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Der Direktor der Caritas Jerusalem, Anton Asfar Der Direktor der Caritas Jerusalem, Anton Asfar  (Caritas Jérusalem )

Caritas im Heiligen Land: ?Wir arbeiten an vorderster Front“

Der pl?tzliche Krieg zwischen Israel und dem Iran hat im Heiligen Land nur kurz die Hilfsaktionen der Caritas unterbrochen. Nach einer ?Schrecksekunde“ ging die Arbeit weiter – denn zu tun gibt’s genug.

Jean-Benoît Harel und Stefan v. Kempis – Vatikanstadt

?Wissen Sie – da es sich um eine riesige Hilfs- und Entwicklungsorganisation handelt und sie der soziale Arm der katholischen Kirche im Heiligen Land ist, ist es klar, wir unsere Arbeit fortsetzen.“ Das sagt uns der Direktor von Caritas Jerusalem, Anton Asfar, in einem Interview an diesem Mittwoch. ?Wir stehen an vorderster Front, um der Bevölkerung Hilfe zukommen zu lassen. Deshalb haben wir am Samstagmorgen beschlossen, unsere Arbeit in den medizinischen Zentren wiederaufzunehmen, sei es im Westjordanland oder in Ramallah, trotz der Straßensperrungen. Und in Gaza haben wir am Samstag die Arbeit im gesamten Gazastreifen wiederaufgenommen: Jetzt haben wir auch die Notfallklinik im Gebiet Zeitun wiedereröffnet, obwohl es, wie Sie vielleicht wissen, dort starke Turbulenzen gegeben hat und in der vergangenen Nacht Menschen getötet wurden.“

Die Caritas-Teams in Gaza bestehen derzeit aus 122 Personen, die im gesamten Gazastreifen operieren. Sie bilden zehn medizinische Notfallteams. Ihre Ressourcen sind begrenzt, weil Israel längere Zeit keine humanitäre Hilfe durchgelassen hat. Immerhin konnte die Caritas während des letzten Waffenstillstands ?eine Menge Medikamente und medizinische Hilfsgüter“ in ihre Lagerhäuser im Gazastreifen bringen. Allmählich gehen die Medikamente allerdings zur Neige.

Schlangestehen für die Essensausgabe - an diesem Mittwoch im Gazastreifen
Schlangestehen für die Essensausgabe - an diesem Mittwoch im Gazastreifen
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Kinder, die barfuß im Müll stehen

?Es gibt viel Leid in Gaza. Es gibt keine richtige Nahrung, kein sauberes Wasser; die Menschen leiden an verschiedenen Krankheiten, an Magenschmerzen, weil es kein sauberes Wasser gibt. Dazu kommt eine Plage durch Mücken, die ebenfalls ansteckende Krankheiten in Gaza verbreiten. Unsere Kollegen in Gaza sehen Kinder barfuß auf Müllhalden stehen und dort nach Essensresten wühlen. Die Lage in Gaza ist also wirklich katastrophal und erfordert ein sofortiges Handeln der internationalen Gemeinschaft.“

Mit der neuen Stiftung, die Nahrungsmittel im Gazastreifen verteilen soll, arbeitet die Caritas nicht zusammen. Das sei ?ein sehr blutiges Umfeld“; da würden Verzweifelte ?getötet, weil sie etwas zu essen wollen“. Auch in der einzigen katholischen Pfarrei in Gaza-Stadt, die viele Familien beherbergt, ist die Lage brenzlig.

?Für die Menschen, die auf dem Gelände der Kirche leben, gehen die Nahrungsvorräte auch zur Neige. Sie sind also in keiner guten Situation. Außerdem gab es um sie herum Turbulenzen, um sie herum wurden Bomben geworfen. Die Flüchtlinge in beiden Kirchen, in der lateinischen und der orthodoxen, leiden auf die gleiche Weise wie alle anderen. Sie haben auch darunter gelitten, dass das Internet und die Kommunikation so lange unterbrochen waren. Jetzt ist es wieder da. Wir hatten eine Zeit lang Schwierigkeiten, mit ihnen zu kommunizieren; Pfarrer Gabriel Romanelli musste auf das Dach steigen, um eine Verbindung zu bekommen.“

Gegend rund um katholische Pfarrei soll evakuiert werden

Die Gegend rund um die katholische Pfarrei ist gefährlich geworden – eine ?rote Zone“. Am Dienstagabend hat die israelische Armee außerdem Evakuierungsbefehle verschickt. Eine schwierige Lage für die kleine katholische Herde im Gazastreifen. Die Gebiete, in denen man leben könne, würden immer kleiner, sagt Asfar. Der Caritas-Direktor ist in ständiger Angst um seine Leute im Gazastreifen. ?Wir bewerten die Lage permanent, da wir unsere Teams nicht in Gefahr bringen wollen. Der Gazastreifen ist zu einem gesetzlosen Ort geworden; es ist sehr gefährlich, dort zu arbeiten.“

