Nuntius in Kenia: Leo XIV. sch?tzt unsere Arbeit sehr
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Für die meisten Nuntien war es die erste Begegnung mit dem neuen Papst, sagte uns Erzbischof van Megen. Leo habe sich viel Zeit genommen für seine Diplomaten, um ihnen zuzuhören und sie in ihrem Dienst zu ermutigen. Leo XIV. hatte als Präfekt des Bischofsdikasteriums seit 2023 bei der Vorbereitung von Bischofsernennungen mit den Diplomaten zu tun gehabt und kenne deren Arbeit in diesem Punkt. ?Man merkt an ihm, dass er das sehr schätzt“, erklärte van Megen. ?In diesen Tagen kam das immer wieder auch vor in den Begegnungen mit ihm, dass er ein Mann ist, der wirklich mit uns zusammenarbeiten möchte und auf unsere Unterstützung hofft und baut.“
Tatsächlich war in der viel von Dank und Wertschätzung die Rede, zugleich mahnte Leo aber auch Gehorsam und Einheit mit dem Papst an. Für den Niederländer van Megen, der seit vielen Jahren in verschiedenen afrikanischen Ländern päpstlicher Botschafter ist, gehört ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen Ortskirchen und Zentrale zum Alltag vatikanischer Diplomatie. Das Wort ?Nuntius“, wie die Botschafter des Pastes genannt werden, gehe nicht umsonst zurück auf das lateinische ?Verkündigen“ – das Wort des Papstes zu verkündigen.
Brückenbauer zwischen Rom und Ortskirche
?Dass es dann auch eine Spannung gibt zwischen dem, was der Papst sagt und was in einer Lokalkirche geschieht, ist manchmal auch schwierig“, so der Nuntius. ?Aber dazu ist man dann auch Diplomat, um da hindurch zu manövrieren und ein Brückenbauer zu sein zwischen diesen zwei Realitäten, der Realität des Vatikans und der Universalkirche und der Realität der lokalen Kirche. Aber am Ende geht es dann doch um diesen Gehorsam an Petrus, das ist meine erste Verantwortung.“
Mit Blick auf Afrika, wo van Megen in früheren Stationen im Südsudan und Sudan wirkte – betonte er die enge Bindung vieler Gläubiger an Rom; ?man hört kaum irgendwelche Kritik am Papst“. Es habe zwar zuletzt Reibungen gegeben im Zug des vatikanischen Dokuments ?Fiducia supplicans“ von 2023 zur Segnung homosexueller Paare, aber, betont der Diplomat: ?Das hat eigentlich keinen negativen Effekt gehabt auf das Verhältnis zum Papst. Der Papst ist der Papst.“
Kritik an der US-amerikanischen Herkunft des neuen Papstes höre er in Afrika nicht, sagte der Nuntius. Viele hätten zwar auf einen ersten afrikanischen Papst gehofft, was angesichts des Wachstums der Kirche auf dem Kontinent ?auch gar nicht schlecht gewesen wäre“, so der Nuntius. Dennoch sei Papst Leo vom ersten Moment an auf breite Zustimmung auch in Afrika gestoßen.
Van Megen zufolge erwarten sich die Gläubigen wie auch die politisch Verantwortlichen und die Beobachter der vielen Konflikte Afrikas, dass der neue Papst bald international Akzente setzen wird. ?Man hofft wahrscheinlich, dass man mit dem neuen Papst wieder eine vernünftige Stimme hat, die sagt: Kommt her, wir setzen uns zusammen um einen Tisch – und probieren, zu einer friedlichen Lösung zu kommen.“
In mehreren Ländern wie Sudan und Südsudan spitzt sich die Lage van Megen zufolge weiter zu. Auch Kenia, eigentlich wirtschaftlicher Hoffnungsträger, sei innenpolitisch angespannt. Ein Jahr nach den gewaltsam niedergeschlagenen Studentenprotesten brodle es weiter. ?Es wird gekürzt bei den Bildungsausgaben und bei der Gesundheitsvorsorge – das trifft die einfachen Leute sehr hart.“ Die Regierung bemühe sich um Lösungen, agiere aber zu langsam. ?Und Jugendliche haben keine Geduld für langsame Lösungen.“
Ein strukturelles Problem sieht van Megen in der politischen Kultur: ?Viele Politiker sehen ihr politisches Amt nicht als Dienst am Volk – aber das Volk ist im Dienst der Politiker.“ Stattdessen brauche es in Afrika Führungspersönlichkeiten, ?die sich selber unter den Schatten Gottes stellen“.
Als äußeres Zeichen ihrer Sendung erhielten die fast 100 versammelten Nuntien zu ihrer Überraschung, wie van Megen sagte, einen Silberring. Er zeigt oben ein Bild der Muttergottes, an der Innenseite eingraviert sind das Wappen Papst Leos und die Formel sub umbra Petri – unter dem Schatten Petri. ?Das ist natürlich genau auch, was ein Nuntius machen muss: Er steht unter dem Schatten des Papstes. Ich finde das schön. Ja, ich habe diese Geste sehr geschätzt und seitdem trage ich diesen Ring.“
(vatican news – gs)
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