Frankreich: Parlament erlaubt assistierten Suizid
Die Abstimmung in der Pariser Nationalversammlung am Dienstag stellt aber nur eine gesetzgeberische Etappe dar; der Gesetzentwurf wird zur weiteren Beratung an den Senat weitergeleitet. Bis zur endgültigen Abstimmung können noch Monate vergehen.
Der Gesetzentwurf, der 305 Ja- und 199 Nein-Stimmen erhielt, knüpft die Erlaubnis des assistierten Suizids bzw. der Einnahme tödlicher Medikamente an Bedingungen. So muss ein Ärzteteam bestätigen, dass der Patient an einer schweren und unheilbaren Krankheit ?im fortgeschrittenen Stadium oder im Endstadium“ leidet, unerträgliche und unbehandelbare Schmerzen hat und aus freien Stücken eine tödliche Behandlung wünscht. Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen und neurodegenerativen Störungen wie der Alzheimer-Krankheit kommen nicht in Frage.
Macron: ?Weg der Geschwisterlichkeit“
Ebenfalls am Dienstag wurde ein weiterer Gesetzentwurf zur Palliativmedizin einstimmig angenommen; er soll die Maßnahmen zur Schmerzlinderung und zur Wahrung der Würde der Patienten verstärken.
Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die Abstimmung vom Dienstag als wichtigen Schritt. Auf X sprach er von ?Respekt vor den unterschiedlichen Sensibilitäten, Zweifeln und Hoffnungen“ sowie einem allmählich sich abzeichnenden ?Weg der Geschwisterlichkeit“.
Die französischen Bischöfe erklärten am Dienstagabend, sie seien ?ausgesprochen besorgt“ über die Gesetzesinitiative. ?Ein solches Gesetz würde vor allem die verletzlichsten Menschen gefährden“, heißt es wörtlich in ihrem Statement. Auch der soziale Zusammenhalt gerate in Gefahr. Sie wollten den Fortgang des gesetzgeberischen Prozesses wachsam begleiten und auch künftig für eine solidarische Gesellschaft kämpfen, ?die die Schwächsten schützt“.
Französische Religionsführer hatten diesen Monat vor der Abstimmung in einer gemeinsamen Erklärung den Gesetzentwurf verurteilt und vor den Gefahren eines ?anthropologischen Bruchs“ gewarnt. Die Konferenz der Religionsführer in Frankreich (CRCF), die die katholische, orthodoxe, protestantische, jüdische, muslimische und buddhistische Gemeinschaft vertritt, befürchtet Druck auf ältere Menschen und Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen.
Assistierter Suizid ist in der Schweiz und mehreren US-Bundesstaaten erlaubt. Euthanasie ist derzeit in den Niederlanden, Spanien, Portugal, Kanada, Australien, Kolumbien, Belgien und Luxemburg unter bestimmten Bedingungen legal. Im Vereinigten Königreich debattieren die Gesetzgeber über einen Gesetzentwurf, der es unheilbar kranken Erwachsenen in England und Wales ermöglichen soll, ihr Leben zu beenden.
(la presse – sk)
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