Thailand/Kambodscha: Grenz?ffnung betrifft die einfachen Menschen
Die thailändische Armee hat in der Nacht zum vergangenen Dienstag einseitig alle Grenzübergänge zu Kambodscha geschlossen. Das bestätigte die kambodschanische Regierung, wie die Nachrichtenagentur fides berichtete. Nach Angaben der thailändischen Armee wurden die Grenzübergänge in sechs thailändischen Provinzen mit Grenze zu Kambodscha geschlossen, mit wenigen Ausnahmen für Studenten oder Personen, die sich in medizinischer Behandlung befinden. Jeder andere Personen- oder Fahrzeugverkehr ist derzeit verboten.
Die Schließung ist nur die jüngste in einer Reihe von Repressalien seit dem Zwischenfall an der Grenze Ende Mai: Ein kambodschanischer Soldat war bei Schießereien im so genannten ?Smaragddreieck“, einer kleinen Grünfläche an der Grenze zwischen Thailand, Kambodscha und Laos, getötet worden. Sowohl Thailand als auch Kambodscha beanspruchen dieses Gebiet. Beide Armeen beschuldigen sich gegenseitig, zuerst geschossen zu haben; Anfang Juni hatte die thailändische Armee die Grenze vorübergehend geschlossen, woraufhin Kambodscha die Aussetzung der Stromeinfuhren ankündigte und seine Grenze in der Provinz Battambang aus ?Sicherheitsgründen“ ihrerseits geschlossen hatte.
Streit um Territorien: Wurzeln im Kolonialismus
Der Disput gründet in Territorialstreitigkeiten: Thailand und Kambodscha sind durch eine etwa 820 Kilometer lange Grenze getrennt, die durch mehrere umstrittene Gebiete verläuft. ?Dieser Streit besteht seit mehr als einem Jahrhundert und geht auf die Zeit des französischen Kolonialreichs zurück“, erklärt Bischof Enrique Figaredo, Apostolischer Präfekt der Provinz Battambang in Kambodscha.
?Die Streitparteien gehen von einer Karte aus dem Jahr 1907 aus, mit der die Kolonialmacht Frankreich erstmals die Grenze zwischen den beiden Ländern gezogen hat.“ Thailand argumentiere, dass die Karte nicht verbindlich sei. ?Kambodscha hat den Internationalen Gerichtshof angerufen, um die territoriale Zugehörigkeit von vier umstrittenen Gebieten festzustellen. ?Auch damit ist Thailand ist nicht einverstanden“, erklärt der Präfekt.
Die Grenze zwischen Kambodscha und Thailand durch regen Handel und den Austausch von Arbeitnehmern stark frequentiert. ?Die Schließung blockiert den für das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben so wichtigen Personen- und Warenverkehr“, so Figaredo. Besonders viele Menschen seien in dem Gebiet seiner apostolischen Präfektur von diesen Strömen betroffen sind. ?Die Menschen erleben diese Nachrichten mit großer Enttäuschung, Überraschung und Verwirrung“, bedauert er, ?außerdem gibt es Hunderte von Vertriebenen, Menschen, die auf der anderen Seite der Grenze gestrandet sind und nicht nach Hause zurückkehren können“.
Aktionen gegen Betrug
Der Streit hat in beiden Ländern nationalistische Gefühle geweckt. Thailand hat seinen Staatsbürgern und Touristen verboten, das kambodschanische Poipet zu besuchen oder dort zu arbeiten – eine Stadt, deren Wirtschaft maßgeblich auf Tourismus beruht. Die bekannten Casinos der Stadt werden fast ausschließlich von thailändischen Bürgern besucht. Der thailändische Premierminister Paetongtarn Shinawatra erklärte, Thailand habe in diesem Zusammenhang Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um grenzüberschreitende kriminelle Aktivitäten zu unterbinden.
Maßnahmen gegen Betrugszentren waren bereits Anfang 2025 ergriffen worden, als Thailand die Strom-, Internet- und Treibstoffversorgung in einigen Gebieten Myanmars abschaltete, in denen Cyberbetrug betrieben wurde. Thailand und Kambodscha hatten in einer gemeinsamen Aktion ein Betrugszentrum in Poipet aufgelöst, in dem Hunderte von ausländischen Arbeitnehmern untergebracht waren, die Opfer von Menschenhandel geworden waren. In ganz Südostasien haben sich Computerbetrug und so genannte ?Betrügerstädte“ ausgebreitet, insbesondere in Laos, Kambodscha und Myanmar.
(fides – lv)
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