Bischof Kr?mer beim Bischofskurs im Vatikan: ?Gute M?glichkeit der Begegnung"
Christine Seuss - Vatikanstadt
Frage: Herr Bischof, was bringt der Bischofskurs in Rom?
Bischof Krämer: Man fragt sich ja immer, ob man sich die Zeit nehmen soll für so einen Kurs, aber es ist natürlich vor allem auch eine Möglichkeit der Begegnung mit vielen Bischöfen. Das ist für mich das Spannendste, dass ich sehr viele Bischöfe kennenlerne, wirklich aus allen Teilen der Welt. Und dadurch, dass jetzt auch beide Kurse zusammen sind und wir jetzt heute und gestern auch mit den Bischöfen zusammen sind, die zum Dikasterium für die Evangelisierung der Völker gehören, treffe ich natürlich auch viele aus den Ländern, mit denen ich über viele Jahre hinweg auch sehr engen Kontakt hatte als Präsident des Hilfswerks Missio.
Frage: Ist das vernünftig, dass man die Bischöfe, die ja doch sehr disparate Themenbereiche beackern müssen, dann auch zusammensetzt, zwei Tage konzentriert?
Bischof Krämer: Ich bin an sich sehr froh darüber - und ich merke, dass das auch allgemein von den anderen Teilnehmern so gesehen wird, dass wir zusammen sind. Die Trennung ist etwas künstlich-administrativ, weil eben für die Bischöfe unterschiedliche Stellen im Vatikan zuständig sind. Aber im letzten Sinne sind es Diözesen mit denselben Problemen und auch Nachbar-Diözesen, sodass es gut ist, wenn man zusammen ist und sich austauschen kann. Von daher genießen wir jetzt diese zwei Tage, die wir mit allen zusammen verbringen.
Frage: Der Bischofskurs im Vatikan ist eine ?Full Immersion“ in alle Belange, die wichtig sein könnten in Ihrem Amt. Gibt es etwas, das Ihnen fehlt in diesem Kurs?
Bischof Krämer: Man kann natürlich alles immer noch verbessern und wir diskutieren auch untereinander noch viele Dinge. Es gäbe sicher manche Themen, die noch intensiver hätten behandelt werden können. Das ganze Thema Missbrauch und Safeguarding ist zum Beispiel ein Thema, wo ich erwartet hätte, dass da noch mehr Zeit zur Verfügung steht. Auch der ganz praktische Kontakt mit den Dikasterien, die dann auch für Fragen Ansprechpartner sind, mit denen wir als Diözesen beschäftigt sind – da ist einiges geschehen, aber da könnte man sich vorstellen, vielleicht auch nochmal einen etwas unmittelbaren Kontakt mit dem Alltag der Arbeit der Dikasterien hier an der Kurie zu erhalten. Das würde, glaube ich, viele Dinge dann auch einfacher machen, wenn man versteht, wie die Dinge hier laufen. Dann kann man, wenn Fragen aufkommen, viel schneller sich an die richtige Adresse wenden und zu Lösungen kommen. Da kann man sicher noch das eine oder andere verbessern. Also ganz pragmatisch auch. Als Bischof denkt man praktisch.
Frage: Haben Sie schon eine Idee, wie Sie das Gehörte umsetzen? Oder denken Sie eher: Eigentlich läuft bei uns schon alles so in die Richtung, die uns hier angezeigt wird?
Bischof Krämer: Ja, es läuft sicher vieles in die Richtung, aber es kann eben auch noch besser werden und noch reflektierter angegangen werden. Vor allem das Thema Synodalität zeigt eben, dass wir an der Kultur in unserer Kirche arbeiten müssen. An der Gesprächs- und Diskussionskultur, an der Kultur des Ernstnehmens aller Beteiligten. Da sind wir grundsätzlich nie am Ende. Da haben wir auch noch in Deutschland, denke ich, Punkte, wo wir noch arbeiten können. In meiner Diözese ist man in der Synodalität eigentlich schon relativ weit, aber wir spüren, dass trotzdem die Spiritualität der Synodalität noch ein Thema ist, das noch eine Herausforderung für uns darstellt.
Frage: Warum?
Bischof Krämer: In Deutschland denken wir doch in vielerlei Hinsicht eher pragmatisch und haben dann eher die klaren Strukturen und klare Entscheidungsprozesse, was auch wichtig und gut und wertvoll ist. Aber es kommt eben auch sehr darauf an, wie man miteinander spricht und wie man sich gegenseitig immer wieder versichert, dass man auf derselben Grundlage steht und dass es um dasselbe Ziel geht. Letztlich tun wir das alles als Kirche Jesu Christi, und das muss auch im ganz alltäglichen Miteinander immer wieder deutlich werden. Dann laufen die Dinge meiner Erfahrung nach am Schluss auch deutlich besser.
Frage: Nachdem Sie jetzt neun Monate in Ihrer Diözese tätig sind, wo würden Sie sagen, läuft es denn jetzt schon richtig gut? Worauf sind Sie schon stolz?
Bischof Krämer: Da ich natürlich ein Bischof bin, der die Diözese gut kennt, weil ich aus der Diözese stamme und auch verantwortlich in den letzten Jahren an vielen Stellen mitgewirkt habe, war natürlich die Erwartung, dass ich nicht ein Jahr warte und zuschaue, sondern dass wir Dinge, die jetzt auch wirklich eilig sind, auch zügig angehen. Wir haben schon begonnen, über die pastoralen Strukturen und die pastoralen Schwerpunkte der nächsten Jahre nachzudenken. Denn da kommen natürlich große Veränderungen auf die deutsche Kirche insgesamt zu, auch auf meine Diözese: dass wir weniger Personal haben werden, dass die Finanzen zurückgehen werden und dass wir in einer Gesellschaft leben, die sich weiter vom Glauben entfernt. Das sind ganz praktische Herausforderungen, es ist aber vor allem auch eine pastorale und spirituelle Herausforderung. Da haben wir schon erste Schritte getan, wollen auch bis zum Ende des Jahres erste Entscheidungen getroffen haben. Dann wird es aber weitergehen mit diesem Prozess, weil er natürlich sehr umfangreich und vielschichtig ist und eigentlich fast alle Fragen des kirchlichen Lebens irgendwo betrifft. Aber es ziehen viele mit und bringen ihre Ideen ein, und das macht mir Mut und Hoffnung, dass wir den Weg gut vorangehen können.
Am Donnerstag treffen die Bischöfe des diesjährigen einwöchigen Vatikan-Kurses Papst Leo XIV., der bis zum Tod von Papst Franziskus am 21. April dieses Jahres das Bischofsdikasterium leitete. Neu ist in diesem Jahr, dass die Begegnung mit dem Papst auf drei Stunden angesetzt ist und nicht nur eine Ansprache, sondern auch eine Arbeitseinheit der Bischöfe beinhaltet.
(vatican news - cs)
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