Bangladesch: Religionsfreiheit unter Druck – USA fürchten Einfluss auf Wahl
Der Leiter der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF), Stephen Schneck, hat die Interimsregierung von Bangladesch unter der Leitung von Muhammad Yunus aufgefordert, bei den bevorstehenden Wahlen das Recht auf Religionsfreiheit zu gewährleisten und Gewalt gegen Minderheitengemeinschaften zu verhindern. Das berichtet die Nachrichtenagentur ucanews am Freitag; der Vorsitzender des unabhängigen und überparteilichen Gremiums der US-Regierung halte sich für einen einwöchigen Besuch in dem asiatischen Land auf. Es wird erwartet, dass die landesweiten Wahlen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres stattfinden werden.
Schneck hoffe, dass die Interimsregierung ?potenzielle religiös motivierte Gewalt im Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen“ bekämpfe und verhindere. Das Recht auf Religionsfreiheit, so Schneck, schließe den Schutz religiöser Minderheiten und Gerechtigkeit für Bürger ein, die wegen ihrer Religion angegriffen werden.
Premierministerin im Exil
Die Übergangsregierung müsse Reformen und Verpflichtungen umsetzen, ?um internationale Standards für das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit zu gewährleisten“, fügte er hinzu. Ende Mai war der Kommissionsvorsitzende traf in der Hauptstadt Dhaka mit dem Chef der Übergangsregierung zusammengetroffen, nachdem bekannt geworden war, dass Minderheiten in Bangladesch auch nach dem Sturz der ehemaligen Premierministerin Sheikh Hasina im August 2024 weiterhin unterdrückt werden.
Internationale Menschenrechtsgruppen hatten die Vereinten Nationen aufgefordert, die Regierung für ihre Unterstützung religiöser Fundamentalisten zu verurteilen; der Vorsitzende der Übergangsregierung hatte die Gewalt gegen Hindus, Buddhisten, Christen und Indigene in Bangladesch als ?persönliche Streitigkeiten, kriminelle Handlungen oder Unfälle“ bezeichnet, bekräftigte aber das Engagement seiner Regierung, die religiöse Harmonie in dem 171 Millionen Einwohner zählenden Land sicherzustellen. Nach der Flucht von Hasina im August 2024 waren Hindus in Bangladesch nach Berichten von Menschenrechtsgruppen über 2.000 Angriffen ausgesetzt.
Verankerung des Islam in der Verfassung – vor der Wahl?
Das in Washington ansässige Center for a New American Society (CNAS) äußerte in seinem Bericht vom 15. Mai die Befürchtung, dass einige Mitglieder der Studentenbewegung in Bangladesch, darunter auch islamisch-fundamentalistische, versuchen könnten, vor den Wahlen weitreichende Veränderungen durchzusetzen. ?Diese Änderungen könnten dazu führen, dass islamische Werte und Traditionen in der Verfassung verankert werden, was eine Bedrohung für die säkularen und egalitären Traditionen Bangladeschs darstellen würde“, so der Bericht. Die islamistischen Hardliner-Gruppen hätten in den letzten sechs Monaten Minderheiten und Frauen angegriffen, beklagen die Aktivisten.
Etwa 90 Prozent der schätzungsweise 171 Millionen Einwohner Bangladeschs sind sunnitische Muslime, und etwa 8 Prozent sind Hindus. Christen, Buddhisten und Angehörige indigener Religionen bilden zusammen die restlichen 2 Prozent. In Bangladesch leben etwa 600.000 Christen. Katholische Vertreter hatten gemahnt, dass Religionsfreiheit vor allem ?als die Freiheit der religiösen Bevölkerungsmehrheit“ verstanden werde.
(ucan – lv)
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