Vatikan richtet drittes ?Welttreffen der Geschwisterlichkeit“ aus
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Am Freitag, 12. September, tagen zunächst Arbeitsgruppen zu Themenbereichen wie Politik, Wirtschaft oder KI an vielerlei Orten in Rom. Ihre Ergebnisse fließen ein in eine feierliche Sitzung auf dem römischen Kapitol am Samstag, 13. September. Bei dieser Sitzung werden Nobelpreisträger und weitere Prominente federführend sein. Der Samstagabend gehört dann einem Kultur-Event auf dem Petersplatz, bei dem auch der italienische Tenor Andrea Bocelli sowie die US-Sänger Pharrell Williams und John Legend auftreten werden.
?Unsere demütige Absicht besteht darin, der Menschheit den Horizont der Geschwisterlichkeit als zentral für eine neue Weltordnung aufzuzeigen.“ Das sagte der italienische Kardinal Mauro Gambetti am Freitag vor der Vatikanpresse. Gambetti leitet die vatikanische Stiftung ?Fratelli tutti“, die das Welttreffen ausrichtet.
Koordinaten für den epochalen Wandel unserer Zeit
?Das Prinzip der universellen Geschwisterlichkeit kann die Koordinaten bieten für den epochalen Wandel, den wir derzeit alle erleben. Es geht darum, ihn im Respekt vor Unterschieden, in Harmonie mit der Schöpfung und unter Wahrung der Würde und Freiheit jedes Menschen zu gestalten. Zu Beginn, am Freitagmorgen, wird Papst Leo XIV. die Teilnehmenden empfangen. Was die feierliche Sitzung vom Samstag betrifft, hoffen wir, eines Tages eine Art Zehn Gebote des Menschlichen vorlegen zu können – eine Art von Manifest, das auf den Punkt bringt, was genau es uns heute erlaubt, uns als Geschwister anzuerkennen und Unmenschlichkeit in unserer Kultur – in allen Kulturen – zurückzuweisen.“
Vernetzt und isoliert
Eines der bekannten Gesichter, die beim ?Welttreffen der menschlichen Geschwisterlichkeit“ eine Rolle spielen werden, gehört der Journalistin Maria Ressa von den Philippinen; ihr wurde wegen ihres mutigen Einsatzes für Pressefreiheit in ihrem Land 2021 der Friedensnobelpreis zugesprochen. In einer kurzen Videobotschaft, die an diesem Freitag vor der Presse abgespielt wurde, sagt Ressa:
?Wir stehen vor einem Paradox: Wir sind untereinander vernetzter denn je – und gleichzeitig isolierter denn je. Wir haben eine unglaubliche Technologie, aber die Ungleichheit wächst. In solchen Zeiten ist menschliche Geschwisterlichkeit kein nice-to-have, sondern wesentlich für unser Überleben. Wählen wir Verbindung statt Spaltung, geteilte Verantwortung statt Gleichgültigkeit! Wir wollen in diesem September in Rom eine neue Geschichte der Hoffnung schreiben.“
Viel Zeit werden die Teilnehmer des Meetings von Rom Mitte September mit der Vernetzung untereinander verbringen. Das wird aus dem deutlich, was der Generalsekretär der ?Fratelli-tutti“-Stiftung an diesem Freitag sagte. Es ist der Jesuit Francesco Occhetta.
?Bei den 15 Runden Tischen am Freitag ist die Begegnung ganz wichtig. In einer Zeit des Individualismus erarbeiten hier ganz unterschiedliche Persönlichkeiten eine Antwort, die sozusagen die der internationalen Gemeinschaft ist. In jedem Bereich des sozialen Lebens soll die Wurzel der gemeinsamen Menschlichkeit wiederentdeckt werden. Wir alle – und ganz speziell Sie Journalisten – wissen ja, wie unglaublich dünn die Linie ist, die das Menschliche vom Unmenschlichen trennt. Und um sie nicht zu überschreiten, braucht es eine Gemeinschaft der Köpfe und Herzen und auch des Mutes. So unterschiedlich die Teilnehmenden auch von ihrer Kultur, Tradition, Sprache, Religion oder Generation auch sind – alle wollen auf denselben Horizont schauen.“
Nicht nur schöne Worte
Occhetta legt Wert darauf, dass es bei diesem Prozess nicht nur um schöne Worte und einen Fototermin mit dem Papst geht. ?Solche Runden Tische haben jetzt schon eine mehrjährige Erfahrung, und ich lege Wert auf die Feststellung, dass sie schon konkrete Ergebnisse hervorgebracht haben. Letztlich geht es uns allerdings nicht um ein offizielles Dokument: Wir wollen vielmehr vor aller Welt einen moralischen Anspruch an uns selbst stellen und uns dann darauf verpflichten, dass er in den verschiedenen Teilen der Welt eingelöst wird.“
Am Samstagnachmittag haben die Teilnehmenden am Meeting die Gelegenheit, durch die Heilige Pforte des Petersdoms zu gehen, erläuterte der Jesuit. Das Schluss-Event vom Samstagabend auf dem Platz vor der vatikanischen Basilika solle dann dafür sorgen, dass es nicht bei abstrakten Begriffen bleibe, sondern dass man auch gemeinsam feiere.
Im Geist des verstorbenen Papstes Franziskus
Inspiriert wird das Ganze von der vom Oktober 2020. ?Unter der Nummer 103 erinnert uns der Papst daran, dass Geschwisterlichkeit mehr ist als das Aufstellen von Regeln, um Freiheit und Gleichheit zu garantieren. Ohne Geschwisterlichkeit gäbe es Gleichheit oder Freiheit gar nicht!“ Bei der ersten Reise eines Papstes auf die arabische Halbinsel hat Franziskus 2019 zusammen mit dem islamischen Großscheich Ahmad el-Tayyib in Abu Dhabi eine veröffentlicht.
(vatican news)
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