FAO-Versammlung in Rom: Neue Einigkeit der Mitgliedstaaten
Christine Seuss - Vatikanstadt
Die FAO-Konferenz, die alle zwei Jahre zusammentritt (diesmal vom 28. Juni bis zum 4. Juli 2025), ist das oberste Organ der UN-Organisation, die sich die Bekämpfung des Hungers und die Förderung von nachhaltiger Nahrungsmittelproduktion auf die Fahnen geschrieben hat. Sie legt strategische und organisatorische Richtlinien fest und stellt die Finanzierung der Arbeit sicher. Außerdem trifft sie wichtige Personalentscheidungen, so wählt sie den Generaldirektor und den unabhängigen Vorsitzenden des Rates, der zwischen den Konferenzen die Aufsicht über die Organisation ausübt.
Reformen gemeinsam angehen
In diesem Jahr wurde der Ägypter Mina Rizk, der in den vergangenen beiden Jahren bereits den Finanzausschuss des Rates geleitet hatte, in dieses Amt gewählt. Auch der aus 49 Mitgliedern bestehende Rat wurde neu besetzt. Russland ist diesmal nicht dabei, dafür die Ukraine als einer der wichtigsten Getreidelieferanten weltweit. Diese und andere Entscheidungen der Konferenz machten deutlich, dass es unter den Mitgliedstaaten eine neue Einigkeit festzustellen gilt, meint Andreas von Brandt von der deutschen Vertretung bei den UN-Organisationen in Rom:
?Die Zeichen standen nicht unbedingt auf Einigung und Einigkeit. Und das war alles keine Selbstverständlichkeit, denn nach den Verwerfungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und dem, was dann folgte, auch die westliche Solidarität mit Israel nach dem Angriff der Hamas vom 7. November 2023 und die Lage in Gaza und all das hatten nicht gerade dazu geführt, dass man sich sehr einig war in der FAO. Es gab tiefe Gräben und eine tiefe Polarisierung. Und dennoch hat sich jetzt im besten Sinne eine an der Sache orientierte Konsensorientierung durchgesetzt. Auch was die Führung der Organisation betrifft, da wollen die Mitgliedsstaaten stärker gehört werden und stärker mitreden, was auch das Management der FAO erkennen musste. So ist es uns allen gemeinsam gelungen, den Reformvorschlag des Generaldirektors aufzunehmen und in einem neuen, mit den Mitgliedern besser abgesprochenen Anlauf im Herbst bis hin zum Winter neu zu diskutieren, um die Organisation effizienter und schlagkräftiger zu machen.“
Desolate Situation im Sudan
Während die Weltlage auf den ersten Blick desolat scheinen mag, so hat sich langfristig gesehen die Situation doch leicht verbessert – auch wenn das Ziel Zero Hunger bis 2030 realistisch gesehen nicht erreicht zu werden scheint. Konflikte, Klimawandel, die Covid-19-Pandemie und kriegerische Auseinandersetzungen haben trotz der langfristigen Verbesserung kurzfristig einen erneuten Anstieg von Hunger verursacht. Rund 2,3 Milliarden Menschen weltweit sind jüngsten Erhebungen zufolge von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen, während laut zwischen 713 und 757 Millionen Menschen im Jahr 2023 an Hunger litten (viele von ihnen in Afrika) und - einem weiteren Bericht des WFP zufolge - 1,9 Millionen lebensgefährlich unterernährt sind, vor allem bedingt durch den Krieg im Gazastreifen und im Sudan, aber auch durch die dramatische Entwicklung in Südsudan, Haiti und Mali.
?Im Sudan hat sich beispielsweise zurzeit die weltweit größte Hungerkatastrophe entwickelt. 24,6 Millionen Menschen leiden dort akut an Hunger, in zehn Gebieten ist Hungersnot, also mit dem Fachausdruck Famine bezeichnet, ausgerufen worden. Deutschland ist in allen Fachgremien gut dabei und hat an erster Stelle große Mengen an humanitärer Hilfe geleistet. Dennoch könnten jetzt die Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit noch stärker auf den Sudan gerichtet werden. Und dann würden wir vielleicht auch weiterkommen bei der Lösung der politischen Konflikte dahinter“, betont von Brandt.
Mittelkürzungen in herausforderndem Umfeld
Allerdings musste auch die FAO, wie andere internationale Organisationen, infolge eines amerikanischen Routenwechsels die Mittel für ihre Arbeit kürzen – in diesem Fall um 24 Millionen, schlimmere Kürzungen konnten vermieden werden. Bei der Bekämpfung des Hungers sei es dringend geboten, von Worten zu Taten zu schreiten, hatte hingegen Papst Leo XIV. in seiner Botschaft an die Konferenz eindringlich deutlich gemacht. Hunger dürfe nicht als Kriegswaffe verwendet werden, so das Kirchenoberhaupt. Der Heilige Stuhl werde weiterhin seinen Beitrag leisten und sich besonders für jene einsetzen, die hungern, dürsten und in vernachlässigten Regionen leben.
?Die Botschaft von Papst Leo XIV. - dieses Mal war der Papst nicht selber vor Ort, was in der Vergangenheit ja durchaus auch vorkam - wurde sehr gehört. Und man kann eigentlich sagen, dass der Vatikan in Fragen der Hungerbekämpfung, der Armut und der internationalen Gerechtigkeit schon immer sehr nahe bei den Vereinten Nationen liegt und auch bei unseren Anliegen. Insbesondere die zentrale Aussage des Papstes, dass Hunger nicht als Kriegswaffe verwandt werden darf, traf den Nerv der Versammlung und hat großen Eindruck hinterlassen“, berichtet von Brandt von der Rezeption in der Versammlung.
Erfolgreicher AU-EU-Gipfel
Insbesondere Afrika ist als strategischer Partner bei der Hungerbekämpfung wichtig. Dies bildete auch der 6. Gipfel der Agrarminister der Afrikanischen und der Europäischen Union ab, der Ende Juni in der FAO stattfand. Dabei wurden nicht nur bedeutende Finanzhilfen, sondern auch enge Kooperationen bei nachhaltiger Landwirtschaft, Klimaresilienz und Marktzugang vereinbart.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.