NeueZaunanlage am Dorf Singil im Westjordanland (Foto Caritas Jerusalem)
NeueZaunanlage am Dorf Singil im Westjordanland (Foto Caritas Jerusalem)   (Caritas Jérusalem)

Aber die Caritas Jerusalem hilft nicht nur im Gazastreifen, sondern auch in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten. ?Ich kann Ihnen sagen, dass ich vielleicht der einzige Direktor einer großen gemeinnützigen Organisation bin, der den Norden des Westjordanlandes besucht. Ich war erst letzte Woche für zwei Tage dort, auch wenn es nicht einfach ist, dort zu reisen, bei all den Straßensperren. Es gibt fast 900 Kontrollpunkte, die über das gesamte Westjordanland verteilt sind.“

900 Kontrollpunkte

Ihm fallen bei seinen Besuchen in den besetzten Gebieten immer wieder Veränderungen auf. Keine positiven allerdings. ?Etwa der Bau von Mauern. Oder es werden neue Außenposten für Siedler errichtet. Und die Menschen leiden wirklich, weil das Westjordanland gelähmt ist. Für Reisen innerhalb des Westjordanlandes gelten sehr strenge Verfahren. Daher gibt es keinen echten Handel und keine echte Zirkulation von Arbeitskräften. Und das wirkt sich negativ auf die Landwirtschaft, das Bildungswesen und die materielle Situation im gesamten Westjordanland aus.“

Die Caritas versucht auch, den etwa 40.000 Menschen zu helfen, die in den palästinensischen Flüchtlingslagern von Dschenin, Nur-Shams und Tulkarem leben. ?Die Binnenvertriebenen haben nicht selten ihre Häuser Hals über Kopf verlassen müssen, mit nichts in der Hand. Sie brauchen Nahrung. Sie brauchen Hygiene-Artikel, Bildung für ihre Familien. Wir planen außerdem medizinische Hilfs-Tage und Projekte für die psychosoziale Gesundheit im nördlichen Westjordanland.“

Elend im Gazastreifen (Foto Caritas Polska)
Elend im Gazastreifen (Foto Caritas Polska)   ((Caritas Polska))

Ausbleiben der Pilger verschärft die Lage

Asfar ist dankbar dafür, dass Menschen aus vielen Teilen der Welt die Arbeit der Caritas im Heiligen Land unterstützen. Allerdings sei der Bedarf riesig. ?Stellen Sie sich vor, dass Menschen in Gaza sich um Zelte und Medikamente bemühen… Im Westjordanland haben viele Eltern ihre Einkommensquellen verloren; es gibt dort fast 200.000 Arbeitslose. Und das alles wird verschärft durch das völlige Ausbleiben von Pilgern und Touristen. Wie Sie wissen, ist Bethlehem stark von Pilgerreisen abhängig. Die Menschen arbeiten also nicht, sie haben ihre Haupteinnahmequelle verloren und kämpfen darum, irgendwie ihre Familien zu versorgen. Wir versuchen, diese Familien zu unterstützen, sei es durch die Bereitstellung von Nahrungsmitteln oder Bargeldhilfe. Oder auch indem wir auf die Bedürfnisse der Landwirte eingehen, indem wir ihnen Saatgut zur Verfügung stellen. Oder durch Mikrozuschüsse für kleine Projekte geben, um die Wirtschaft anzukurbeln…“

Vor allem jungen Menschen und Frauen versuchen die Caritas-Leute zu helfen – die hätten ?Geschäftsideen“. ?Wir unterstützen Flüchtlingsfrauen, damit sie Nahrungsmittel produzieren und Nähtechniken lernen, weil ihre Ehemänner bisher in Israel gearbeitet und jetzt ihre Einkommensquelle verloren haben. Wir helfen außerdem älteren Menschen, indem wir ihnen warme Mahlzeiten anbieten.“

Er sieht viel Elend um sich herum. Und trotzdem schöpft der Caritas-Direktor aus seinem Glauben immer wieder Zuversicht. ?Wir haben die Hoffnung, dass die Zukunft besser sein wird. Wir versuchen, die Hoffnung innerhalb der Gemeinschaft neu zu pflanzen, damit sie widerstandsfähiger wird. Es ist eine innere Hoffnung, die wir haben. Und uns hilft dabei sehr, dass unsere Partner in anderen Teilen der Welt uns nicht hängenlassen. Das gibt uns viel Hoffnung, um unsere Mission im Heiligen Land fortzusetzen.“

(vatican news)

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18. Juni 2025, 12:52