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Da waren sie noch Verbündete: Sara Duterte und Ferdinand Marcos junior im Herbst 2022 Da waren sie noch Verbündete: Sara Duterte und Ferdinand Marcos junior im Herbst 2022 

Philippinen: Zwei Clans k?mpfen um die Macht

An der Spitze der Regierung auf den Philippinen fliegen die Fetzen: Marcos gegen Duterte, ein Clan gegen den anderen. Dabei hatte 2022 bei den letzten Pr?sidentschaftswahlen alles so verhei?ungsvoll begonnen…

Eigentlich wollte Sara Duterte für das Präsidentenamt kandidieren – die Tochter von Rodrigo Duterte, der von 2016 bis 2022 Präsident war. Doch sie zog zugunsten von Ferdinand Marcos junior zurück; dessen Vater hatte das größte katholische Land Asiens von 1965 bis 1986 autokratisch regiert. Es kam zum Bündnis der beiden Dynastien: Marcos junior wurde Präsident, Sara Duterte Vizepräsidentin und später Bildungsministerin.

Doch der Pakt ist im November letzten Jahres spektakulär zerbrochen. Sara Duterte ließ sogar öffentlich wissen, dass sie, falls sie ermordet würde, im Gegenzug schon den Mord am Präsidenten in Auftrag gegeben habe. In der vergangenen Woche brach nun das Repräsentantenhaus in Manila den Stab über Sara Duterte.

Ein Bündel von Vorwürfen

?Die philippinische Vizepräsidentin wurde aufgrund einer Reihe von Vorwürfen abgesetzt.“ So der Kommentar der französischen Asien-Expertin Sophie Boisseau du Rocher in einem Interview mit Radio Vatikan. Damit läuft ein Amtsenthebungsverfahren gegen Frau Duterte im Senat an. Um welche Vorwürfe geht es?

?Das war zum einen das Mordkomplott gegen den Präsidenten, zum anderen auch Korruption im großen Stil. Eine Untersuchung hat ergeben, dass sie als Bildungsministerin rund 10 Millionen Euro aus dem Etat missbräuchlich verwendet haben soll. Außerdem wird ihr vorgeworfen, Chinas aggressives Vorgehen gegen die Philippinen im Südchinesischen Meer nicht energisch genug verurteilt zu haben. Das ist also eine ganze Reihe von Gründen.“

Landet Rodrigo Duterte vor Gericht?

Nun ist zwar auch der Marcos-Clan der Korruption verdächtig; er soll Steuergelder in Milliardenhöhe für sich abgezweigt haben. Doch das bleibt derzeit ungeahndet. Stattdessen bedeutet das Votum der Abgeordneten nun für den Duterte-Clan einen schlimmen Rückschlag. Saras Vater Rodrigo Duterte hat in seiner Zeit als Bürgermeister auf Mindanao wie in den Jahren an der Spitze des Staates eine grausame Anti-Drogen-Kampagne durchgeführt, der auch Tausende von Unschuldigen zum Opfer gefallen sein sollen. Die katholische Kirche setzt sich für eine Aufarbeitung dieses Dramas ein, Duterte könnte vor Gericht landen.

?Die Dutertes sind also in einer ziemlich unbequemen Position. Gegen Rodrigo Duterte wird wegen seines Drogenkriegs noch immer vom Internationalen Strafgerichtshof ermittelt; seit November letzten Jahres ist das auch Gegenstand eines Untersuchungsausschusses im Repräsentantenhaus von Manila. Und seine Tochter hat sich in der Tat etwas ungeschickt verhalten, so dass die politischen Kreise heute an ihrer Fähigkeit zweifeln, ihre Aufgaben erfüllen zu können.“

Ein Mordkomplott und ?kein Witz“

Damit zielt die Expertin vor allem auf die Aussage von Frau Duterte vom November, falls sie getötet werde, werde das Präsident Marcos nicht überleben. Und auch nicht seine Frau sowie sein Cousin, der Präsident des Abgeordnetenhauses. Das sei ?kein Witz“, fügte die Vizepräsidentin auf Facebook noch hinzu.

Familienfehde an der Spitze der Philippinen - eine Analyse von Radio Vatikan

?Erinnern wir uns daran, dass ihr Vater während seiner Amtszeit mehrfach seine Vizepräsidentin, mit der er sich überworfen hatte, bedroht und versucht hat, sie ins Gefängnis zu bringen. Bei den Dutertes werden Probleme also etwas hemdsärmelig gelöst, und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie tatsächlich einen Auftragskiller angeheuert hat. Natürlich zeigt das auch, dass sie sich von Marcos bedroht gefühlt hat.“

Der Präsident schweigt

Der Präsident schweigt sich zu dem geplanten Amtsenthebungsverfahren gegen Sara Duterte vornehm aus. Vielleicht will er die Fehde nicht zu weit treiben.

?Er sollte kein Interesse daran haben, Sara Duterte zu schaden – höchstens daran, sie zu neutralisieren. Der Marcos-Clan hat sich durch seine jahrelangen Ämter an der Spitze des Staates bereichert. Es darf ihm oder seinem Clan also niemand in die Quere kommen, wenn Marcos junior laut Verfassung 2028 aus dem höchsten Amt ausscheidet. Man sieht, dass sich sein Vetter, der Präsident des Abgeordnetenhauses, schon für eine Kandidatur 2028 warmläuft. Die Familie tut also alles, um weiter die Politik der Philippinen zu bestimmen.“

?Es ist offensichtlich, dass die Dutertes nicht lockerlassen werden“

Im Juni wird sich der Senat mit einer möglichen Amtsenthebung von Sara Duterte beschäftigen. Abschreiben sollte man die Politikerin aber noch nicht.

?Es ist offensichtlich, dass die Dutertes nicht lockerlassen werden. Sara Duterte ist eine Kämpfernatur, sie wird sicherlich Widerstand leisten. Im Mai 2025 finden Zwischenwahlen statt, um einen Teil des Parlaments und die Hälfte des Senats neu zu bestimmen. Da wird man also einen ersten Hinweis sehen, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln werden. Ich glaube, dass das Spiel noch sehr offen ist. Auf längere Sicht ist das keine gute Nachricht, weil der politische Raum der Philippinen von diesen Streitereien besetzt wird, die sicherlich weiterhin die Glaubwürdigkeit der politischen Akteure schwächen werden. Dabei gäbe es eigentlich weitaus dringendere Herausforderungen zu bewältigen.“

Und wer kümmert sich um den Reispreis?

Herausforderungen, auf die Kirchenleute im Land der tausend Inseln hinzuweisen nicht müde werden. Nur ein Beispiel: Die Reispreise sind explodiert, vor ein paar Tagen wurde deswegen der Lebensmittel-Notstand ausgerufen. Erzbischof José Advincula von Manila hat Ende letzten Jahres angesichts der Familienfehde an der Spitze des Staates zum Gebet für die politischen Führer aufgerufen. Persönliche Interessen und politische Fragen sollten nicht die Nation spalten. ?Wir beten dafür, dass sie die Demut haben, einander mit Respekt zuzuhören und gemeinsam zum Wohle des Landes zu handeln“, so Advincula.

Das Interview führte Marie Duhamel von Radio Vatikan.

(vatican news)
 

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14. Februar 2025, 09:30