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Die Aschermittwochsliturgie auf dem Aventin bewirkte eine Rückbesinnung auf die frühchristliche Tradition der Stationsgottesdienste (Archivbild, 2023) Die Aschermittwochsliturgie auf dem Aventin bewirkte eine Rückbesinnung auf die frühchristliche Tradition der Stationsgottesdienste (Archivbild, 2023)  (ANSA)

Fastenzeit und Ostern in Rom: R?mische Stationsgottesdienste

Wer sich in der Fastenzeit oder der Osteroktav in Rom aufh?lt, erh?lt die Gelegenheit, einen liturgischen Brauch kennen zu lernen, der seine Entstehung auf die ersten christlichen Jahrhunderte zurückführen darf: Den r?mischen Stationsgottesdienst. Was es damit auf sich hat, haben wir den deutschen Vatikan-Experten Ulrich Nersinger gefragt.

Was haben wir unter einem Stationsgottesdienst zu verstehen?

Ulrich Nersinger, Vatikan-Experte und Autor: In der Frühzeit des Christentums versammelten sich die Gläubigen der Ewigen Stadt mit ihrem Bischof in einem bestimmten Gotteshaus zum Gebet und feierten dort die Eucharistie. Diese Art Zusammenkünfte hieß ?statio“ und die Kirchen, in denen sie stattfanden, ?Stationskirchen“. Die Stationsfeiern galten als sichtbarer Ausdruck der Einheit der ganzen römischen Gemeinde mit ihrem Bischof. Sie waren nötig geworden, da durch die wachsende Zahl der kirchlichen Gebäude eine Teilung der Gemeinde in lokale Gruppen, den Pfarreien, eingetreten war.

Hier zum Hören:

?Die Stationsfeiern galten als sichtbarer Ausdruck der Einheit der ganzen römischen Gemeinde mit ihrem Bischof. Sie waren nötig geworden, da durch die wachsende Zahl der kirchlichen Gebäude eine Teilung der Gemeinde in lokale Gruppen, den Pfarreien, eingetreten war“

Begriff aus Militärjargon

Warum sprach man von einer ?statio“?

Nersinger: Das Wort ?statio“ stammt vermutlich aus der römischen Soldatensprache und bedeutet so viel wie Wache oder Wachtposten. Wie der Wachdienst im Heer an einen festen Ort gebunden war, so wurden die Gottesdienste als eine Art Wachdienst der Kirche empfunden. Der Kirchenschriftsteller Tertullian bestätigt in seiner Schrift ?De Oratione“ die Ableitung aus der Militärsprache, ?weil die Christen die Streitschar Gottes sind“.

  (ANSA)

?Das Wort ,statio` stammt vermutlich aus der römischen Soldatensprache“

Denkbar wäre jedoch auch, dass ?statio“ nicht von ?stare – stehen“ kommt sondern von dem Verb ?statuere – festsetzen“, denn von Anfang an fanden die Stationen an bestimmten Tagen ?statutis diebus“ statt; die Tage waren von vornherein festgesetzt, ebenso die Orte.

Päpste hatten viel zu tun

Dieser liturgische Brauch der Stationsgottesdienste verschwand aber irgendwann wieder?

Nersinger: Schon im 10. Jahrhundert konnte man nicht mehr von einer ständigen Teilnahme der Päpste an den Stationsgottesdiensten sprechen. Die Gründe dafür waren die wachsende Übernahme von Verpflichtungen politischer und höfischer Art.  Als die Päpste im 14. Jahrhundert ihren Sitz nach Avignon verlegten, war der Niedergang der Stationsgottesdienste nicht mehr aufzuhalten.

Wann erinnerte man sich wieder an die Stationsgottesdienste?

Nersinger: In der Neuzeit setzte Papst Johannes XXIII. ein Zeichen. Am Aschermittwoch des Jahres 1959 begab sich der Hl. Vater überraschend auf den Aventin, um den Stationsgottesdienst in Santa Sabina zu feiern. Seitdem haben die Päpste, wenn sie nicht durch Krankheit oder Gebrechlichkeit daran gehindert waren, diesen Brauch beibehalten.  Für die Ewige Stadt belebten die Päpste die Feier der Stationsgottesdienste, jedoch beschränkt auf die Fastenzeit und die Osteroktav und – mit Ausnahme des Aschermittwochs – ohne ihren persönlichen Vorsitz.

?Für die Ewige Stadt belebten die Päpste die Feier der Stationsgottesdienste, jedoch beschränkt auf die Fastenzeit und die Osteroktav und – mit Ausnahme des Aschermittwochs – ohne ihren persönlichen Vorsitz“

Fand dann nicht die Erinnerung an die alten römischen Stationsgottesdienste auch ihren Niederschlag in der nachkonziliaren Liturgie, und zwar für die Weltkirche?

Die Teilnahme des Papstes an der Aschermittwochsliturgie auf dem Aventin bewirkte eine Rückbesinnung auf diese frühchristliche Tradition. Der alte römische Stationsgottesdienst fand schließlich im ?Caeremoniale Episcoporum“, dem bischöfliche Zeremonienbuch von 1985, seine Würdigung. Es  spricht in seinem ersten Kapitel ?von der Stationsmesse des Diözesanbischofs“ und verwendet für die Feier eines Pontifikalamtes ausschließlich den Ausdruck ?missa stationalis“.

(vatican news - gs)

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07. April 2025, 09:38