundheitszentrum in Beirut mit medizinischer und psychologischer Betreuung oder durch Schulungen für Frauen, die lernen, wie sie mit ihrem eigenen kleinen Geschäft ein Einkommen für sich und ihre Familien schaffen können.
Sonneck habe viele Gespräche mit den Teams der Caritas Libanon geführt. Alle wüssten von Betroffenen, die unter der schwierigen Situation im Land leiden, ?jeder kennt jemanden, dem es schlecht geht. Trotzdem bleiben sie positiv und hoffnungsvoll. Sie engagieren sich mit voller Kraft“, wie Sonneck darlegt. Er habe ?gesehen, was Hilfe bewirken kann - eben, weil Menschen da sind, die niemals aufgeben“.
(kap – pr)
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