Neuer Campo-Santo-Rektor will renovieren, integrieren und inspirieren
Mario Galgano - Vatikanstadt
Ganz oben auf seiner Agenda steht das Großprojekt ?Campo Santo“. Der Gebäudekomplex, zu dem der berühmte deutsche Friedhof, die Kirche, ein Priesterkolleg und Gästeunterkünfte gehören, leidet seit Jahren unter massiven Wasserschäden. Vor allem der Gästetrakt muss dringend saniert werden. ?Das wird dicke Bretter erfordern“, sagt Klasvogt. Zwar hat das Auswärtige Amt bereits 16 Millionen Euro für die Renovierung zugesagt, allerdings unter der Bedingung, dass auch die Erzbruderschaft – Eigentümerin des Geländes – ihren finanziellen Beitrag leistet.
Mehr als nur ein Friedhof
Doch der Campo Santo ist für Klasvogt weit mehr als ein Bauprojekt. ?Es ist ein geistiges und kulturelles Zentrum, mitten im Herzen des Vatikans“, betont er. Der neue Rektor sieht in der besonderen Lage – in unmittelbarer Nähe des Petrusgrabes und der päpstlichen Gemächer – eine Verpflichtung: ?Unser Nachbar ist der Papst. Mit Beginn eines neuen Pontifikats wird ein neues Kapitel Kirchengeschichte geschrieben. Gleichzeitig beginnt für mich ein neues Kapitel meiner Lebensgeschichte.“
Klasvogt, der promovierter Pastoraltheologe und Sozialethiker ist, sieht seine Aufgabe darin, die verschiedenen Institutionen des Campo Santo – das Priesterkolleg, die Erzbruderschaft, die Görres-Gesellschaft und den Schwesternkonvent – stärker miteinander zu vernetzen. ?Wir sind alle Kinder Gottes, mit unterschiedlichen Berufungen und Charismen. Einheit und Vielfalt müssen in Balance bleiben.“
Begegnungsort für Pilger und Kulturen
Auch Pilger und Besucher sollen den Campo Santo neu erleben können. ?Menschen treten ein in das Innerste des Vatikans – auf einen Friedhof, der eine besondere Atmosphäre hat“, so Klasvogt. ?Man geht anders heraus, als man hineingekommen ist. Das ist eine Form der Evangelisierung.“
Dabei denkt der neue Rektor über die deutschsprachige Tradition hinaus. Der Campo Santo sei historisch auch für Flamen, Belgier, Niederländer, Südtiroler und Schweizer von Bedeutung – und heute ein Ort der Begegnung für ganz Mitteleuropa bis hin nach Osteuropa. ?Unterschiedliche kirchliche Kulturen treffen hier aufeinander: Länder, die Jahrzehnte unter dem Kommunismus litten, und westliche Gesellschaften, geprägt von den 68ern. Diese Vielfalt ist eine Herausforderung, aber auch ein Reichtum.“
Wissenschaft und Seelsorge
Wie möchte sich Klasvogt selbst einbringen – eher als Wissenschaftler oder als Seelsorger? Der Rektor lächelt über die Frage: ?Sie können mich nicht so leicht einordnen.“ Seine Biografie sei vielfältig: Philosophie, Theologie, Seelsorge, Akademieleitung. ?Der Ort wird mir sagen, welche Aufgabe ansteht. Wichtig ist, dass wir den Campo Santo nicht nur als historische Bruderschaft verstehen, sondern dass daraus eine lebendige, moderne Spiritualität erwächst.“
Ein Nachbar für Papst Leo XIV.
Sein Amtsantritt am Sonntag fällt auf ein besonderes Datum: Am 14. September feiert Papst Leo XIV. seinen 70. Geburtstag. Klasvogt will die Nachbarschaft zum Papst aktiv gestalten – und dessen Akzente aufnehmen. ?Leo XIV. beruft sich bewusst auf die katholische Soziallehre. Ich möchte dieses Anliegen aufgreifen und in die Ortskirche hineintragen – als eine Art Transmissionsriemen“, sagt er.
Für den Campo Santo Teutonico beginnt damit eine neue Ära – zwischen Sanierungsarbeiten, geistlicher Erneuerung und internationaler Begegnung. Oder, wie es Klasvogt selbst formuliert: ?Unser Leitmotiv sollte das sein, was auch der Papst bei seiner Einführung sagte: In der gegenseitigen Liebe eins zu sein und so ein Zeugnis für die Welt zu geben.“
(vatican news)
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