Iran: Kardinal von Teheran warnt vor Eskalation
?Mit Bedauern beobachten wir in diesen Stunden, dass wieder einmal geglaubt wird, Frieden durch Präventivschläge zu erreichen, anstatt sich an den Verhandlungstisch zu setzen“, erklärte der Kardinal. Anlass seiner Warnung war der nächtliche Angriff Israels auf iranisches Staatsgebiet, bei dem laut israelischen Angaben auch Nuklearanlagen sowie führende Militärs und Wissenschaftler getroffen wurden. Unter ihnen soll auch Revolutionsgarden-Chef Hossein Salami gewesen sein. Die iranische Regierung antwortete mit dem Abschuss von rund 100 Drohnen.
Mathieu, der im Mai 2025 als erster katholischer Erzbischof von Teheran an einem Konklave teilnahm, äußerte sich tief besorgt über die sich zuspitzende Lage. Der von Papst Franziskus ernannte Kapuziner steht einer kleinen katholischen Minderheit im mehrheitlich schiitisch-muslimischen Land vor. In Iran leben bei insgesamt rund 82 Millionen Einwohnern nur wenige Tausend Katholiken, darunter Assyrer, Armenier und Gläubige des lateinischen Ritus sowie ausländische Arbeitskräfte.
Nach der iranischen Verfassung steht es Sunniten, Christen, Zoroastriern und Juden frei, ihre Religion ?in Übereinstimmung“ mit den islamischen Gesetzen auszuüben. Die christlichen Kirchen stellen drei Abgeordnete im iranischen Parlament.
Mathieu rief dazu auf, das Jubiläumsjahr als Zeit der Hoffnung zu leben: ?Wir sind voller Hoffnung“, sagte er. Besonders die iranischen Katholiken erwarteten viel vom neuen Papst Leo XIV.: ?Unter den katholischen Gläubigen herrscht große Hoffnung, verbunden mit einer unglaublichen Erwartung.“
Zur Wahl des neuen Papstes erklärte Mathieu, der Heilige Geist habe die Kardinäle auf ?den guten Weg“ geführt. Papst Leo XIV., mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost, sei ?die Person, die die offenen Türen mit Inhalt füllen kann“. Franziskus sei es gewesen, der ?viele Türen geöffnet“ habe – jetzt gehe es darum, dahinter Raum zu schaffen. Von Papst Leo XIV. wünsche man sich im Iran vor allem, dass er ein ?Mann des Gebets“ sei, denn viele Probleme könnten ?nur durch das Gebet gelöst werden“.
Mit seiner Ernennung zum Erzbischof von Teheran habe Franziskus laut Mathieu einen ?Versuch der Integration nach außen“ unternommen. Dies sei besonders deutlich geworden, als der Papst im vergangenen Jahr eine Delegation schiitischer Religionsgelehrter aus Qom empfing. Ihnen habe er erklärt, er sende ?einen guten Bruder“ in den Iran – keinen Gegner des Landes, sondern einen, der integriere, einbinde und auf allen Ebenen der Gesellschaft den Kontakt suche.
Kardinal Mathieu, der aus Frankreich stammt, äußerte überdies den Wunsch nach mehr Begegnung. Auch wenn ein Papst bislang weder Iran, Russland noch China habe besuchen können, zähle ?der Wille, auf die Menschen zuzugehen und das Positive in der Beziehung zu bewahren – trotz des Glaubensunterschieds und im Respekt vor einer reichen Kultur“.
(Asianews – gs)
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